Die freien Amazonen - 3
Sams Gesichtsausdruck.
Als sie das Tor des Raumhafens passierten, grinste er breit.
Am Tag des Rennens erschien Kennet pünktlich, umgeben von einem prahlerischen Gefolge und nicht auf dem Zugpferd, sondern auf einem edlen Renner. Beim Anblick des schlanken Tieres verpuffte Elindas Selbstvertrauen.
»Oh, Sam! Das ist ein Syrtis-Rennpferd!«
»Ja, und ich möchte behaupten, dass dein Gegner damit einen schweren Fehler macht«, beruhigte Sam sie. »Dieses Tier ist an perfekte Bedingungen gewöhnt - eine schöne glatte Bahn, einen erfahrenen Rennreiter und all das. Es wird vielleicht schon vor deinem Fahrrad scheuen, ganz zu schweigen von der Bahn selbst.«
»Da magst du Recht haben.« Elinda betrachtete das große Oval und versuchte, ihren Optimismus zurückzugewinnen. »Ich wünschte, es wären ein paar von meinen Schwestern hier.«
»Sie hätten sich damit keine Verzierung abgebrochen«, murmelte Sam ärgerlich.
»Sie wollten meine Niederlage nicht mit ansehen, hat Rafaella gesagt.«
»Nun, zumindest eine von ihnen hat ihre Meinung geändert.«
Elinda folgte der Richtung von Sams Blick zu der dunklen Haut und der schwarzen terranischen Uniform von Cholayna Ares. Neben ihr stand eine Frau in der Lederkleidung der Amazonen.
»Mutter Lauria! Die Göttin segne sie, sie muss es für ihre Pflicht halten, anwesend zu sein. Oh, Sam, ich muss siegen.« Sie umarmte die ältere Entsagende. »Danke, dass du gekommen bist. Jetzt kann ich gar nicht mehr verlieren.«
»Ich glaube, du würdest auch ohne mich siegen, chiya, obwohl ich mich freue, dass ich dabei sein kann.« Sie lächelte freundlich. »Was mich betrifft, so habe ich volles Vertrauen zu deinem Verstand.« Ihr Ton verriet, dass es Streit innerhalb der Gilde gegeben hatte, und Elinda bekam Gewissensbisse.
»Mutter, ich möchte nicht der Anlass zu Zwistigkeiten unter meinen Schwestern werden.«
»Das wirst du auch nicht«, erklärte Mutter Lauria fest. »Sie werden einsehen, dass du niemals Schande über die Gilde bringen würdest.«
»Komm, Elinda«, unterbrach Sam. »Es geht los.«
Elinda ging zu der Stelle, wo Flaggen die Startlinie markierten.
Plötzlich wurde ihr bewusst, welche Verantwortung sie so unbekümmert auf sich geladen hatte, und das Rennen hörte auf, ein Spiel zu sein.
Kennet saß auf seinem Pferd und sah hochmütig über ihren Kopf weg. Ein großer Mann mittleren Alters in der rauen Tracht eines cristofero trat vor und hob die Hand.
»Ich bin Vater Domiel, mestra.« Er verbeugte sich vor Elinda. »Man hat mich gebeten, als Zeuge an diesem Rennen teilzunehmen. Habt Ihr etwas dagegen einzuwenden?«
»Durchaus nicht«, antwortete Elinda mit echter Erleichterung. »Ihr wisst doch, dass die Kampfansage ›unter bestimmten Bedingungen‹
lautete?«
»Ja.« Der Mann nickte, und Elinda entdeckte einen Schimmer von Rot in dem ergrauenden Haar. »Ich werde mir jetzt den Austragungsort ansehen, wenn es Euch recht ist.«
»Natürlich.« Elinda ging mit ihm zu der Bahn, und Kennet folgte ihnen zu Pferde, gleichgültige Blicke um sich werfend. Doch als er die Bahn erblickte, riss er an den Zügeln und stellte sich in den Steigbügeln auf.
»Zandrus Höllen! Was ist das für ein Trick?«
»Trick, Dom Kennet?« Elinda zuckte die Schultern. »Das sind die Bedingungen, die ich setze. Vater Domiel?« Sie blieb stehen, während die Männer sich die Bahn ansahen, die sie und Sam geschaffen hatten.
Sie war eher rund als oval und hatte einen Umfang von beinahe 300
Metern. Die Oberfläche der eigentlichen Reitbahn, sechs Meter im Durchmesser, war ziemlich glatt mit gerade genug Gras, dass Elindas Reifen griffen. Eine breite weiße Linie trennte die Oberfläche in eine innere und eine äußere Spur.
Und die ganze Bahn stand in einem Winkel von 30 Grad schräg.
»Meine Bedingungen«, sagte Elinda. »Dreimal rund um die Bahn, Start und Ziel bei den Flaggen, die Teilnehmer dürfen die Mittellinie nicht überqueren. Vater Domiel stellt den Sieger fest.«
»Das ist absurd!«, polterte Kennet. »Wie kann jemand ein Rennen auf einer Bahn liefern, die schräg ist wie ein … wie ein Erdrutsch?
Das Risiko für das Pferd ist nicht akzeptabel.«
»Erklärt Dom Kennet also, dass es Bedingungen gibt, unter denen ein Fahrrad besser ist als ein Pferd?«, fragte Elinda kühl. »Wenn ja, gibt er sich geschlagen.«
»Nein!«, tobte Kennet. »Meiner Meinung nach könnt Ihr mit Eurem scheußlichen Gerät ebenso wenig auf einer solchen Bahn fahren!«
»Um das
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