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Die freien Amazonen - 3

Die freien Amazonen - 3

Titel: Die freien Amazonen - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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geklärt ist: Wann genau brechen wir auf, und was soll ich vorbereiten?«, fragte Stelle, als habe Caitrin laut gesprochen.
    Caitrin lachte. »Kiera hat das Geld, uns auszustatten. Wir werden schnell und mit leichtem Gepäck nach Carthon reisen und uns dort die Ausrüstung kaufen, die wir für die Berge brauchen.«
    »Kiera …«, sagte Stelle langsam. »Ich wünschte, ich hätte sie gesehen. Meinst du, dass du ihr vertrauen kannst, Caitrin? Wird sie bei der Stange bleiben, oder ist das nur Comyn-Temperament?«
    »Ich vertraue ihr - sie gefällt mir besser als ihr Vater …« Caitrin brach ab, als Stelle zu lachen begann. »Sie ist ein junger Baum, der gerade erst Knospen treibt … schlank, aber schon stark.«
    »Soll ich eifersüchtig werden?«, murmelte Stelle in ihr Haar.
    »Das ist es nicht.« Caitrin runzelte die Stirn und versuchte, sich selbst zu ergründen. »Sie ist - sie ist ganz so, wie ich mir die Tochter vorgestellt habe, die ich Edric hätte gebären können.« Caitrin seufzte.

    Sie hatte sich so verzweifelt eine Tochter gewünscht, aber sie würde das Risiko nicht eingehen, noch einmal ein männliches Kind zu bekommen, das sie, so forderten es die Regeln der Entsagenden, wieder würde weggeben müssen.
    »Und außerdem«, fuhr sie fort, »weißt du, dass ich nie jemanden anders als dich wirklich geliebt habe.«
    Da küsste Stelle sie, und Caitrin begann, sie an all den geheimen Stellen zu berühren, denn dafür würde keine Zeit mehr sein, wenn ihre Reise einmal begonnen hatte.
    »Es ist kaum zu glauben, dass wir ohne Flügel über das da herübergekommen sind«, sagte Stelle ein bisschen atemlos.
    Caitrin überzeugte sich rasch, dass Kiera und der Führer immer noch dabei waren, über den Hang abzusteigen. Dann drehte sie sich um und lächelte Stelle zu. Ihre Freipartnerin starrte die Berge hinter ihnen an, und nun ließ auch Caitrin ihren Blick hinauf - und noch weiter hinaufschweifen zu dem hohen Kamm der Hellers, dessen Rand den Himmel zerschnitt, in dieser Höhe dunkelviolett wie die Morada -Blüte, wie das sägezähnige Messer eines Trockenstädters.
    Aber die Klinge war aus schimmerndem Eis geschmiedet, das sich zu dem tiefer gelegenen Einschnitt des Dämmerungspasses hinunterschwang.
    Doch im Augenblick fand Caitrin die Berge weniger eindrucksvoll als die Frau, die die Landschaft bewunderte. Diese terranischen Übungen, die Stelle mit so religiösem Eifer vollzog, mussten also doch etwas wert sein, denn sie hatte zwar etwas von ihrem Umfang verloren, aber man hatte das Tempo ihretwegen nicht zu verlangsamen brauchen.
    Und Kiera war ein ebensolches Wunder - Caitrin fuhr mit einem Finger lockernd unter dem Schulterriemen ihres Rucksacks entlang und setzte den Abstieg vorsichtig fort. Die Luft war hier wärmer, und Kiera hatte ihre Strickmütze abgenommen. Ihr ingwerfarbenes Haar sah im Sonnenschein noch röter aus.

    Caitrin beobachtete sie. Sie hat die Präzision und die Anmut eines jungen Chervines, dachte sie und fragte sich, ob sie im Alter von vierzehn so viel Energie besessen habe. Bestimmt hatte sie das nicht von einer im Wohlleben aufgewachsenen Comyn -Tochter erwartet -
    aber Kiera hatte auch bis vor einem Jahr den größten Teil ihrer Zeit damit verbracht, in den Bergen um Serrais herumzustreifen.
    Die Einzige, die nicht fit ist, bin also ich, dachte sie düster. Wie hatten ihre Knochen in der Kälte des Gebirges geschmerzt! Aber natürlich lasteten nicht nur die körperlichen Anstrengungen auf ihr. Die schlimmsten Kletterstrecken lagen hinter ihnen, und sie hätte jetzt ebenso leichtfüßig wie die Übrigen wandern müssen. Aber sie sah über die wogende See des Blattwerks hin, niederfließend von der Stelle, wo die Hellers mit dem Schimmer am Horizont zusammenstießen, der der Wall um die Welt war, und sie fror.
    Wenn mein Kind noch lebt, ist es irgendwo da unten … Ein einziger kleiner Junge musste in einem so gewaltigen Wald ebenso unmöglich zu finden sein wie ein verlorener Edelstem im Sand von Shainsa.
    Caitrin sah zu Kiera zurück. Sie sagt, sie teile immer noch ihre Träume mit Donal, redete Caitrin sich selbst zu. Ich muss ihr glauben, oder ich hätte es zulassen können, dass mich der Wind von diesem Sims gleich unterhalb des Passes wehte …
    Der Weg vor ihnen war von einem umgestürzten Baum teilweise blockiert, und dahinter hatten sich Steine aufgehäuft. Der Händler, den sie in Carthon als Führer angeworben hatten, blieb stehen und wartete, bis Caitrin ihn erreicht

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