Die freien Amazonen - 3
gewesen -
aber Rafi schrumpfte trotzdem zusammen.
Weder Caro noch ihre Freipartnerin Lirella hatten Rafi bei dieser Reise dabeihaben wollen, nur war keine von ihnen gefragt worden.
»Unser Befehl vom Thendara-Haus lautet, wir sollen dieses Paket der Bewahrerin von Caer Donn persönlich zustellen«, hatte Gildenmutter Dorylis gesagt. »Und ja, ja, ich weiß, die Domänen wollen nichts mit Aldaran zu tun haben - offiziell. Ebenso wie wir leisten die Türme der offiziellem Politik oft nur Lippendienste.
Darum verlassen sie sich auf uns, dass wir Aufträge wie diesen für sie ausführen. Die Schwesternschaft weiß nichts davon, was sich in diesem Paket befindet, es interessiert uns auch nicht, und die Bewahrerin zu Elhalyn verlässt sich darauf. Die Überbringung ist mit einiger Gefahr verbunden, und deshalb hat Thendara verlangt, dass ich unsere beiden besten Söldnerinnen dafür auswähle. Aber hier haben wir ein Problem. Keine von euch ist eine Comynara, und ihr seid mit dem Protokoll, das eine Bewahrerin umgibt, nicht vertraut.
Ehrlich gesagt, ich habe meine Zweifel, dass man euch auch nur in ihre Nähe lässt. Rafi dagegen …«
Rafaellas Gesicht wurde so rot wie das ungebärdige Haar auf ihrem Kopf.
»Ich weiß. Sie hat eine Bewahrerinnen-Schulung in Neskaya mitgemacht.« Ungeduldig fuhr sich Caro mit den Fingern durch ihr ergrauendes braunes Haar. »Sie würde ohne Umstände vorgelassen werden.«
Aber Rafi hörte die Worte, die Caro nicht aussprach. Bewahrerinnen-Schulung - bei der sie versagt hat, wie sie bei allem versagt, was sie versucht.
Rafi hatte sich bemüht, nicht zu zeigen, dass sie den Gedanken wahrgenommen hatte.
Das Ergebnis war, dass sie zu dritt mitten im Winter den zweifelhaften Schutz einer verwahrlosten Reiseunterkunft tief in den Hellers teilten. Lirella hatte kein Geheimnis aus ihrer Meinung gemacht, Rafis Anwesenheit verlangsame sie auf Kriechtempo und sei die unmittelbare Ursache dafür, dass sie an diesem Ort übernachten mussten statt im Gildenhaus von Caer Donn, das sie diesen Abend zu erreichen gehofft hatten. Caro hatte sich vorsichtiger ausgedrückt, aber Rafi spürte ihre Missbilligung immer noch.
»Gibt es denn nichts, was ich tun könnte?«, fragte sie mit dünner Stimme.
Lirella schnaubte. Caros blonde Partnerin versuchte nie zu bemänteln, was sie empfand. Rafi war beim Absatteln und Anbinden der chervines überhaupt keine Hilfe gewesen. Sie hatte Angst vor den Tieren und konnte ihr eigenes beim Reiten kaum regieren. Zudem hatte ihre Angst sich auf die Tiere übertragen und sie nervös und scheu gemacht. Als sie ihre Ausrüstung unter Dach brachten, hatte Rafi kaum so viel getragen, wie sie selbst wog. Sicher, es war ihr gelungen, mit Hilfe ihres Sternensteins ein Feuer zu entzünden, während die beiden anderen sich vergeblich bemüht hatten, dem feuchten Zunder ein Flämmchen zu entlocken. Aber beim Kochen oder beim Herrichten des Lagers war sie auch nicht besser als bei der Arbeit mit den chervines.
»Geduld, bredhyina « , sagte Caro mit gedämpfter Stimme. »Sie ist erst vor kurzem aus der Klausur entlassen. Und wo soll sie im Turm oder im Boudoir etwas über das raue Lagerleben gelernt haben?«
»Das ist es gar nicht«, erwiderte die andere Frau leise. »Mich stört, dass sie so ein - so ein nasser Lappen ist!«
Caro verdeckte ihr Lächeln mit dem Handrücken. ›Nasser Lappen‹
war tatsächlich eine gute Beschreibung ihrer neuesten und jüngsten Schwester. Lirella hatte, ohne viel Erfolg, versucht, sie im bewaffneten und im unbewaffneten Kampf zu unterrichten, aber Rafi besaß nicht nur kein Geschick für die wichtigste Dienstleistung, die das kleine Gildenhaus von Helmscrag anzubieten hatte, sie zeigte ein solches Maß an Unfähigkeit, dass Caro sagte, sie würde es nicht glauben, wenn sie es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte. Nicht etwa, dass das Mädchen es nicht versucht hätte - sie war dabei buchstäblich über die eigenen Füße gefallen. Nachdem sie sich bei einem einfachen Angriff fast den Knöchel gebrochen hatte, weigerte Lirella sich, sie weiter zu unterrichten. Und wie sie sich in den Schulungssitzungen aufführte …!
Bei der ersten war sie unter hysterischem Schluchzen hinausgerannt. Caro war überzeugt, dass sie immer noch nach jeder Sitzung weinte, doch wenigstens tat sie es jetzt, wenn sie allein war.
Während der Sitzung saß sie da, blass wie der Tod, die Hände im Schoß verkrampft, oder sie rieb unaufhörlich die darüber
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