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Die freien Amazonen - 3

Die freien Amazonen - 3

Titel: Die freien Amazonen - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Tieres mit einem hellen Pelz bedeckt, eine Intelligenz beherbergte, die sich zwar von ihrer eigenen unterschied, aber zu respektieren war. Daran musste sie glauben, wenn sie überhaupt eine Hoffnung haben wollte, ihn dazu zu bewegen, dass er ihr ihren Sohn zurückgab.
    »Leute aus dem Land jenseits der Berge - wir sehen eure Art hier nicht oft …« Er sprach sehr leise, und Caitrin strengte ihre Ohren an.
    Sie trat einen Schritt näher, und ohne sichtbare Mühe zog er sich höher in den Baum hinauf. »Ihr seid Frauen, vermute ich? Wir haben genug Frauen hier …« Sein casta war langsam, aber verständlich.
    »Geehrter, wir kommen nicht, um die Zahl deines Volkes zu vergrößern, sondern um, eine Person davon wegzunehmen«, erklärte Caitrin vorsichtig. »Unter euch ist ein Kind der Großen Leute - mein Kind. Ich bin gekommen, es nach Hause zu holen.«
    Der Waldläufer stieß eine hohe, trillernde Passage aus und bekam eine längere Antwort von oben.
    »Die Frau des Alten hat ein Baby verloren, und sie hat das Große Kind als ihr eigenes angenommen. Es ist Angelegenheit der Frauen, bis es erwachsen ist.«
    »Dann lass mich mit den Frauen reden!«, rief Caitrin und rannte auf den Baum zu. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihren Fuß, als habe sie sich dort einen Knochen gebrochen, aber sie achtete kaum darauf.
    Eine verknotete Schlingpflanze hing an dem Stamm herunter. Caitrin sprang danach und begann, dem nach oben eilenden Waldläufer nachzuklettern.
    Sie war erst sechs Fuß hoch gekommen, da lugten plötzlich lauter pelzige Gesichter über den Rand der Plattform. Caitrin hielt inne und sah zu ihnen hoch. Etwas flog durch die Blätter.
    »Schwestern«, rief sie und streckte die Hand aus, und dann traf sie der erste Stein, und ihr Arm wurde gefühllos.
    Bei jedem Laufschritt raste der Schmerz durch Caitrins Bein wie ein Echo auf ihre seelische Qual. Donal! Donal! Jeder Meter, den sie zwischen sich und die Waldläuferfrauen legte, trug sie auch weiter weg von ihm.
    Stelle, die sich vor ihr durch das Unterholz schlug, fiel über eine Schlingpflanze und ging zu Boden. Caitrin stieg ihr nach und zog sie wieder auf die Füße. Schwer atmend standen sie da und lauschten.
    Sie hörten keine Schritte, kein Brechen von Zweigen oder Rascheln von Blättern. Kiera machte Halt und kehrte zu ihnen zurück. Sie schnüffelte in der Luft herum.
    »Es ist niemand in der Nähe …«, sagte sie eine Weile später.
    Caitrin nickte, tat einen vorsichtigen Schritt vorwärts, stolperte, als der brennende Schmerz wieder durch ihre Nerven fuhr, fluchte und hielt sich an dem nächsten Ast fest.
    »Was ist?«, fragte Stelle. »Hast du dir den Knöchel vertreten?«
    Stumm schüttelte Caitrin den Kopf und setzte sich von neuem in Bewegung. Sie verlagerte das Gewicht auf den kranken Fuß und biss sich auf die Lippe.
    Stelle kniff die Augen zusammen. »Es ist diese Blase, nicht wahr?
    Setz dich hin …« Sie wies auf einen gestürzten Baumstamm. »Ja, sofort - Kiera wird uns Bescheid geben, wenn Gefahr naht.«
    Caitrins Nerven zuckten unter dem Drang weiterzulaufen - hinaus aus dem Wald oder zurück zu der Stadt der Waldläufer und ihrem Kind. Aber ihre Muskeln wollten ihr nicht gehorchen, oder vielleicht war es die Autorität, in die Stelle sich gehüllt hatte wie eine Priesterin in ihren Schleier, die sie an Ort und Stelle bannte. Kiera kam lautlos über den Blätterteppich zurück und beobachtete sie mit großen, ängstlichen Augen.

    Dieser Blick besiegte Caitrin. Ein plötzlicher Schwindel überkam sie; sie ließ es zu, dass Stelle sie am Ellenbogen fasste und zum Hinsetzen zwang.
    Stelle zog Caitrin den groben Strumpf aus. »Das wird doch wieder gut?«, fragte Kiera leise.
    »Die Wunde ist schmutzig - und von neuem infiziert, vermute ich, aber ich muss sie erst säubern, um das richtig zu sehen. Dazu brauche ich eine Menge Wasser und ein Feuer.«
    »Du kannst hier kein Feuer machen!«, rief Kiera aus. Die Baumstämme um sie waren voll von trockenen Flechten, und der Boden war bedeckt mit toten Blättern.
    »Wir müssen einen Teich oder einen Bach finden«, sagte Stelle. »Ein kleines Stück zurück sind wir an einem Bach vorbeigekommen -
    wenn wir ihm folgen, gelangen wir vielleicht an seine Quelle.«
    Krank vor Schmerz und Verzweiflung ließ sich Caitrin von Stelle in der beginnenden Dämmerung zurück zu dem Waldlauf und dann stromabwärts halb tragen. Es war beinahe ganz dunkel, als das Dach der Zweige über ihnen plötzlich dünner wurde,

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