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Die Frauen von Savannah

Die Frauen von Savannah

Titel: Die Frauen von Savannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Hoffman
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Strand.
    Nebeneinander wanderten wir über den Sand und plauderten und betrachteten Muscheln.
    »Wir sind so weit«, sagte Oletta und strich Sand von ihrem Schatzsucher, während Chessie den Sonnenschirm zumachte. Nadine reichte mir die Decke, schwang sich die Strandtasche über die Schulter, und wir gingen Richtung Wagen. Oletta und Chessie hinkten hinterher, sie lachten und neckten sich wie Schulkinder.
    Ich folgte Nadine über den Strand, um eine Düne herum und einen schmalen Weg entlang. Als wir unter ein paar Bäumen hindurchgingen, trat plötzlich ein Mann mit einem Cowboyhut aus dem Schatten. Er hob die Hand, und etwas machte Klick . Eine silbrige Klinge blitzte im Sonnenlicht auf.
    Nadine schnappte nach Luft. Ich erstarrte.
    Der Mann trat auf Nadine zu, in seinen Augen funkelte ein Hass, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. »Ein Wort oder eine Bewegung, und ich schneid dir die Kehle durch.« Er griff nach ihrer Kette und riss sie ihr mit einem so kräftigen Ruck ab, dass sie das Gleichgewicht verlor und in den Sand fiel.
    Der Mann wandte sich mir zu und sah mich mit einem wilden Blick an. Ein unaussprechliches Entsetzen schnürte mir die Kehle zu. Ich hatte so eine Angst, dass ich am ganzen Körper zitterte. Mir glitt die Decke aus der Hand. Dann ging sein Blick zurück zu Nadine.
    »Die Uhr her«, sagte er und richtete mit einer Hand das Messer auf ihre Nase, während er mit der anderen die Kette in seiner Jeanstasche verschwinden ließ.
    Nadine fingerte an ihrer Uhr herum, ihre Hände zitterten, als sie versuchte, die Schnalle zu lösen.
    »Schneller, Drecksnigger«, grollte er und fuchtelte ihr mit dem Messer vor dem Gesicht herum.
    Nadine löste sich die Uhr vom Handgelenk, und er riss sie ihr aus den Fingern.
    »Ein Ton, und du bist tot«, sagte er und starrte uns so hasserfüllt an, dass mir die Knie schlotterten. Er trat ein paar Schritte zurück und schaute über seine Schulter. Aus dem Augenwinkel sah ich Chessie wie ein Schlachtschiff durch den Sand auf uns zukommen und ihren Steinebeutel an der Seite schwingen. Hinter Chessie tauchte Oletta auf, den Schatzsucher hoch erhoben wie eine Waffe.
    Es machte Wusch, Wusch, Wusch , als Chessie den Beutel immer schneller kreisen ließ. Der Blick des Mannes flitzte von links nach rechts, und als ich schon dachte, er würde sich umdrehen und wegrennen, zielte er mit dem Messer auf Chessies Kehle und sprang vor. Sie drosch ihm den Steinbeutel mitten ins Gesicht, so fest, dass man ein scharfes Krachen hörte. Sein Hut flog weg, und er jaulte vor Schmerz auf und fiel auf die Seite.
    Er krümmte sich, schlug die Hände vors Gesicht, ächzte und stöhnte, und zwischen seinen Fingern lief Blut hervor.
    »Gehen wir«, sagte Nadine, schnappte sich die Decke und nahm mich beim Arm.
    Wir rannten den Weg hinunter, um einen Stapel Kanus herum und zum Wagen. Hinter uns donnerten Oletta und Chessie, ich hörte sie laut keuchen. Wir krabbelten irgendwie ins Auto, Nadine ließ den Motor an, und als wir auf den Highway kamen, fuhr sie so schnell, dass mir die Augen tränten.
    Oletta rief über das Windgeräusch hinweg: »Nadine, halt mal an einer Tanke an, damit wir die Polizei rufen können!«
    »Was glaubst du denn, was die machen?«, rief Nadine zurück. »Meinst du, die glauben drei farbigen Frauen, die einen weißen Mann anzeigen?« Ihre Kinnpartie verhärtete sich, und sie trat aufs Gas.
    Chessie drehte sich um. »Nadine hat recht. Es gibt keine Gerechtigkeit.«
    Oletta nickte und legte mir den Arm um die Schultern. Ich sank tief in den Sitz und betrachtete die Landschaft, bis sie vor meinen Augen verschwamm. Mein Magen war verknotet, ich schloss die Augen, schmiegte mich an Oletta und hoffte, mir würde nicht schlecht werden.
    Als wir bei Tante Tootie ankamen, eilte Nadine hinein, um ihren Mann bei der Arbeit anzurufen, während Chessie und ich mit langsamen, benommenen Handgriffen den Kofferraum ausluden. Noch als wir die Kühlbox ins Haus trugen, wurde ich das Bild dieses Mannes nicht los – wie er Nadine angeschaut hatte, und wie seine Augen zu Schlitzen aus reinstem Hass wurden. Ich dachte an all die schrecklichen Geschichten aus den Büchern, in denen Schurken mit bösen Augen dafür gesorgt hatten, dass ich nachts ganz starr vor Angst wach lag. Aber egal, was sie getan hatten oder zu tun drohten, ich wusste immer, dass ich das Buch zumachen und sie damit verjagen konnte. Aber der Mann in Tybee war echt gewesen, und was er getan hatte, veränderte mein Weltbild.

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