Die freien Amazonen - 3
Leben im Schwesternhaus. Manchmal fühle ich mich eingeengt von all diesen Vorschriften, die uns eine Existenz ohne tägliche Kämpfe mit den Gardisten und anderen, die uns unsere Freiheit von männlicher Herrschaft übel nehmen, ermöglichen.
Esarilda schüttelte ganz leicht den Kopf, dass ihr krauses Haar sich hob und wieder an seinen Platz senkte. Sie fasste Kadi bei der Hand.
»Komm, Kind, für dich ist es jetzt Zeit, zu Bett zu gehen.«
Sie half unserer neuesten Rekrutin auf die Füße und wollte sie zur Treppe führen, als Kadi sich plötzlich krümmte und mit erschrockenem Gesicht ihren Bauch umklammerte. Sie stieß einen leisen Schrei aus. »Ich glaube, das Kind kommt heute Nacht.«
Später, als wir sie ins Bett gebracht hatten, sah sie mich mit schwachem Lächeln an. »Wenn ich Glück habe, werdet ihr in Kürze eine neue Kandidatin für die Schwesternschaft bekommen.«
Ich wollte sie nicht aufregen, deshalb entschloss ich mich, ihr nicht zu sagen, dass sie einen Sohn werde weggeben müssen. Dazu war später noch Zeit, dachte ich, aber wie gewöhnlich konnte Esarilda nicht schweigen. »Was wirst du tun, wenn es ein Junge wird?«
Kadi konzentrierte sich auf ihre Atmung und antwortete nicht gleich. Als die Wehe vorüber war, keuchte sie: »Ich werde Darrils Vater benachrichtigen. In seinem Haus sind nach den langen Kriegsjahren nur noch so wenige männliche Wesen am Leben, dass er sich über einen Nedestro -Enkel freuen wird.«
»Würde es dir nichts ausmachen, auf dein Baby zu verzichten?«, fragte Shaya neugierig. Sie saß neben Kadis Bett, und der Vorstehhund hatte sich zu ihren Füßen ausgestreckt.
Kadi schüttelte den Kopf, umklammerte Shayas Hand und atmete rasch durch den Mund. Als auch diese Wehe vorbei war, beantwortete sie Shayas Frage. »Nein, weil es nicht mein Entschluss war, jetzt ein Kind zu bekommen. Wenn Darril noch lebte, wäre es vielleicht anders. Aber das glaube ich eigentlich nicht. Er hätte den Turm wohl nicht verlassen wollen, und ich plane schon seit Jahren, eine Schwester vom Schwert zu werden. Ich glaube, aus mir wird eine gute Schwertfrau.«
Dann hatte sie keine Zeit mehr, sich zu unterhalten. Esarilda war längere Zeit Hebamme im Thendara-Haus gewesen, und sie behauptete, niemals eine so schnelle und anscheinend mühelose Geburt miterlebt zu haben. Ihre Ausbildung im Neskaya-Turm half Kadi, den Schmerz unter Kontrolle zu halten, und die wochenlange Reise hatte ihren Körper stark und gesund gemacht. Am späten Nachmittag hatte sie nicht nur einen, sondern gleich zwei rothaarige Söhne geboren. Sie waren klein, aber energisch, und ihr kräftiges Schreien bedeutete für Esarilda ein Entzücken ohne Ende. »Die meisten meiner Kinder haben gar nicht erst geatmet«, sagte sie sehnsüchtig, »aber diese kleinen Herrchen werden die ganze Nacht brüllen, wenn du sie nicht zufrieden stellst.«
Das Läuten der Glocke gab mir einen guten Vorwand, das zu heiße, zu laute, zu emotionale Zimmer zu verlassen. Es machte mir nicht einmal etwas aus, dass Shaya und Esarilda zurückblieben und mit den Zwillingen schäkerten, während die müde, aber triumphierende Mutter zusah.
Zwei Frauen standen oben auf der Treppe; ihre Gesichter waren im flackernden Licht meiner Fackel undeutlich. »Ist dies das Haus der Schwesternschaft vom Schwert? Ja? Dann bitten wir um Asyl.«
So vieles geschah so schnell, dass ich mich bedrängt fühlte. Ich bat die beiden, in die Halle einzutreten. Hier war besseres Licht, und ich konnte sie mir genauer ansehen. Eine von ihnen war eine Frau mit schwerem Knochenbau, stark und gesund und von herrischem Gebaren. Sie warf einen letzten Blick die Straße hinunter und stemmte dann die Schulter gegen die Tür. Diese Tür, mit der ich den ganzen Tag gekämpft hatte, schloss sich widerstandslos. »Nun«, dachte ich mehr oder weniger zusammenhängend, »wenigstens habe ich eine Aufgabe für diese Rekrutin. Sie kann Pförtnerin werden.«
Dann schüttelte ich den Kopf; ich merkte, dass ich dummes Zeug dachte.
»Ich bin Mhari, und das ist Clea, und wir sind gekommen, uns der Schwesternschaft vom Schwert anzugeloben. Dies ist der richtige Ort, nicht wahr?« Ohne auf meine Antwort zu warten, fuhr sie fort: »Wo ist die Hausmutter?«
»Ich bin die Hausmutter. Und ich will euren Eid entgegennehmen, aber ich warne euch, dass wir von der Schwesternschaft einen solchen Eid ernst nehmen.« Ich richtete mich auf. Wohl mochte ich dazu neigen, mir zu viele Sorgen zu machen, aber als
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