Die Frauen von Savannah
warmen Topf geht, aus einem lila Bikinioberteil. Um die Taille trug sie ein luftiges rotes Tuch, darunter eine schmale schwarze Hose. An Mittelfingern und Daumen hatte sie kleine goldene Scheiben befestigt. Die schlug sie aneinander, und daher kam der leise Ton fröhlicher Glöckchen.
»Was ist das denn?«
»Fingerzimbeln. Ich finde sie toll. Klingt zauberhaft, oder?« Sie ließ sie noch einmal aneinanderschlagen. »Habe ich bei einer Haushaltsauflösung gekauft. Und für dich habe ich auch einen echten Schatz gefunden.«
Ich stand auf. »Für mich? Was für einen Schatz denn?«
»Komm mal mit«, sagte sie und lockte mich mit ihrem Lachen aus dem Garten wie eine Rattenfängerin.
Ich zog die Handschuhe aus, warf sie in den Korb und lief hinter ihr her.
Sie führte mich durch ihren Garten, durch die Küche und den Flur, das rote Tuch flatterte ihr bei jedem Schritt um die langen Beine. Wir gingen ins Wohnzimmer, wo auf einem seidenen Orientteppich ein Pappkarton stand.
Miz Goodpepper ließ sich auf den Boden nieder und nahm ihre Fingerzimbeln ab. »Hier sind lauter Schätze drin.«
Ich setzte mich ihr gegenüber und linste ganz aufgeregt in die Kiste.
Sie griff hinein und holte eine silberne Bürste mit passendem Kamm hervor. »Nein, die sind nicht für dich«, scherzte sie. Dann griff sie wieder in den Karton und holte eine Puderdose in der Form eines Fächers heraus. »Dieses Schmuckstück ist aus Malachit und Emaille«, sagte sie ganz ehrfürchtig. »Es kommt aus Frankreich, und der Künstler hat es signiert. Siehst du das Datum hier hinten?« Sie reichte mir die Puderdose.
»1884. Wow, ganz schön alt.« Ich ließ die Fingerspitzen über die kühle Oberfläche gleiten und hielt die Dose ins Licht. »Wunderschön«, sagte ich und gab sie Miz Goodpepper zurück.
»Hat Buck mir gekauft. Er hatte mal wieder die Spendierhosen an.«
»Wer ist das?«
»Buck Preston ist ein Freund von mir. Er wohnt in Texas, aber wenn er geschäftlich in der Gegend ist, dann gehen wir immer zusammen essen und gelegentlich zu Haushaltsauflösungen.«
Ihre Augen glänzten vor Begeisterung, aber ich wusste nicht, ob sie der Puderdose oder dem Herrn namens Buck galt.
»Ist er Ihr Freund?«
Miz Goodpepper lachte auf. »Oh, ich mag Buck wirklich gern, aber meinen Freund würde ich ihn nun nicht nennen. Der Mann ist dermaßen charmant, der könnte einer Klapperschlange den Giftzahn abquatschen. Einmal habe ich ihn bei einer knallharten Lüge erwischt und war so wütend, dass ich ihm gesagt habe, ich will ihn nie wieder sehen. Da guckt er mich von unter seinem Cowboyhut an, den er immer trägt, und sagt: ›Thelma Rae, komm schon, Liebes, sei nicht sauer. Ich will gar nicht lügen, ich hab nur ein kreatives Gedächtnis.‹«
Miz Goodpepper und ich lachten.
»Aber in letzter Zeit«, sagte sie und krümmte ihre nackten Zehen, »finde ich, Männer sind wie hohe Absätze. Sie machen, dass ich mich hübsch fühle, das ist toll, aber wenn der Abend vorbei ist, bin ich heilfroh, wenn ich sie wieder loswerde.«
Sie legte die Puderdose beiseite und zwinkerte mir zu. »Also dann, ich glaube, irgendwo in dem Karton ist der Schatz für dich.« Sie wühlte in alten Zeitungen und holte ein in Seidenpapier eingeschlagenes Päckchen heraus. »Für dich, Liebes.«
Ich war schon ganz zappelig vor Aufregung. Ich riss das Papier ab, und zum Vorschein kam ein altes Buch. Es war in pflaumenfarbenes Leder gebunden und hieß Das Eugene Field Buch . Vorsichtig schlug ich es auf, die Seiten waren ganz trocken und rochen ein kleines bisschen schimmlig. Auf der ersten Seite stand:
Gedichte, Geschichten
und Briefe
für den Unterricht
Am unteren Seitenrand stand das Erscheinungsdatum: 1898. Ich blätterte durch die steifen, vergilbten Seiten, dann sah ich Miz Goodpepper an. »Danke.«
»Das ist eine Erstausgabe und ziemlich selten«, sagte sie und nahm mir das Buch aus der Hand. »Ich liebe Eugene Field. Er war ein großartiger Dichter und wunderbarer Geschichtenerzähler für Kinder. Und ich finde, man kann ihn auf ganz unterschiedlichen Ebenen lesen. Außerdem war er herrlich exzentrisch. Guck mal hier«, sagte sie und zeigte mir ein Foto in dem Buch. »Das ist seine Puppensammlung.«
Ich rutschte näher und betrachtete das Bild. »Ein Mann, der Puppen sammelt? Das habe ich ja noch nie gehört.«
Sie reichte mir das Buch und nickte. »Eugene Field hatte tolle Puppen. Und andere Spielsachen. Seine Sammlung ist in seinem Wohnhaus in Missouri
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