Die freien Amazonen - 3
Welt zu bringen!« Sie keuchte auf, als Stelles kräftige Hände sich um ihre Arme schlossen;
»Wie kannst du so etwas zu mir sagen?«
Caitrin bemühte sich vergebens, sich zu befreien, doch nach einer Weile ließ Stelle sie von selbst los.
»Breda, es tut mir Leid«, sagte Stelle leise. »Aber auch wenn du es vergessen hast, ich weiß noch, wie ich dich gehalten habe, als du in den Wehen lagst, und die Anspannung eines jeden Muskels in deinem Körper fühlte, bis ich dachte, ich bekäme selbst ein Kind. Und ich erinnere mich, welche Angst ich ausstand, als es immer weiterging und es nichts gab, was ich tun konnte.«
Die letzten Worte entrangen sich ihr mühsam. Caitrin beugte sich über sie, fand Stelles Gesicht in der Dunkelheit und küsste sie, bis sie sich beruhigt hatte. »Und gleich nach Donals Geburt hast du dich zur Ausbildung bei den Terranern gemeldet«, flüsterte sie. »Ich dachte, du seist unglücklich, weil ich nur noch Gedanken für das Baby hatte, und wollest das nicht mit ansehen.«
»Mir ist jede Stunde schwer geworden, die ich von dir getrennt war«, erklärte Stelle heftig, »und ich war traurig um jedes Lächeln Donals, das ich nicht miterleben konnte. Aber die Terraner besitzen Wissen, das ich erwerben wollte, um anderen so sinnlose Schmerzen zu ersparen. Ich dachte, solltest du ein zweites Kind haben wollen, könnte ich dann wenigstens etwas tun!«
»Dann verstehst du mich also doch!«, rief Caitrin aus. »So ist es jetzt für mich! Als ich glaubte, Donal sei tot, kam ich mir hilflos vor, aber jetzt, wenn nur die kleinste Chance besteht, dass er lebt, muss ich ihn suchen!«
»Und wenn du ihn nicht findest? Oder wenn du seine Gebeine findest?«
Caitrin schüttelte energisch den Kopf. »Wenigstens habe ich dann etwas getan! Wenigstens habe ich es dann versucht!«
»Was meinst du, willst du einmal versuchen, mich nicht nass zu regnen und dich hinzulegen, damit wir einen Plan machen können?«
Stelles Stimme schwankte, aber es lag Belustigung darin, und Caitrin weinte und kicherte gleichzeitig. Sie wollte es unterdrücken, bekam einen Schluckauf und schmiegte sich in Stelles Arme.
»Ich werde in Carthon einen Führer anwerben …«
»Halt«, unterbrach Stelle sie. »Du hast gesagt ›ich‹. Hast du vielleicht die Absicht, allein auf diese Banshee-Jagd zu gehen?«
»Breda, Donal ist wahrscheinlich bei den Waldläufern …«
»Ja …«, sagte Stelle langsam, amüsiert.
»Um ins Land der Waldläufer zu kommen, muss man die Hellers überqueren.« Caitrin schlug in ihrer Aufregung auf das Kissen ein.
»Ich bin in den Kilghardbergen geboren, und ich habe schon Karawanen durch wildes Land geführt, aber diese Reise würde nicht einmal für mich einfach sein.«
»Ich bin froh, dass du das einsiehst«, meinte Stelle ruhig. »Nach dem, was Kyla n’ha Raineach mir erzählt hat, wäre eine andere Einstellung töricht.«
»Kyla!« Caitrin hatte die berühmte Führerin erst einmal gesehen.
Sie erinnerte sich an eine drahtige junge Frau mit Haar so schwarz wie eine mondlose Nacht und entschlossenen Augen, aber Kyla war im Gildenhaus von Thendara eine Legende. Sie hatte eine Gesellschaft, zu der nicht nur ein terranischer Arzt, sondern auch Regis Hastur selbst gehörte, über die Hellers zu den Waldläufern und wieder zurück geführt.
Caitrin pfiff. »Wann hast du denn Gelegenheit gehabt, mit Kyla zu sprechen?«
»Sie war drei Jahre lang Dr. Allisons Freipartnerin und lebte mit ihm hier in Thendara, als ich im TEMS-Hospital arbeitete. Ich war dort die einzige andere Amazone, und natürlich haben wir uns über alles Mögliche unterhalten.« Stelle hielt inne und nahm Caitrins Hand, und als sie fortfuhr, war sie ernst geworden.
»Sie hat mir eine ganze Menge erzählt, Caitrin - über die Waldläufer und über den Weg. Ich mag nicht die Erfahrung im Bergsteigen haben wie du, aber ich bin kräftig, und ich schwöre dir bei Avarras mitternächtlichem Gewand, dass ich aushalten werde, was ich aushalten muss, um dir bei der Suche nach deinem Kind zu helfen.
Und ganz gewiss werde ich dir gar nichts erzählen, bevor du versprichst, mich mitzunehmen.«
Stelle nahm Caitrin in die Arme, und Caitrin schmiegte sich an sie.
Sie spürte das Herz der anderen heftig unter ihrem eigenen schlagen -
einen Augenblick lang bildete sie sich sogar ein, die beiden Herzen schlügen zusammen. Nun gut, dachte sie, wir werden es gemeinsam tun, wie wir es bei allen wichtigen Dingen gemacht haben …
»Jetzt, wo das
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