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Die freien Amazonen - 3

Die freien Amazonen - 3

Titel: Die freien Amazonen - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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hatte -, aber Caro stöhnte von neuem, und obwohl die Furcht blieb, brachte Rafi es doch nicht über sich, ihre Schwestern länger leiden zu lassen.
    Sie raffte das bisschen an Mut zusammen, das sie besaß, festigte es mit den Worten des Eides und machte sich an die Arbeit.
    Vorsichtig setzte sie sich mit Lirella in Rapport. Die Instruktionen der Bewahrerin waren sehr deutlich gewesen, und wenn sie langsam arbeitete, waren sie auch leicht zu befolgen. Der Druck der Fraktur musste gelindert und der Klumpen, der sich bildete, aufgebrochen werden. Der Rest konnte warten, bis richtige Heiler eintrafen. Als sie für Lirella getan hatte, was sie konnte, kümmerte sie sich um Caro und zwang das Blut, das ihre Verbände tränkte, langsamer zu fließen und stillzustehen.
    Die ganze Zeit konnte sie nicht umhin, die innige und lebenswichtige Verbindung zwischen den beiden Frauen wahrzunehmen. Sie war sich dessen länger bewusst, als irgendjemand im Gildenhaus ahnte, und sie hatte nie aufgehört, über das Ausmaß ihrer Zuneigung zu staunen. Das war ihr völlig fremd; niemals hatte ihr Vater für irgendeine Frau eine solche Liebe gezeigt, und den Mädchen, die zur Bewahrerin ausgebildet wurden, waren emotionale Beziehungen verboten. Noch in diesem Augenblick spürte sie Neid. Was hätte sie nicht dafür hingegeben, dass jemand so viel Interesse an ihr nahm wie diese beiden aneinander! Vor allem das Vorhandensein dieser Verbindung spornte sie an. Es war unvorstellbar, dass sie so etwas sterben ließ, wenn es in ihrer Macht lag, es zu retten.
    Die Arbeit war schwer und anstrengend. Sie nahm ihr das letzte Fünkchen Kraft - und sie hatte nach diesem unüberwachten Ausflug in die Überwelt schon keine mehr übrig gehabt. Immer wieder trieben ihre Angst und die Qualen, die sie mit ihren Schwestern teilte, sie aus dem Rapport mit ihnen. Dann meinte sie jedes Mal, sie werde sich nicht überwinden können, das zu beenden, was sie angefangen hatte.
    Und doch, wenn die Schmerzenstränen aufhörten zu fließen, genügte ein Blick auf Caros verzerrtes oder Lirellas graues Gesicht, um den Rapport wiederherzustellen.
    Ihr wurde kälter und kälter, und sie taumelte vor Müdigkeit. Aber immer noch war ihre Arbeit nicht vollendet. Die Bewahrerin hatte ihr eingeschärft, beide Frauen würden Flüssigkeit brauchen, damit der Blutverlust schnell ausgeglichen werde. Zu schwach, um zu gehen, kroch Rafi zum Feuer, ließ Schnee in Töpfen schmelzen und bereitete Tee und Brühe zu, die sie Caro und Lirella einlöffelte. Als der Morgen graute, war die unmittelbare Gefahr für sie gebannt, und Rafi hörte von draußen das Geräusch von Hufschlägen.
    Plötzlich war die Hütte zum Platzen voll von Menschen. Rafi kroch ihnen aus dem Weg in eine dunkle Ecke und brach inmitten ihrer Decken zusammen.
    »Zandrus Höllen!«, fluchte ein junger Mann, dessen feuerfarbenes Haar ihn unmissverständlich als Comyn auswies. »Wie, im Namen von allem, was heilig ist, hat jemand ohne Ausbildung diese beiden so lange am Leben erhalten?«
    Niemand machte sich die Mühe, diese sowieso rein rhetorische Frage zu beantworten. Obwohl ihre Energie den Anschein erweckte, als seien sie viel mehr, waren es tatsächlich nur vier Personen. Zwei waren Heiler, einer von ihnen der junge Mann, dazu eine grauhaarige Frau, heiter und zuversichtlich. Mit ihnen waren zwei Mädchen, ein bisschen älter als Rafi, als Überwachelinnen gekommen. Beide waren zierlich und sehr attraktiv und schienen miteinander verwandt zu sein. Alle vier machten den Eindruck, als arbeiteten sie schon lange als Team zusammen. Rafi erfuhr aus ihrer Unterhaltung, dass sie aufgebrochen waren, gleich nachdem die Bewahrerin sie geweckt hatte. Sie hatten die ganze Nacht gebraucht, um diese Reiseunterkunft zu erreichen. Rafi kamen sie erstaunlich frisch und energiegeladen vor, aber sie waren auch erfahrene Reisende und hatten schon vor langer Zeit die Kunst gelernt, im Sattel zu schlafen.
    Rafi beobachtete sie aus ihrer Ecke. Das Bild wurde vor ihren Augen immerzu abwechselnd scharf und unscharf. Jetzt schienen sie normale Sterbliche zu sein, jetzt halb durchsichtig mit funkelnden Energienetzen in ihrem Innern. Rafi hatte ihr Zeitgefühl verloren, und sie meinte, es seien nur Sekunden vergangen, bis die leroni es geschafft hatten, dass Lirella und Caro sich aufsetzten und benommen zu sprechen begannen.
    Seltsamerweise war es Lirella, die als Erste an sie dachte.
    »Rafi …«, murmelte sie und versuchte, trotz ihrer

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