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Die freien Amazonen - 3

Die freien Amazonen - 3

Titel: Die freien Amazonen - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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aussieht.«
    Gwennis wand sich bei der unfreundlichen Beschreibung, Wer würde sich einfallen lassen, ein Milchtier oder ein chervine aufgrund dieser Spezifikation zu kaufen?
    Nach einer der nachdenklichen Pausen, die charakteristisch für ihn waren, rief Dom Elric den coridom, der gleich außerhalb der Tür wartete, und befahl: »Bitte Domna Calinda her.«
    Kurze Zeit später betrat eine Frau mittleren Alters, die ebenso groß war wie ihr Bruder, das Zimmer. Überrascht stellte Gwennis fest, dass ihr kastanienbraunes Haar kurz geschnitten war wie das eines Jungen, obwohl ihr Kleid das einer Lady war. »Calinda«, sagte Dom Elric, »kannst du ein neues Mädchen brauchen?«
    Nach einem scharfen Blick auf ihn musterten die Augen der Dame Gwennis von oben bis unten. »Kannst du nähen, Mädchen?«
    Alanna antwortete für sie. »Natürlich keine eleganten Sachen, aber in einfachen Näharbeiten ist sie gut.«
    Domna Calinda wandte sich ihrem Bruder zu. »Wir könnten sie anstellen, das Leinenzeug auszubessern.«
    »Sehr gut«, sagte Dom Elric. »Du bleibst hier, Kind. Geh mit Domna Calinda, und sie wird dich in deine Pflichten einweisen.«
    Gwennis’ Mutter umarmte sie steif. »Morgen bringe ich dir deine Kleider. Arbeite fleißig und mache der vai domna keinen Ärger.« Sie war gegangen, bevor Gwennis ganz begriffen hatte, was sich abspielte.
    Die Lady gab einen Ton von sich, den man fast ein Schnauben hätte nennen können. »Komm, Mädchen, bleib hier nicht mit offenem Mund stehen.«
    Wenn Gwennis’ neues Leben als Dienerin im Großen Haus einsam war, wurde sie sich der Tatsache doch nicht völlig bewusst. Sie hatte sich auch zu Hause einsam gefühlt. Noch bevor die Krankheit sie befallen hatte, war sie als die Älteste und als Zielscheibe von Piedras Missmut von den jüngeren Kindern abgesondert gewesen. Und in den beiden letzten Jahren war die Entfremdung zwischen ihr und ihren Schwestern noch größer geworden. Sie grollten ihr, weil sie nicht so schwer arbeiten konnte, und ein bisschen war auch abergläubische Furcht vor ihrer ›Wunderlichkeit‹ dabei. Wirkliche Zuneigung gab es nur zwischen ihr und ihrem Baby-Bruder, der eher ein Schoßtier als ein Freund war. Die ständig überarbeitete Alanna hatte auch weder Zeit noch Lust, für ihre ›merkwürdige‹ Tochter besondere Fürsorge aufzuwenden. Was die materiellen Dinge betraf, so fand Gwennis ihr Bett im Schlafraum der Dienerinnen luxuriös, nachdem sie ihr Leben lang den Dachboden einer aus zwei Räumen’
    bestehenden Hütte mit vier Schwestern geteilt hatte. Es gab auch mehr und abwechslungsreicher zu essen im Großen Haus. Die Arbeit fiel ihren geschickten Fingern leicht. Das Beste war, dass sie keine Angst mehr haben musste, geschlagen zu werden. Unter Domna Calindas Regiment gab es keine körperlichen Misshandlungen und nicht einmal Beschimpfungen. In den ersten acht Tagen ihrer neuen Tätigkeit hatte Gwennis tatsächlich nicht einen einzigen ›Anfall‹.
    An den Sommermorgen setzten sich die Mädchen, wenn die Sonne die dünne Decke des über Nacht gefallenen Schnees weggetaut hatte, mit ihrem Nähzeug oft in den Burghof unter die Obstbäume. Eines Tages erzählte eine der anderen beiden Dienerinnen, die mit Ausbesserungsarbeiten beauftragt waren, Gwennis etwas über die Familie des Lords.
    Nach einem vorsichtigen Blick zur inneren Tür sagte Hilary, eine schmächtige Blondine: »Du bist nun beinahe zehn Tage hier, Gwen.

    Was hältst du von Domna Calinda?«
    Die Zumutung, ein Urteil über die Dame des Hauses auszusprechen, entsetzte Gwennis. Bisher hatte sie für die Schwester des Lords nichts anderes als Dankbarkeit empfunden, denn wenn auch ihr Aussehen sie einschüchterte und ihre Stimme ausgesprochen scharf war, grausam war sie nie. Gwennis murmelte: »Die vai domna ist immer freundlich zu mir gewesen.«
    »Natürlich, aber hast du dir noch nie Gedanken über ihr Haar und ihre - nun - diese männliche Art, die sie an sich hat, gemacht?«
    Das hatte Gwennis tatsächlich getan, aber sie war viel zu schüchtern, um das geradeheraus zuzugeben. Sie räumte nur ein: »Ich habe noch nie gesehen, dass das Haar einer Dame auf diese Art geschnitten war.« Dabei hielt sie die Augen auf das Bettlaken gerichtet, das sie säumte.
    Hilary freute sich über die Gelegenheit, einer Neuen den Klatsch beizubringen, den das übrige Personal längst kannte. »Vermutlich hast du auch noch nie von den Freien Amazonen gehört.«
    So erschrocken, dass sie den Kopf hob,

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