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Die Frauen von Savannah

Die Frauen von Savannah

Titel: Die Frauen von Savannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Hoffman
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Oletta so kluge Sachen, dass ich ganz perplex war.
    Ich lächelte, bückte mich und hob eine Muschel auf. »Kommst du oft hierher?«
    »Ich versuch’s. Ist noch nicht so lange her, dass Farbige hier gar nicht hindurften. Nicht nur an den Strand nicht, die ganze Insel war gesperrt – außer man hat hier gearbeitet. Und dann ist eines Tages eine Gruppe farbige Jugendliche einfach trotzdem hergekommen. Gott, waren die mutig. Sie sind im Meer geschwommen und hatten ihren Spaß, bis die Polizei kam und sie in den Knast gesteckt hat. Das gab ordentlich Proteste, und dann ging das immer so weiter, und hat nicht allzu lang gedauert, und dann wurde die Rassentrennung in Tybee irgendwann aufgehoben. Seitdem komm ich immer mit Chessie und Nadine hierher.«
    Wir machten kehrt und gingen über den Strand zurück. Oletta schwenkte ihren Schatzsucher hin und her. Manchmal knackte er, dann blieb sie stehen und sah hoffnungsvoll zu, wie ich den Sand umgrub, um schließlich ein Stückchen Draht zu finden oder einen rostigen Kronkorken. Mir wurde das ganze Schatzsuchergeschäft bald langweilig, aber sie war glücklich damit, einfach weiterzutrotten und vor sich hin zu summen.
    In der Ferne gingen Paare am Strand entlang, hielten sich an der Hand und küssten sich manchmal.
    »Oletta, hast du eigentlich einen Freund?«
    Sie sah mich an und runzelte die Stirn. »Himmel, nein. Männer interessieren mich schon lange nicht mehr. Der letzte Mann, mit dem ich ausgegangen bin, war wirklich nett, aber er hat zu viel geredet. Ist mir nach einer Weile auf die Nerven gegangen. Außerdem hieß er Scrub Hardy, und ich kann keinen Kerl ernst nehmen, der heißt wie ein Putzmittel.«
    Ich sah sie durchdringend an. »Ist das wahr, oder hast du dir das gerade ausgedacht?«
    »Die reine Wahrheit«, sagte sie und nickte. Aber ihr Augenzwinkern sagte das Gegenteil, und ich musste lachen.
    Als ich gerade fragen wollte, ob ich etwas näher ans Wasser gehen darf, keckerte der Schatzsucher plötzlich los.
    Olettas Gesicht hellte sich auf. »Grab mal genau hier«, befahl sie und zeigte in den Sand.
    Ich ging auf die Knie und grub ein Loch, aber da war nichts.
    »Buddel einfach weiter, irgendwas ist da.«
    Ich stieß den Spaten tiefer in das Loch und holte den Sand mit bloßen Händen heraus. »Nein. Fehlalarm«, sagte ich und blinzelte zu Oletta hinauf.
    »Sicher?«
    Ich steckte die Hände noch einmal in das Loch. »Da ist nichts … oh, warte mal. Etwas hatte mich in den Finger gestochen. Ich zog es aus dem Sand und reichte es Oletta. Sand und Schmutz fielen ab, als sie es an ihrem Kleid rieb. Es sah aus wie eine Stricknadel mit einem roten Edelstein drauf.
    Oletta zog die Nase kraus. »Na, wenn das mal nicht ’ne alte Hutnadel ist.«
    »Oh mein Gott. Oletta, meinst du, das ist ein Rubin?«, fragte ich und berührte den facettierten Stein.
    Sie schürzte die Lippen. »Sieht mir eher nach Glas aus. Geh mal damit ans Wasser und wasch es ab, ja? Aber geh nicht zu tief rein.«
    Ich ging ans Wasser und watete vorsichtig hinein. Die schaumige Brandung schlug an meine Knöchel und kitzelte mich. Nachdem ich die Hutnadel so gut es ging abgewaschen hatte, rannte ich zu Oletta zurück und gab sie ihr.
    Sie inspizierte sie von allen Seiten. »Na ja, sieht nicht aus, als wär das groß was wert, aber hübsch ist es allemal.« Sie steckte sich die Hutnadel hinten ans Kopftuch. »Wie sieht das aus?«
    Ich lachte. »Als hättest du eine Antenne am Kopf.«
    Oletta griff nach oben, ließ die Finger über die Hutnadel gleiten und lächelte, als gefiele ihr der Gedanke. »Lass uns was mittagessen«, sagte sie und legte mir den Arm um die Schultern. »Ich muss mich mal setzen.«
    Als wir an unserem Fleckchen Strand ankamen, war Chessie unten am Wasser und tauchte etwas in die Wellen. Im Schatten des Schirms saß Nadine auf einem Stuhl und fädelte Perlen auf einen dünnen Silberdraht. »Was gefunden?«, fragte sie.
    »Nur das hier«, sagte Oletta, ließ sich auf einem Stuhl nieder und beugte sich zu Nadine.
    Nadine schob sich die Sonnenbrille auf die Nasenspitze. »Was guckt denn da aus deinem Kopf?«
    »’ne alte Hutnadel«, sagte Oletta und streckte die Beine aus. »Hast du was gefunden?«
    »Nee, ich hab schon vor ’ner Stunde aufgegeben«, sagte Nadine und bearbeitete die Enden des Silberdrahts mit einer kleinen Zange. »Dann bin ich wieder hergekommen und hab das Armband gemacht. Hier, CeeCee, für dich.«
    »Wirklich? Das hast du für mich gemacht?«
    »Klar.

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