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Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frequenz: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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ihm widerwillig gewährt wurde. Dort bezeichnete er sich als Abgesandten des einen Gottes. Er sagte zu Vespasian: Du wirst Kaiser werden, oh Vespasian, du und dein Sohn.« Barton hielt den Zeigefinger hoch. »Doch es gab Bedingungen. Josephus sollte nicht zu Nero gesandt werden, und ihm durfte nichts geschehen.«
    »Und was geschah dann?«
    »Vespasian hatte keine Aussicht, Kaiser zu werden«, sagte Barton. »Dafür musste man mindestens Senator sein. Trotzdem war er von der Prophezeiung so tief beeindruckt, dass er den Boten Gottes nicht nach Rom bringen ließ. Er hielt ihn weiter in Gefangenschaft, aber in Judäa. Natürlich war Nero außer sich. Das war ein eklatanter Verstoß gegen seine Anordnung. Er wollte Josephus unbedingt durch die Straßen Roms führen und dann öffentlich hinrichten lassen.«
    Barton trank noch einen Schluck. »Ehe das Jahr vorbei war, geriet das Imperium in Aufruhr. Nero wurde entthront und beging Selbstmord. So begann eine der unruhigsten Zeiten in der römischen Geschichte. Auf Nero folgte Galba, der von Otho umgebracht wurde. Otho wurde von Vitellius vom Thron gestoßen, und dieser beging am Ende Selbstmord. Während dieser zwei Jahre wurde Flavius Vespasian – mitten im Krieg gegen die Juden – von seinen Soldaten zum Kaiser ausgerufen, im Juli 69 nach Christus.«
    »Die Prophezeiung traf also ein?«
    »Noch nicht ganz. Der Senat weigerte sich, Vespasian als Herrscher anzuerkennen, und so war er gezwungen, seine ihm treu ergebenen Soldaten aus Moesia, Pannonia und Illyricum zu schicken, um sich den Thron zu erkämpfen. Das Schlachtfeld war Rom, wo seine Truppen auf die Prätorianergarde stießen, die Beschützer der kaiserlichen Stadt, und auf die Legionen Galliens und des Rheinlands. Nach einer erbitterten Schlacht gewannen Vespasians Soldaten schließlich die Oberhand und brannten dabei versehentlich halb Rom nieder. Da dem Senat nichts anderes übrig blieb, billigte er Vespasian als Herrscher. Zur selben Zeit besiegte Vespasian die Juden und brannte Jerusalem nieder – was sein Auftrag gewesen war.«
    Wilson war erstaunt.
    »Und so begann die Herrschaft der Flavier«, fuhr Barton fort. »Eine der glücklichsten Zeiten der römischen Geschichte. Sie sah die Festigung römischer Macht in Britannien, den Bau des Colosseums und, noch bedeutsamer, die Gründung der jungen römisch-katholischen Kirche. In vielerlei Hinsicht ermöglichte Josephus’ Prophezeiung der Christenheit, in der modernen Welt Fuß zu fassen. Und ihm ist es gewissermaßen zu verdanken, dass die Qumran-Rollen heute noch existieren.«
    »Was wurde aus Vespasian?«, fragte Wilson.
    »Er wurde fast siebzig Jahre alt und starb eines natürlichen Todes. Sein Sohn Titus wurde nach ihm Kaiser – das erste Mal, dass der Purpur vom Vater auf den Sohn vererbt wurde.« Barton lächelte. »Als letzte sonderbare Fußnote der Geschichte adoptierte Vespasian Josephus, und der einstige Feind Roms wurde Flavius Josephus, der den Rest seiner Tage als römischer Bürger verbrachte.«
    »Wow! In göttliche Prophezeiungen sollte man sich auf keinen Fall einmischen«, meinte Wilson.
    Barton blickte seinem Gen- EP in die Augen. »Ganz genau. Das ist Bestimmung.«
    Einen Moment lang war die Schwere in Wilsons Brust vergangen.
    Wieder breitete sich Schweigen aus.
    Barton betrachtete die Landschaft und sagte schließlich: »Wissen Sie, ich komme seit fünfunddreißig Jahren hierher. Ich habe diesen Platz entdeckt, als ich einen Fluss mit Forellen auskundschaftete, der sich Angel Falls nennt. Da kann man übrigens großartig fischen.«
    »Ihr Nachname ist norwegisch, nicht wahr?«
    »So ist es.«
    »Die Norweger waren doch Fischer, oder?« Wilson hatte den Namen in Data-Tran nachgeschlagen.
    »Früher kontrollierten die Ingersons fast die ganze Fischereiwirtschaft Norwegens.« Barton lachte leise. »Der Spaß am Fischen ist bei mir erblich. Fischen Sie auch gern?«
    Wilson nickte. »Ja, aber ich hatte kaum Zeit dazu.«
    »Ich nehme Sie zum Angel Falls mit, wenn Sie wieder da sind.«
    Das war ein nettes Angebot. Denn es setzte darauf, dass er zurückkehrte.
    Wieder schwiegen sie eine Zeitlang.
    »Haben Sie sonst noch Weisheiten für mich?«, fragte Wilson.
    »Ich möchte, dass Sie sich auf das konzentrieren, was ich Ihnen bereits gesagt habe.«
    Wilson bewunderte Barton dafür, nie ein Wort zu viel zu sagen.
    »Mein Leben wird zusehends besser. Meine Mentoren zumindest«, meinte Wilson, legte sich ins Gras und schaute zum Himmel. »Wollen

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