Die freien Amazonen - 3
Frauen, die terranische Medizin studierte, konnte den Ausdruck kennen. Aber als Allergica-Allegra weinend in das Büro der Gildenmutter platzte und einen sehr schlechten Geruch von sich gab, richtete sich der Verdacht, ihr einen Streich gespielt zu haben, sofort auf sie. Unglücklicherweise wusste das Opfer es auch.
»Du musst diese drei Unruhestifterinnen loswerden!«, verlangte Allegra unter Tränen.
Man verlangte nicht, dass die Gildenmutter etwas tue. Mutter Juliennes Gesicht blieb ruhig, wie sie es durch lange Übung gelernt hatte. »Was haben sie angestellt?«, fragte sie und faltete die Hände.
»Sie haben mir Stallmist auf die Matratze gelegt!«, tobte Allegra.
Gildenmutter Julienne hielt die Lippen ganz fest zusammengepresst.
Als sie sich wieder traute zu sprechen, sagte sie: »Wenn ich das beweisen könnte, würde ich ihre Häute an die Wand nageln. Aber sie haben seit mehr als zehn Tagen keinen Stalldienst mehr gehabt, und eine Entsagende würde sich während ihrer hausgebundenen Zeit sehr verdächtig machen, wenn sie einen Eimer Mist durch das Port-Chicago-Haus trüge. Bring mir einen Beweis, mein Kind, und ich will gern etwas unternehmen.«
»Du wirst ihn bekommen«, versprach Allegra und stürmte hinaus.
Kurz danach forderte die Lehrerin im waffenlosen Kampf während des Trainings Allegra auf, ein paar Griffe vorzuführen. Allegras Augen glänzten unter ihrem kurz geschnittenen Haar. »Eine von euch soll heraufkommen, damit ich es euch zeigen kann. Du da!
Prachtstück!«
Ariane fragte nicht erst, wer Prachtstück sei, sondern stand sofort auf und schlenderte in den Ring. Allegra begann mit einem einfachen, aber wirksamen Griff - und fand sich flach auf dem Rücken liegend wieder. Ihr ordentlich gekämmtes Haar war ganz durcheinander.
Ariane lächelte. »Das war’s«, stellte sie knapp fest und kehrte an ihren Platz zurück.
An diesem Abend zog sich Ariane in ihrem gemeinsamen Dachzimmer des dritten Stocks ihr bestes Amazonen-Kostüm an und nahm aus dem Kasten mit ihren privaten Besitztümern einen Beutel Kupfermünzen. »Ich finde, es ist Zeit für eine Feier, meint ihr nicht?«, fragte sie.
Dalise grinste. »Ich habe auch etwas Geld übrig«, erklärte sie triumphierend, »und bin dabei.«
Catlyn, deren bester Anzug jetzt eine hochelegante Angelegenheit war, steckte eine Stoffblume in ihr lockiges rotes Haar. Dalise schmierte großzügig Butter auf den Fensterrahmen. Er öffnete sich ohne ein Quietschen.
Ariane, die Athletin, war als Erste draußen, dann kam Dalise, bei der jeder Schritt auf einem Ast ein nervenzerfetzendes Wagnis war, dann Catlyn. Die beiden kleineren Mädchen halfen Dalise über die Mauer, und sie gingen, um Port Chicago zu erkunden.
Sie wanderten über den Flohmarkt, kauften Essen an Ständen, kicherten, als sie den Bezirk der roten Laternen durchquerten, und gelangten schließlich an die Terranische Enklave, wo sie die seltsamen Lampen und Fahrzeuge betrachteten. Auch ein Raumschiff stand da. Plötzlich sagte eine Stimme auf Darkovanisch, aber mit schlechter Aussprache: »Hallo, möchtet ihr gern das Schiff ansehen?«
Sie drehten sich um. Zwei junge Männer in merkwürdigen Uniformen lächelten sie an. Nur Dalise dachte für einen Augenblick an die ständigen Warnungen der Gildenmutter, sich nicht mit fremden Männern einzulassen und keine Einladungen anzunehmen; Ariane und Catlyn hatten sie vollständig vergessen. Ariane streckte die Hand aus. »Ariane n’ha Linnet«, sagte sie.
»Dave Mittelstadt, Chuck Baker, Linda Sanchez und Bob Johnson.«
Der erste junge Mann dehnte die Vorstellung auf zwei weitere Personen aus, die gerade das Schiff verließen. Alle waren gleich gekleidet.
»Wo ist hier ein nettes Lokal, in dem man ein Glas trinken kann?«, erkundigte sich Chuck Baker.
Dalise, die in jedem Ort, an dem sie weilte, wusste, wo man etwas zu essen und zu trinken bekommt, führte sie in das Weiße Cralmac.
»Wir sind Auszubildende im ersten Jahr beim Vermessungsdienst«, erklärte Linda Sanchez unterwegs.
Drei Biere und eine gehörige Menge von Knabbergebäck später fragte Dalise: »Was macht der Vermessungsdienst?«
»Er erkundet neue Welten«, antwortete Linda Sanchez. »Erforscht neue Zivilisationen. Sucht Planeten auf, die noch kein Mensch betreten hat. Und dabei fällt mir etwas ein. Wo ist eigentlich …?«
»Der Schuppen in der Gasse hinter dem Abfallhaufen«, gab Dalise Auskunft. »Die Arbeit beim Vermessungsdienst muss Spaß machen.
Ich
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