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Die Frauen von Savannah

Die Frauen von Savannah

Titel: Die Frauen von Savannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Hoffman
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hatte es sich anders überlegt. Ich bekam doch keinen Ärger. Als der Bus anfuhr, lehnte ich mich mit der Stirn an den Baum und seufzte erleichtert auf.
    Am Montag ging ich zum Frühstück in die Küche und fragte mich, wie Oletta wohl gelaunt sein würde. Als sie mich in der Tür sah, lächelte sie wie immer. Sie erwähnte meine Reisechronik von Miz Hobbs’ BH mit keiner Silbe. Und ich auch nicht. Ich erzählte ihr auch nicht, dass ich gesehen hatte, wie sie den Brief abschickte. Wir nahmen unsere Freundschaft wieder auf, als wäre nichts geschehen.
    Am Mittwochnachmittag hatte ich es mir mit der aktuellen Ausgabe der National Geographic im kleinen Wohnzimmer gemütlich gemacht, als Tante Tootie nach Hause kam. Ich hörte sie mit Oletta über Miz Hobbs sprechen, also legte ich die Zeitschrift hin und ging in die Küche, wo Oletta gerade etwas aus dem Ofen zog.
    »Danke, dass Sie die Quiche für Violene gemacht haben, Oletta. Ich weiß, dass sie Ihnen ein Dorn im Auge ist. Mir ja auch. Aber vielleicht hat der Sturz sie ja ein bisschen zur Besinnung gebracht. Hoffen kann man ja.«
    Oletta grunzte, schlug die Quiche in ein Geschirrtuch ein und legte sie in einen Korb zu einem selbst gebackenen Brot und einem Glas Eingemachtem.
    Tante Tootie legte ein Band um den Griff des Korbs, machte eine Schleife und sagte: »Ich bringe ihr das schnell rüber, solange die Quiche noch warm ist.«
    Als Oletta mich an der Tür stehen sah, drehte sie sich zu Tante Tootie um und lächelte. »Cecelia hatte gefragt, ob sie das rüberbringen kann. Wenn Sie nichts dagegen haben?«
    Was? War sie verrückt geworden? Warum sagte sie so was?
    Ich wollte Miz Hobbs ungefähr so dringend sehen wie ich mir die Haare abfackeln wollte. Mir klappte der Mund auf, und ich wollte schon protestieren, da drehte Tante Tootie sich zu mir um und sah mich überrascht an. »Das ist aber nett von dir, Cecelia. Du bist wirklich lieb. Da freut Violene sich bestimmt, wenn du ihr den Korb bringst. Ich habe auch noch ein paar Blumen«, sagte sie, ging in die Speisekammer und kam mit einer kleinen Vase Rosen wieder.
    »Also, du weißt ja, wie Violene ist. Egal, was sie sagt oder wie sie dich nervt, versuch einfach, nett zu sein. Wenn sie mehr als eine Stunde redet, dann sei höflich und entschuldige dich. Erzähl ihr, du müsstest nach Hause und mir im Garten helfen.«
    Wenn sie mehr als eine Stunde redet!
    Ich drückte mich an den Türrahmen und funkte Oletta mit Blicken zu: Wie konntest du mir das antun?
    In Olettas Augen blitzte etwas Teuflisches auf, als sie mir den Korb reichte und sagte: »Miz Hobbs freut sich bestimmt, wenn du kommst.«
    Das war also meine Strafe. Der schwarze Karma-Bumerang hatte in der Luft kehrtgemacht und war vor meinen Füßen gelandet, und ich konnte rein gar nichts dagegen tun. Mit dem Korb in einer Hand und der Vase mit den Blumen in der anderen ging ich zur Tür. Aus dem offenen Küchenfenster hörte ich Oletta lachen.
    Ich ging seitlich ums Haus herum und murmelte vor mich hin, wie grausam meine Strafe doch sei. Wäre ich noch langsamer gegangen, wäre ich umgekippt. Ich blieb sogar ein paarmal stehen, um meine Schuhe neu zu binden.
    Als ich gerade bei ihr klopfen wollte, schwang die Tür weit auf. Und da stand Miz Hobbs, einen Verband um den Kopf, und grinste mich an, als wären wir beste Freundinnen.
    »Oh, das ist ja toll!«, rief sie begeistert. »Ich habe gerade auf dem Sofa gesessen und wäre fast eingenickt, da habe ich dich mit dem Korb und den Blumen auf dem Gehweg gesehen und mich gefragt, ob das wohl für mich ist.«
    »Ja, Ma’am. Ich wollte Sie auch gar nicht bei Ihrem Schläfchen stören«, sagte ich und drückte ihr die Vase mit den Rosen in die Hand. Als ich mich vorbeugte und den Korb hinter die Tür stellen wollte, um dann schnell abzuhauen, packte sie mich am Arm und zog mich hinein.
    »Komm rein und leiste mir ein bisschen Gesellschaft!«, sagte sie und machte so schnell die Tür zu, dass ich fast beiseitespringen musste. »Ich habe fürchterliche Nacken- und Schulterschmerzen, du kannst mich ein bisschen massieren.«
    Mir drehte sich der Magen um, als sie mich in ihr Wohnzimmer schob. Im Geiste sah ich Oletta die Küche sauber machen, bevor sie nach Hause ging. Mit einem unmissverständlichen Lächeln im Gesicht.

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Kapitel 20
    E s war ein trüber, regnerischer Mittwochnachmittag. Ich saß am Küchentisch und löste ein Kreuzworträtsel, Oletta stand an der Arbeitsfläche und schälte Kartoffeln. Das Radio

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