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Die freien Amazonen - 3

Die freien Amazonen - 3

Titel: Die freien Amazonen - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Lehmkugel in ihren Fäusten, und sie presste sie zu einem Steinchen und dann zu einem Nichts zusammen. Irgendwie gehörte Blut dazu, das nicht gestillt werden konnte, bis sie es zu seinem Ursprung zurückzwang und ihm zu fließen verbot. Als endlich die rote Flut zu einem Tröpflein eingedämmt war, wurde sich Gwennis ihres eigenen Wimmerns bewusst und verstummte.
    Gleichzeitig sah ein kleiner Teil ihres Ichs, wie Mhari das Kind an sich riss und rief: »Holt Domna Calinda - schnell!« Lerrys hatte sich die Lippe aufgerissen und die Nase angestoßen, und Blut strömte aus beiden Verletzungen. Nicht der Rede wert bei einem normalen Jungen, waren sie offenbar gefährlich für ihn. Die Dame des Hauses eilte herbei und sah erstaunt, dass die Blutung von selbst langsamer wurde.
    Als ihr Anfall vorüber war, spürte Gwennis, dass Domna Calindas Augen auf ihr ruhten. »Du«, flüsterte die Dame.
    Jetzt weiß sie von meiner Krankheit, dachte Gwennis unglücklich, und wird mich wegschicken. »Verzeiht mir, vai domna - nur eine Sekunde der Schwäche - es wird nicht wieder vorkommen.«
    Die Lady achtete gar nicht auf ihre Worte. »Wie lange hast du dieses laran schon, Mädchen?«
    »Ich weiß nicht, was Ihr meint, meine Dame - laran ist nur für die Hastur-Sippe.«
    Domna Calinda beugte sich vor und sagte in hartem Flüsterton:
    »Und wie nennst du dich selbst - mit diesem Haar? Meinst du, ich kann nicht erraten, warum mein Bruder so plötzlich Interesse für die Tochter eines Hirten zeigte?«
    In der Verwirrung schien niemand diesen Wortwechsel bemerkt zu haben. Domna Calinda nahm Mhari den schluchzenden Jungen ab und zog die Beine seiner Lederhose hoch. »Avarra gebe, dass er diesmal keine blauen Flecken davongetragen hat. Am besten bringst du ihn nach oben ins Bett.« Sie begleitete den Jungen und die Kinderfrau ins Haus, ohne einen weiteren Blick für Gwennis zu haben. Gwennis nahm ihre Näharbeit und versuchte, so zu tun, als sei sie nur beim Anblick des Blutes in Panik geraten.
    In dieser Nacht wurde Gwennis von einer Hand auf ihrer Schulter geweckt. Sie fuhr in ihrem schmalen Bett hoch und sah Mhari, eingehüllt in einen abgetragenen Morgenrock, angestrahlt vom Licht einer Öllampe, die sie in der Hand trug. »Steh auf! Der vai dom will, dass du in Master Lerrys’ Zimmer kommst.«
    Gwennis streifte Jacke und Rock über und fuhr mit den Füßen in die Pantinen. Dabei murmelte sie bestürzt und nur halb wach: »Aber ich weiß doch gar nicht, wo es ist.«

    Mhari führte sie durch dunkle Korridore in einen Teil der Burg, der ihr fremd war. Hier lagen die Räume des Lords. Dem Mädchen kam der Gedanke, Dom Elric habe von ihrer Anfälligkeit gehört und wolle sie hinauswerfen. Erst später erkannte sie, wie absurd die Vorstellung war, der Lord werde ein Hausmädchen höchstpersönlich entlassen, und das um Mitternacht. Mhari zog Gwennis in Lerrys’
    Schlafzimmer, ohne anzuklopfen. Domna Calinda und Dom Elric waren beide anwesend, Letzterer noch vollständig angezogen. Es konnte also doch noch nicht sehr spät sein.
    »Komm her, Mädchen«, befahl die Dame, als Gwennis an der Tür stehen blieb.
    Sie näherte sich dem Bett, in dem Lerrys bleich und in einem benommenen Halbschlaf lag. Irgendwo im Hintergrund spürte sie das dumpfe Pochen des Schmerzes. Dom Elric sagte: »Ich hörte von meiner Schwester, du habest ein laran, das die Leiden meines Sohnes lindern kann.«
    »Das hat sie - hat sie gesagt, vai dom . Aber ich weiß gar nichts über Zauberei.«
    »Nun, du musst es versuchen.« Er schlug die Bettdecke zurück, zog das Nachthemd des Jungen hoch und enthüllte ein Knie, auf dem sich ein Fleck in dunklem Purpur zeigte. »Wenn er sich verletzt, blutet er oft stundenlang unter der Haut. Kannst du diese Blutung stillen, wie du es mit der anderen gemacht hast?«
    Gwennis taumelte fast körperlich unter dieser Forderung. Nie zuvor hatte sie versucht, ihren Fluch mit ruhiger Überlegung zu kontrollieren. Der Lord verlangte von ihr, nach dem Schmerz zu fassen, statt vor ihm zu fliehen. Sie war sich nicht sicher, ob sie den Mut aufbrachte, diese Folter durchzustehen. Aber sie sagte nur: »Ich weiß es nicht, vai dom . Das habe ich noch nie gemacht.«
    »Dann tu dein Bestes.« Er seufzte.
    Gwennis spürte Domna Calindas bohrenden Blick, wandte sich ab und konzentrierte sich auf das verletzte Bein des Kindes. Beinahe sofort verblassten das Zimmer, das Bett und der Umriss von Lerrys’

    Körper. Sie sah nur noch den dunklen Klumpen

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