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Die Frauen

Die Frauen

Titel: Die Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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ungeeignet war und es immer bleiben würde.
     
    * »Die Freiheit der Liebe« lautet die Überschrift eines Kapitels in Keys Über Liebe und Ehe, das ebenfalls 1912 in den Vereinigten Staaten erschien. Das vorangehende Kapitel ist überschrieben »Die Evolution der Liebe«, während das folgende die Überschrift »Die Selektion der Liebe« trägt. Key überträgt Darwins Terminologie auf den Bereich der Sittlichkeit und der Moral und arbeitet auf das letzte Kapitel hin, in dem sie ein neues Ehe- und Scheidungsrecht fordert. Man muss Mamahs Begeisterung für die schwedische Autorin wohl als ein Mittel zur Rechtfertigung, wenn nicht gar zur rituellen Reinigung begreifen.
     
    Wieder einmal fuhr der Zug ein, und da waren sie und sahen aus wie Fremde: John mit seinen zwölf Jahren war zu erwachsen, um ihr die Hand zu geben, und Martha sah sie verwirrt an, als wüsste sie nicht recht, wer da vor ihr stand. »Kinder«, rief sie, »John, Martha, kommt zu eurer Mutter«, und sie kamen, allerdings erst nach Aufforderungdurch ihr Kindermädchen (das von Edwin eingestellt worden war und sie nicht leiden konnte) und weil ihnen nichts anderes übrigblieb. »Wie war die Reise?« fragte Mamah, als sie dem Kindermädchen zum Abschied winkten und sich in den Wagen setzten, und sogleich antworteten beide im Chor: »Gut«, als hätten sie es einstudiert. »Schön«, sagte sie. »Wir haben alles mögliche für euch geplant: Ihr könnt reiten und natürlich schwimmen, und John, habe ich dir schon erzählt, dass wir auf dem See ein neues Ruderboot haben? Und Martha - wir haben jetzt Pfauen, zwei Stück, und die stoßen wirklich bemerkenswerte Rufe oder Schreie oder wie man es nennen soll aus ... «
    Es war heiß. Die Kinder wirkten verschlossen. Sie ertappte sich dabei, dass sie hirnlos daherplapperte, in der Hoffnung, irgendeine Reaktion hervorzurufen, doch sie schienen sich kein bisschen zu freuen - als wäre diese Fahrt aufs Land eine seltene Form der Bestrafung. John zeigte wenigstens etwas Interesse für Franks Wagen, den er allerdings nicht so gut fand wie den roten Abadal, den Stephen Pennybackers Vater gerade angeschafft hatte, und Martha schien sich zu freuen, als sie entdeckte, dass die Puppen, die sie im vergangenen Sommer zurückgelassen hatte, auf dem Regal neben ihrem Bett aufgereiht waren, doch erst als sie zum See gegangen und geschwommen waren, begannen sie den Kindern zu ähneln, an die sie sich erinnerte.
    Die Szenerie - nackte Beine und Füße, auf der Wasseroberfläche hüpfende Steine, Gänse, die gescheucht wurden, der Chor der Frösche, der Geruch nasser und getrockneter und wieder nass gewordener Haare - hatte etwas zutiefst Beruhigendes.
    Beim Abendessen waren beide Kinder zufrieden mit sich und der Welt und verschlangen ihre Hamburger, Coca-Cola und papierdünnen Kartoffelchips nach Bajan Art. Und als sie zu Bett gingen, sah Mamah noch einmal nach ihnen und bot ihnen einen Gutenachtkuss an, und Martha verkündete zwar, sie sei jetzt beinahe neun und durchaus imstande, selbst zu lesen, erlaubte ihr aber, sich in den Schaukelstuhl neben ihrem Bett zu setzen und ihr aus Der Wind in den Weiden vorzulesen, als wären die vergangenen fünf Jahre bloß eine kurze Unterbrechung gewesen.
    In den nächsten Tagen akklimatisierten sich die Kinder allmählich, und auch sie fühlte sich unbefangener in ihrer Gesellschaft. Die Arbeit fiel ihr leichter, denn sie war eine Mutter - ihre Mutter -, und es hatte keinen Zweck, das zu leugnen oder zu verdrängen oder was immer sie getan hatte. Wenn sie nicht bei ihr waren, sondern zu Hause, in Oak Park, mit ihrem Kindermädchen und ihren Schulkameraden und der neuen Frau, die Edwin so schnell gefunden hatte, waren sie für sie irgendwie körperlos, Geisterbilder auf einer fotografischen Platte.* Sie waren ihr entrückt, ebenso wie sie ihnen entrückt war. Aber jetzt, wo sie da waren, merkte sie, welche Freude es war, sie zu sehen, wenn sie durch die Räume liefen oder auf Franks Sesseln saßen: hübsche Kinder mit offenen Gesichtern, Kinder, auf die sie stolz sein konnte. Natürlich war die Situation nicht ideal und würde es nie sein: Immer platzten sie mit irgend etwas herein, ständig stritten sie sich über dies oder jenes, und sie waren blasse Stubenhocker, die mit dem Landleben nichts anzufangen wussten und sich nur schlecht selbst beschäftigen konnten, aber das war nicht ihr, sondern Edwins Fehler.
     
    * Edwin Cheney heiratete Miss Elsie Millor 1912, ein Jahr nach seiner

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