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Die freien Amazonen - 3

Die freien Amazonen - 3

Titel: Die freien Amazonen - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sie durch Caros Augen gesehen und den Schwertstreich gespürt, der Caros Fleisch durchschnitt.
    Die Gildenmutter hatte sie vor Gefahren gewarnt - und sie hatte Recht gehabt. Die Gefahr war größer gewesen, als eine von ihnen geahnt hatte.
    Rafi quälte sich durch den Schnee zu der Hütte zurück, aber sie hatte sich doch ziemlich weit von ihr entfernt. Bis sie die Reiseunterkunft erreichte, war der Kampf vorüber.
    Vier Männer lagen tot unter dem dunkel werdenden Himmel.
    Lirella war bewusstlos. Caro beugte sich über sie und versuchte, sie aufzuwecken, und dabei hielt sie die Hand auf eine hässliche Wunde in ihrem eigenen Oberschenkel, um die Blutung zu stillen.
    Gerade als Rafi in Sicht kam, brach Caro über dem Körper ihrer Freipartnerin zusammen.
    Rafi nahm sich nicht einmal Zeit zum Nachdenken. Vielleicht war es die Abwesenheit von kritischen Augen, aber sie bewegte sich sicher und ohne Zögern. Als Erstes legte sie feste Verbände um die schlimmsten Wunden, dann untersuchte sie die Frauen auf Schäden, die nicht unmittelbar zu sehen waren. Obwohl sie nur wenig darüber gelernt hatte, wie man laran zu Heilzwecken benutzt, war sie als Überwacherin ausgebildet, und von dieser Fähigkeit machte sie jetzt Gebrauch.
    Caro war in einem tiefen Schockzustand und litt unter dem starken Blutverlust. Lirella war in schlimmerem Zustand. Sie hatte durch einen Schlag auf den Kopf einen Schädelbruch erlitten. Rafi tat das bisschen, was sie tun konnte, um den Druck zu lindern, den sie entstehen spürte, aber Lirella brauchte bessere und geschicktere Hilfe, und zwar schnell.
    Rafi wusste, es war ganz ausgeschlossen, dass sie allein die Frauen in die Unterkunft brachte; jede von ihnen wog mehr als sie, und sie würden totes Gewicht sein. Unschlüssig stand sie da, aber die dringende Notwendigkeit, sie aus dem Schnee und in die Hütte zu befördern, trieb sie an. Sie dachte einen Augenblick angestrengt nach
    - dann erinnerte sie sich an die chervines, die immer noch in dem Schuppen hinter der Hütte angebunden waren. Rafi ließ ihre Angst vor den Tieren gar nicht erst an die Oberfläche steigen. Sie führte das eine, das sie als Packtier benutzten, an die Vorderseite und legte ihm das Geschirr an, langsam und sorgfältig, um es nicht zu erschrecken, und auch, um Fehler zu vermeiden, deren Berichtigung sie Zeit kosten würde. Das chervine schnaubte bei dem Geruch von frischem Blut, aber das war zu ihrer Erleichterung alles. Sie band es neben Lirella an, rannte in die Hütte und holte eine der Decken von ihrer Bettrolle. Mit dem Messer machte sie Löcher in die beiden oberen Ecken und befestigte Seile daran. Dann breitete sie sie auf dem Schnee aus, rollte, so vorsichtig es ging, Lirella hinauf, und band die Seile zu beiden Seiten am Geschirr des chervine fest. Sie fasste den Zaum, versuchte, Ruhe zu projizieren, und führte es in die Hütte, so dass Lirella auf der Decke mitgezogen wurde. Als Lirella sicher drinnen und in ihre eigene Bettrolle eingebündelt war, wiederholte Rafi die Prozedur mit Caro.
    Längst war es dunkel geworden. Zu ihrer ungeheuren Erleichterung entdeckte Rafi, dass Caro über den Zustand des ‘Holzes gelogen hatte. Schon bald brannte das Feuer hell genug, dass sie sich ihrer Schwestern annehmen konnte, ohne sie noch mehr unter Kälte leiden zu lassen. Sie zog ihnen die blutigen, zerrissenen Sachen aus, schnitt sie weg, wenn es nicht anders ging, und die ganze Zeit arbeitete sie langsam, sich jeden Schritt vorher überlegend. Dann versorgte sie die Wunden neu, diesmal mit richtigem Verbandsmaterial und Medikamenten, und rollte die bewusstlosen Frauen in ihren Doppelschlafsack. Rafi wusste, sie mussten warm gehalten werden, und auf diese Weise konnten sie sich gegenseitig wärmen und durch ihre Anwesenheit trösten.
    Aber natürlich brauchten beide mehr an Hilfe, als sie ihnen zu geben vermochte. Sie wagte es nicht, sie allein zu lassen - selbst wenn man davon ausging, dass sie eines der chervines gut genug regieren konnte, um wegzureiten und Hilfe zu holen, hatte sie doch keine Ahnung, in welcher Richtung die nächste Hilfe zu finden war. In qualvoller Unentschlossenheit saß sie da, rieb geistesabwesend die Narben auf ihren Händen und suchte nach einer Lösung. Da brachte die Berührung einer Narbe sie auf eine Idee.
    Laran wurde durch die Entfernung nicht behindert, und schon gar nicht in der Überwelt. Und es war ein Turm in der Nähe, und in dem Turm waren ausgebildete Heiler und alle Hilfe, die

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