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Die Frauen von Savannah

Die Frauen von Savannah

Titel: Die Frauen von Savannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Hoffman
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waren, und als die Luft rein war, flitzte ich auf die Straße und legte Miz Hobbs’ BH auf die hintere Stoßstange des Streifenwagens. Auf dem Kofferraumdeckel stand, quer über dem BH , das eine Wort, das ich auf dem Bild haben wollte: P-O-L-I-C-E.
    Ich machte schnell das Foto und sah zu, dass ich nach Hause kam. Ich kicherte den ganzen Weg über.
    Am nächsten Morgen setzte ich mich schon früh an den Schreibtisch in meinem Zimmer und adressierte einen Umschlag an Miz Hobbs. Ich klebte eine Briefmarke in die Ecke, zog meinen Block heraus und schrieb:
    Guten Morgen, Violene,
    wie geht’s Earl eigentlich so?
    Viele Grüße,
    Dein BH
    Ich sah auf die Uhr und stellte fest, dass ich zu spät zum Frühstück kommen würde, wenn ich mich nicht beeilte. Also ließ ich alles auf dem Schreibtisch liegen und rannte ins Bad, um schnell zu duschen. Beim Haarewaschen dachte ich: Würde Miz Hobbs verrückt werden, wenn sie den Brief bekam? Was glaubte sie, wer ihr die Fotos schickte?
    Ich verspürte ein freudiges Kribbeln, als ich mir ihr entsetztes Gesicht vorstellte, wenn sie meine Umschläge öffnete, und ich musste laut lachen, als ich mich abtrocknete und in meinen Bademantel schlüpfte. Aber als ich aus dem Badezimmer tapste, schwand meine Freude.
    Auf meinem Bett saß – mit Brief, Foto und Umschlag in der Hand – Oletta. Sie blinzelte nicht, bewegte keinen Muskel. Eine grauenhafte Stille senkte sich auf mein Zimmer. Als sie schließlich sprach, war ihre Stimme tief und ernst.
    »Das treibst du also? Findest du, so was tut eine junge Dame? Ich hab mir Gedanken gemacht, wo du bleibst, und bin raufgekommen, um nach dir zu sehen. Und was finde ich?« Sie sah auf die Dinge in ihrer Hand. »Was soll das eigentlich, Fotos von einem BH machen und Briefe an Miz Hobbs schreiben? Kannst du mir das mal sagen?«
    Ich durchquerte mit weichen Knien das Zimmer und setzte mich auf den Stuhl ihr gegenüber. Mit zwischen den Knien gefalteten Händen gestand ich. Ich erzählte Oletta von Miz Goodpepper und den fliegenden Schnecken, und wie Earl, der verheiratete Polizist, mit seiner Zorro-Maske und in Unterhosen auf der Veranda herumgetanzt war und Miz Hobbs’ BH geschwungen hatte, und wie Miz Hobbs die Treppe hinuntergerannt war und sich den Kopf aufgeschlagen hatte. Am Schluss meiner Beichte erzählte ich Oletta, wie ich den BH im Gebüsch gefunden hatte, als sie und ich schwimmen gewesen waren.
    Oletta schüttelte den Kopf. »Dann hast du das aus reiner Bosheit gemacht? Echt wahr?«
    Ihr Gesichtsausdruck war schlimmer, als wenn sie die Stimme erhoben und mich ausgeschimpft hätte. Ihre Mundwinkel waren so weit nach unten gesunken, dass es mir im Innersten wehtat, ich stürzte aus dem Himmel unserer Freundschaft hinab und sah mich selbst verglühen.
    Oletta erhob sich, steckte Brief und Foto in den Umschlag und schob ihn tief in ihre Schürzentasche. Ihre Stimme war kaum zu hören, als sie mich noch einmal durchdringend ansah. »Hast du noch mehr Bilder?«
    Ich wusste, dass Leugnen zwecklos war, also ging ich auf die Knie, klappte die Ecke des Teppichs um und reichte ihr den Umschlag. Oletta zog das letzte Bild heraus; das, auf dem der BH über dem Ohr des Löwen an der Baumwollbörse hing. Mein Lieblingsbild. Ich hatte es mir bis zum Schluss aufgehoben. Tatsächlich mochte ich es so sehr, dass ich schon überlegt hatte, es für mich zu behalten.
    Sie schob auch dieses Bild in ihre Schürzentasche. »Wo ist der BH ?«
    Vor lauter Scham völlig unfähig, auch nur ein Wort zu sagen, ging ich zum Schrank. Langsam zog ich die Tür auf, holte den BH unter meinem Hut hervor und reichte ihn ihr.
    »Zieh dich an und komm runter.«
    Das war’s. Das war alles, was sie sagte. Aber als sie sich umdrehte und hinausschlurfte, ließ sie so sehr den Kopf hängen, dass es mir das Herz brach. Ich setzte mich aufs Bett, betrachtete mich im Spiegel und schauderte angesichts des Schadens, den ich angerichtet hatte. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wie ich das je wiedergutmachen konnte.
    Oletta schaute nicht mal in meine Richtung, als ich in die Küche kam. Sie trug meinen Teller ins Frühstückszimmer, stellte ihn auf den Tisch und ging dann wieder ihrer Arbeit nach. Aber ihr Schweigen war wie das Ticken einer Bombe.
    Der Tag zog sich, eine quälende Minute nach der anderen, und sie sagte immer noch kein Wort. Sie hatte mich aus der Wärme ihrer Berührungen und der Freude ihres Lachens ausgestoßen, und das brachte mich um. Ich nahm an, es sei das

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