Die Frauen
das von der Statue vor der St. Mary’s Church in Memphis herunterleuchtete. Frank hatte die Blumen bezahlt - indirekt jedenfalls -, denn Mr. Fake und Mr. Jackson hatten ihn dazu gebracht, wenigstens einen Teil des Geldes herauszurücken, das er ihr schuldete, und in Anbetracht ihrer Stimmung war sie zu dem Schluss gekommen, dass sie Blumen brauchte. Zur Aufmunterung. Und auch ein Glas Sekt brauchte sie, Erdbeeren mit Sahne und eine Portion geräucherten Stör, an dem sie herumpickte, bis ihre Finger nach Räucherkammer und dem in überlappenden Tranchen angerichteten süßen Fischfleisch rochen.
Leora gab am anderen Ende der Leitung einen mitfühlenden Laut von sich, so leise und undeutlich, dass man hätte meinen können, sie wäre noch in Kalifornien und nicht am anderen Ende der Stadt, im Lakeshore Drive, zu Besuch bei ihrer Schwester.
»Und der Bericht in der Zeitung war auch enttäuschend. Findest du nicht? >Miriams Versuch, Taliesin zu stürmen, zurückgeschlagen< - also wirklich. Oder wie war noch die andere Schlagzeile? >Miriam beendet Belagerung von Taliesien und fährt heim<. Das vermittelt ein so, ich weiß nicht, ein so klägliches Bild von mir.«
»Oder ein anrührendes«, sagte Leora. »Es weckt Mitgefühl -«
»Und dann dieses Foto. Das Bild, das mir gerecht geworden wäre, haben sie verhindert - das habe ich dir doch erzählt? Und das andere, das sie abgedruckt haben ... « Sie starrte auf das Zeitungsfoto, das sie, statt vor dem Tor, vor einem nichtssagenden Hintergund aus Zweigen und Gesträuch zeigte, ihr Cape gebauscht, ihr Gesicht unter der Last ihres Turbans verzerrt. Das heißt, eigentlich konnte man ihre Züge gar nicht richtig erkennen - und war ihr Gesicht wirklich so breit? Es sah aus, als hinge eine leuchtendweiße Kugel unter dem Turban, mit zwei Löchern als Augen und einem Strich als Mund, wie bei einer Kinderzeichnung. »Ich weiß nicht - gefällt dir das?«
»Ganz ehrlich? Nein. Irgendwie ist es ... Aber was erwartest du von der Presse?«
Ganz langsam, als handelte es sich um der Welt größte Kostbarkeit, schenkte Miriam sich ein zweites Glas von dem Sekt ein, für den sie zwei Hotelpagen und den Mann an der Rezeption hatte bestechen müssen - es war echter, hatten sie ihr versichert, vom Feinsten, dabei war er kein Deut besser als der Fusel, der in den Flüsterkneipen verkauft wurde. Aber er prickelte und schäumte und erinnerte sie an bessere Zeiten.
»Das allerdings hat mir gefallen«, sagte sie, »in der zweiten Spalte. >,Gemeine Schurken sind Sie, sonst gar nichts!‘ rief sie den Männern zu, die vor dem verschlossenen Tor standen, um Taliesin zu verteidigen.< Das spricht doch für einen gewissen Mut, findest du nicht?«*
* Ich kenne diese Zeitungsausschnitte. Was Miriam übersieht - oder vielleicht sollte ich sagen, unterschlägt -, ist Wrieto-Sans Gegenangriff unter der Überschrift WRIGHT: ANHÖRUNG ZUR GEISTESVERFASSUNG SEINER VERSTOSSENENFRAU?
»Weißt du, was ich finde? Ich finde, du solltest einen Prozess -« »Das mache ich schon. Machen wir. Mr. Fake hat gerade erst heute morgen gesagt -«
»Nein, nein, ich meine gegen sie. Wegen Entfremdung ehelicher Zuneigung. Margery McCaffery hat die Sekretärin ihres Mannes verklagt, wegen dieser Geschichte damals ...
« Leora senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Die Sekretärin ist prompt am nächsten Tag verschwunden - wahrscheinlich hat sie sich zu ihrer Mutter in Barstow oder sonst irgendeinem Kaff geflüchtet. Margery hat nur gelacht, als er dann wieder zu ihr zurückgekrochen kam.«
Der Geruch des Fisches stieg ihr in die Nase, kräftig und intensiv, und überlagerte den Duft der Rosen. Sie hob den Zeigefinger an die Lippen und leckte träge daran. Entfremdung ehelicher Zuneigung. Sie hatte keine klare Vorstellung, was das - über den wörtlichen Sinn hinaus - bedeutete, aber der Gedanke gefiel ihr. Sie schloss die Augen und sah das bleiche, wehrlose Gesicht dieser Frau im Krankenhaus wieder vor sich, kindlich, furchtsam, die kleine Olga, schikaniert und belästigt. Warum sollte gerade sie Frank verdient haben? Sie verdiente ihn nicht. Keine verdiente ihn. Keine. »Verstehst du denn nicht? Auf diese Weise kannst du sie auffliegen lassen.«
Sie reichte die Klage Ende August ein und forderte 100.000 Dollar, weil ihr, so Mr. Fakes Argumentation, Mrs. Olga Milanoff, die montenegrinische Tänzerin, während der letzten anderthalb Jahre die Gesellschaft ihres Mannes vorenthalten habe, eine Gesellschaft,
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