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Die freien Amazonen - 3

Die freien Amazonen - 3

Titel: Die freien Amazonen - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Feuer nieder. Sie hatte, als sie hereingekommen war, die hohen Stiefel, in die sie ihre geliebten weiten Hosen stecken konnte, mit pelzgefütterten, knöchelhohen ›Hausstiefeln‹ vertauscht und das nasse Schuhwerk und ihren Umhang in der Eingangshalle gelassen.
    »Du bist heute Abend nicht glücklich, Terranan.« Darla gehörte zu den wenigen Darkovanern, die dieses Wort aussprechen konnten, ohne dass es wie eine Verwünschung klang.
    »Wie du weißt, stamme ich nicht von Terra«, sagte ich. »Ich bin auf Meadow geboren.«
    »Ja, ich weiß. Aber terranan bist du trotzdem.« Sie lächelte. »Ist noch irgendeine Arbeit zu erledigen, bevor du aufbrichst? Sag es mir, Janna
    … Janet … , und vielleicht könnten wir noch …«
    »Nein, nichts. Du bist mir eine unschätzbare Hilfe gewesen. Ich habe genug Muster, um unsere Leute, die die Analysen vornehmen, eine Weile beschäftigt zu halten. Die Forschungen sind natürlich nie abgeschlossen. Wir sind noch längst nicht so weit, dass wir die Ökologie Darkovers verstehen, aber wir haben einen Anfang gemacht.« Auf seine Weise stellte Darkover wegen des gemeinsamen Vorkommens von terranischen und einheimischen Pflanzen und Tieren ein komplexeres Problem dar als Terra.
    »Was macht dir denn dann Sorge?«
    »Vermutlich habe ich nur zu viel Zeit zum Nachdenken.« Ich goss mir noch einmal von dem Wein ein. »Ich habe überlegt, wohin ich wohl das nächste Mal geschickt werde.«
    »Warum bleibst du nicht auf Darkover? Du sagst doch selbst, dass es noch mehr zu tun gibt.«
    »Nein!« Es kam schärfer heraus, als es in meiner Absicht gelegen hatte. Um es abzumildern, fuhr ich fort: »Das Weggehen tut mir immer gut. Das Dableiben macht mich fertig. Zweifellos ist das ein Charakterfehler. Weißt du, ich habe immer geglaubt, es gebe etwas zwischen dem Großwerden und dem Altwerden. Eine Zeit der Gnade zwischen Akne und Runzeln. Aber es gibt sie nicht. Ich bin nicht mehr jung. Ich habe nichts, was ich mein Eigen nennen könnte. Kein Heim, keine Familie, keine … Kinder … Gott, wie könnte ich Kinder haben? Ich bin ja selbst immer noch ein Kind.« Ich trank noch einmal von dem Wein. »Ich hasse Menschen, die rührselig werden, wenn sie betrunken sind! Jedenfalls wollte ich - was war das?«
    Der Schrei umgab uns, kam wieder und wieder, holte sein eigenes Echo ein, schnitt durch den Wind und durchdrang die Steinmauern.

    »Das ist ein Banshee, Janna. Es ist nicht damit zu spaßen, wenn man im Freien ist, aber hier sind wir sicher.«
    Wieder kam ein Schrei, und diesmal war es nicht das Banshee. »Die Pferde!«, rief ich und rannte zur Tür.
    Darla hielt mich zurück. »Sie sind nicht in Gefahr. Eduins Stallknecht wird nach ihnen sehen. Es ist ja nicht ohne Grund, dass er im Stall schläft. Und für alle Fälle gibt es einen Verbindungsgang, erinnerst du dich? Du wirst nicht nach draußen gehen.«
    »Entschuldige«, sagte ich. »Das hatte ich wohl vergessen. Dieses Ding hat mich in Panik versetzt.«
    »Genau das ist seine Absicht.«
    »Absicht? Erzähl mir bloß nicht, es wisse, dass wir hier drin sind.«
    »Nein, das weiß es natürlich nicht. Wahrscheinlich hat es sich nur nach hier unten verirrt.«
    »Unten? Du meinst, es gibt einen Ort, von dem aus dieser hier
    ›unten‹ ist?«
    Darla lachte auf. »Sicher. Wir sind erst in den Ausläufern der Hellers. Banshees leben hoch oben, ein gutes Stück jenseits der Schneegrenze. Früher hat man sie bei der Verfolgung von Menschen eingesetzt, aber ich glaube nicht, dass je eines domestiziert worden ist. Man hat sie nur auf die Fährte dessen gesetzt, den man nicht leiden konnte, und es ihn töten lassen. Wenn sie wieder hungrig wurden, pflegten sie an die Stelle zu kommen, wo sie gefüttert wurden. Natürlich ist das schon seit Jahren gesetzlich verboten.«
    »Ich erinnere mich, einen Bericht über so etwas gelesen zu haben.«
    Ich zögerte. »Gibt es eine Möglichkeit, dass ich einen Blick auf das Tier werfen könnte? Wir haben in den Unterlagen der Basis Beschreibungen von Banshees, aber sonst nichts. Nicht einmal eine Fotografie.« Ich musste das terranische Wort benutzen, denn ein darkovanisches gab es nicht. Ich vermutete jedoch, dass bald eins geprägt werden würde. Kameras gehörten zu den wenigen Artikeln, an deren Besitz der Comyn-Rat Interesse zeigte.
    Ich spähte durch das winzige Dachbodenfenster und konnte die Umrisse des Banshees durch den Schnee erkennen. Von allen hässlichen Tieren sind die Banshees beileibe nicht die

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