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Die Frauen von Savannah

Die Frauen von Savannah

Titel: Die Frauen von Savannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Hoffman
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lief leise, es wurde vor Sturm und Überschwemmungen in tief liegenden Gebieten gewarnt. Als das Licht anfing zu flackern und das Radio knackste, drehte Oletta es aus und sah aus dem Fenster. »Da ist ’n ordentlicher Sturm im Anmarsch. Hoffentlich haben wir noch Strom, bis das Kartoffelgratin fertig ist.«
    »Oh, ich liebe Kartoffelgratin. Habe ich ein paarmal mit Mrs Odell gemacht«, sagte ich und betrachtete die Zutaten auf dem Tresen. »Aber wofür ist der braune Zucker?«
    »Den streu ich nach der Sahne auf die Kartoffeln.«
    »Zucker auf Kartoffeln?«
    »Wo kommst du denn her, Kind?«, sagte Oletta lachend. »Zucker ist der beste Freund von allem Essen!«
    Mit einem lauten Schlag flog die Hintertür auf, dann waren Tante Tooties Schritte zu hören. »Es ist richtig fies draußen«, sagte sie, schüttelte ihren Regenmantel aus und hängte ihren Schirm an einen Haken in der Eingangshalle. »Kann das nicht mal aufhören zu regnen? Wenn ich nicht bald ein bisschen was im Garten mache, wird das der reinste Dschungel.«
    »Die nächsten Tage machen Sie sicher nichts im Garten«, sagte Oletta und schob die Kartoffelschalen in eine Papiertüte. »Im Wetterbericht haben sie gesagt, bis Samstag regnet’s.«
    »Bis Samstag? Bis dahin sind wir eh alle weggeschwommen, dann ist es auch egal, wie der Garten aussieht.« Tante Tootie kam durch die Küche und küsste mich auf die Wange. »Wie läuft dein Kreuzworträtsel?«
    Ich sah auf und zuckte die Achseln. »Ich komme nicht weiter.«
    Sie legte mir die Hand auf den Rücken und beugte sich über mich. »Was suchst du denn?«
    »Englischer Entdecker und erster Europäer am Victoriasee. Sein Nachname hat fünf Buchstaben, der erste ist ein S.«
    Sie runzelte die Stirn und dachte kurz nach. »Keine Ahnung. Tut mir leid, Schatz.«
    Sie ging durch die Küche, nahm den Kessel vom Herd, füllte ihn mit Wasser und sagte zu Oletta: »Ich war heute mit Minnie Hayes mittagessen. Sie lässt Sie sehr herzlich grüßen.«
    »Ich hab sie schon ewig nicht gesehen, wie geht’s ihr?«
    »Gut! Viel zu tun, wie immer. Sie ist jetzt Oma, ihre Älteste hat gerade eine kleine Tochter bekommen. Sie haben sie Dorie Bree genannt, ist das nicht süß?«
    Oletta lächelte und nickte, und ich hielt den Mund. Ich fand, es klang wie der Name eines Hafenschleppers.
    Tante Tootie setzte den Kessel auf und stellte den Herd an. Blaue Flammen leckten an seinen Seiten. »Und als wir mit den Familienthemen durch waren, hat Minnie mir eine ganz merkwürdige Geschichte erzählt. Der Sohn ihrer Nachbarn behauptet, er wäre drüben in Tybee von Schwarzen angegriffen worden. Haben Sie davon irgendwas mitbekommen?«
    Oletta und ich wechselten einen kurzen, lähmenden Blick. Ihre Lippen bewegten sich kaum, als sie sagte: »Ja, Ma’am. Hab ich von gehört.«
    »Na, dann warten Sie mal ab, bis Sie den Rest hören. Er heißt Lucas Slade. Minnie sagt, er hat als Jugendlicher die falschen Freunde gehabt, sie haben Autos geklaut, getrunken, Drogen genommen. Seine Eltern hatten es irgendwann satt, ihn immer wieder aus dem Jugendknast zu holen und Anwälte zu bezahlen, und wollten ihn schon fast enterben. Aber dann hat sein Daddy ihn erst mal auf eine Art Militärschule geschickt, in der Hoffnung, dass sie ihn da Mores lehren, aber Lucas ist rausgeflogen. Mit siebzehn ist er dann von zu Hause weggegangen und nicht mehr wiedergekommen.
    Und dann ist er vor ein paar Wochen aus heiterem Himmel bei seiner jüngsten Schwester aufgetaucht und hat Geld verlangt. Sie wollte ihm keins geben, da hat er sie fürchterlich zusammengeschlagen und ist mit ihrem Schmuck und ihrem Geldbeutel abgehauen. Seine eigene Schwester! Ist das nicht grauenhaft?«
    Auf Olettas Stirn glitzerten Schweißperlen. »Ja, allerdings.« Sie wich dem Blick meiner Tante aus und faltete die Papiertüte mit den Kartoffelschalen zu, langsam, eine Falte nach der anderen.
    »Und jetzt wird es richtig spannend. Das war nämlich genau an dem Tag, an dem Lucas ins Krankenhaus ging und behauptete, er wäre in Tybee überfallen worden. Na ja, Minnie sagt, ein Detective war im Krankenhaus und hat ihn befragt, und seine Geschichte passte vorne und hinten nicht zusammen. Und so hat eins zum anderen geführt, und plötzlich ist Lucas durchgedreht und hat den Polizisten angegriffen. Er ist ihm mit bloßen Händen an die Gurgel gegangen! Sie haben ihn in den Knast gesteckt, und die Polizei hat sich einen Durchsuchungsbefehl für seine Wohnung geholt. Raten Sie mal, was sie da

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