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Die freien Amazonen - 3

Die freien Amazonen - 3

Titel: Die freien Amazonen - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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hatte.
    »Dort liegt Euer Weg, Mestra Caitrin …« Er zeigte nach Norden.
    »Der Friedensvertrag, den ich mit dem Bergwurzelvolk habe, hat uns bisher geschützt, aber wenn wir morgen früh das Lager verlassen, muss ich westwärts zu ihrem Nest am Eisfluss-Wasserfall ziehen.« Er hielt inne. Ein Stirnrunzeln vertiefte die Furchen, die alle Arten von Wetter während eines ganzen Lebens im Freien in sein Gesicht geschnitzt hatten.
    »Seid Ihr sicher, dass sich der Kleine, den Ihr sucht, nicht im Westen befindet?« Er drehte sich in diese Richtung. »Das sind gute Leute, dort am Wasserfall. Sie würden Euch freundlich aufnehmen, wenn Ihr mit mir kämt.«
    Kiera schüttelte den Kopf. »Ich spüre ihn im Norden, Meister Coram, und da ist unser Ziel.«
    »Das tut mir wirklich Leid, denn dort mag man Fremde nicht«, meinte der Führer und wandte sich wieder Caitrin zu. »Noch etwas -
    Ihr müsst mir verzeihen, wenn ich es ausspreche, Mestra …«
    Caitrin hob abwehrend die Hand. Sie wollte es ihm ersparen, denn sie hatte seine klaglose Ausdauer achten gelernt, und er besaß die sanfte Höflichkeit jener, die lange Zeit mit den großen Bergen allein sind.
    »Ihr meint, sie werden uns ihre ›Städte‹ nicht betreten lassen, weil wir Frauen und allein sind?«, sagte sie. Sogar Kyla n’ha Raineach hatte in der Stadt der hundert Bäume so getan, als stehe sie unter Jason Allisons Schutz, und sie musste bereits halb und halb in ihn verliebt gewesen sein, dass sie ihren Amazoneneid so stark strapaziert hatte.
    Coram antwortete mit einem tadelnden Kopfschütteln. Caitrin seufzte. Hatte sie diese Schwierigkeit unterschätzt? Angesichts der Tatsache, dass sie die Hellers und den Wald überwinden mussten, hatte sie die Sitten der Waldläufer als das Geringste ihrer Probleme angesehen.
    »Die Frauen des Waldes haben nichts von uns zu befürchten«, erklärte Stelle bestimmt. »Sie werden doch verstehen, dass wir nur unser Kind holen wollen!«
    Meister Coram hatte darauf keine Antwort - die hatte keiner von ihnen -, aber ängstliche Gedanken quälten Caitrin wie die Blase an der Ferse, die sie sich beim Abstieg von ihren steifen Bergstiefeln geholt hatte.
    »Caitrin, du lässt mich besser noch einmal nach deinem Fuß sehen
    …« Stelles sanfter Ton täuschte.
    Caitrin seufzte. »Der ist in Ordnung, wirklich. Ich wollte, du würdest kein solches Theater darum machen.« Aber sie hielt Stelle, die sich hinhockte, gehorsam ihren Fuß hin.
    »Dann hättest du keine Krankenschwester mitnehmen dürfen!«, gab Stelle zurück und schnürte den hohen Stiefel auf.
    Caitrin lehnte sich zurück und versuchte, durch das Dach der Zweige den Himmel zu erkennen. Der Schein ihres kleinen Feuers flackerte rot über Baumstämme und Blätter. Es war ein sehr kleines Feuer, denn obwohl die Waldläufer vor einer Generation gelernt hatten, es zu benutzen, fürchteten sie doch offenes Feuer immer noch.
    Wenigstens war die Luft hier wärmer. Die feuchten Winde, die vom fernen Meer herkamen, brachten dem Wald ein milderes Klima, bevor sie sich über die Hellers schwangen, dabei den Rest ihrer Feuchtigkeit gegen die Kälte des Gebirges eintauschten und schließlich über die hoch gelegene Wüste der Trockenstädte heulten.
    »Autsch!« Caitrin fuhr plötzlich in die Höhe. Stelle hatte etwas Stechendes und Antiseptisches auf das rohe Fleisch getupft.
    »Das tut nur einen Augenblick weh.« Ungerührt riss Stelle ein Stück Gaze ab.
    »Daran sind nur diese Stiefel aus Carthon schuld - Männerstiefel -
    ich hätte gescheiter sein sollen …«, stellte Caitrin bitter fest. Sie hatte den Entschluss gefasst, sich neue Wanderstiefel machen zu lassen, als sie die Nachricht über Donal erhielt. Darauf hatten sie Thendara in großer Eile verlassen, und sie hatte sich in Carthon Männerstiefel gekauft, weil sie meinte, in den Bergen sei bestimmt niemand, der daran Anstoß nehme. Caitrin hatte nicht an die kleinen Unterschiede in Form und Proportion zwischen dem Fuß eines Mannes und dem einer Frau gedacht, aber auch das hätte ihr die Blase wohl nicht erspart. Sie hatte noch nie zuvor Stiefel getragen, die nicht eigens für sie angefertigt worden waren.
    »Du solltest deinen Fuß eigentlich in warmem Wasser baden«, sagte Stelle. »Aber so müsste es auch gehen. Vergiss nicht, die Wunde sauber und trocken zu halten.«
    »Ich finde es herrlich, dass Ihr so viel über die Heilkunst wisst - Ihr kennt unsere eigenen Methoden und dazu die der Terraner«, bemerkte Kiera von

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