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Die freien Amazonen - 3

Die freien Amazonen - 3

Titel: Die freien Amazonen - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Besuch da war und uns von der Schwesternschaft erzählte. Bitte, sagt, dass ich es versuchen darf.«
    Mir wurde schwer ums Herz, als ich sie sah. Ganz bestimmt war sie zart, und außerdem war sie verkrüppelt; als Folge einer Kinderkrankheit war ein Bein kürzer als das andere. Sie war so klein wie Esarilda, aber nur halb so dick. Eine Masse von braunem Haar umgab das zu magere Gesicht mit den großen, verträumten Augen.
    Wie könnte sie sich verteidigen? Dieses Mädchen würde nie im Stande sein, ein Schwert zu heben und einem Mann Widerstand zu leisten.
    »Aber Maellen, wirklich, das kann ich auch nicht«, warf Esarilda mir vor, und ich schämte mich, als ich erkannte, dass ich laut gesprochen hatte.
    Shaya erklärte mit ihrem weichen Stimmchen: »Cousine Callie sagt, dass nicht alle Schwestern zum Kampf hinausziehen. Einige verdingen sich als Bergführerinnen oder rüsten Karawanen aus, und andere besorgen im Gildenhaus das Nähen, Kochen, Putzen und so weiter. Ich bin eine sehr gute Näherin, und meine Mutter hat mich vieles von ihren Kochkünsten gelehrt. Ich werde der Schwesternschaft bestimmt von Nutzen sein, wenn ihr es mich nur versuchen lasst. Ich male auch«, setzte sie bescheiden hinzu, »und viele Leute sagen, meine Bilder seien gut. Ich könnte ein Schild für die Eingangstür malen, damit die Leute wissen, dass dies das Schwesternhaus ist. Und ich singe und spiele, so dass ich die Schwestern des Abends unterhalten könnte.« Ihre Worte überstürzten sich, und als sie fertig war, sah sie mich mit diesen großen traurigen Augen an. Ich war mir nicht sicher, ob Shaya eine Frau von der Art war, wie die Schwesternschaft sie mit Freuden aufnimmt; die meisten Rekruten meiner Mutter in Thendara waren Erwachsene, die ein schweres und hartes Leben geführt hatten. Und doch verpflichtete uns unsere Regel, jede Frau, die zu uns gehören wollte, das Gelübde für ein Jahr ablegen zu lassen. Wenn ihr das Leben bei uns gefiel, konnte sie sich danach für drei Jahre verpflichten und schließlich Mitglied auf Lebenszeit werden, wie Esarilda und ich.
    »Nun gut«, entschied ich, »wenn du für ein Probejahr zu uns kommen willst, dann magst du das tun.«
    »Darf ich gleich heute kommen?« Shaya mühte sich auf die Füße und stützte sich auf eine wunderschön geschnitzte Krücke. Sie schafft Schönheit aus Notwendigkeit, dachte ich. Sie und Esarilda werden sich gut miteinander vertragen.
    »Das Haus ist furchtbar schmutzig«, warnte ich sie. »Es gibt keine saubere Stelle, wo wir heute Nacht schlafen könnten, und ich glaube, in dieser Küche hat seit Jahren niemand mehr gekocht.«
    Shaya lachte entzückt auf. »Dann gibt es bereits etwas, das ich tun kann. Ich werde euch helfen zu kochen und zu putzen, damit wir heute Abend essen und schlafen können.«
    Sie hielt ihr Wort. Wir drei scheuerten im zweiten Stock für jede von uns ein Zimmer und bezogen die Betten mit sauberen Leintüchern, die wir von Thendara mitgebracht hatten. Wir hatten keine Zeit, noch vor dem Abendessen die Küche in Angriff zu nehmen, aber da klopfte Carla mit einem Tablett voller leckerer Sachen an die Gartentür. Ihr für gewöhnlich ernstes Gesicht verzog sich zum Lächeln, als sie sah, wie Shaya mit einer Begeisterung zulangte, die eher für Esarilda typisch war. »Ihr habt ihr bereits gut getan«, lobte Carla. »So tüchtig gegessen hat sie zu Hause nie.« Sie ging und versprach trotz unseres Protests, am Morgen wiederzukommen und die Küche in Ordnung zu bringen. »Sollen meine anderen Töchter dieses eine Mal dem Vater helfen«, sagte sie. »Das kann ihnen gar nichts schaden.«
    Am nächsten Tag war es nach Mittag, als uns vier ein widerhallendes Läuten erschreckte. Wir fuhren zusammen und sahen uns an. Unsere Herzen hämmerten. Dann begann Shaya zu lachen.
    »Es ist die Türglocke«, kicherte sie. »Ich erinnere mich, diese Töne gehört zu haben, als die Söldner hier wohnten. Ach du meine Güte, so, wie wir erschrocken sind, könnte man meinen, es sei Zandru, der uns in seine dunkelste Hölle holen wolle!«

    Wie es mir als Hausmutter zukam, ging ich zur Tür, aber ich war froh, dass mir die drei anderen folgten. Ich legte die Hand an mein Schwert, in dessen Führung ich mir so etwas wie den Ruf einer Meisterin erworben hatte. Würde ich es jetzt schon brauchen, um unser Haus zu verteidigen?
    Carla musste mir helfen, die widersetzliche Tür zu öffnen. Ich sah die sieben Stufen zur Straße hinunter, und da standen eine junge Frau, ein

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