Die Frequenz: Thriller (German Edition)
Motorrad. »Auf drei.« Mit einem metallischen Schnappen kam der Stift heraus. »Eins … zwei … drei!«
Die Granate wirbelte in die Richtung der Soldaten, so weit wie Helena werfen konnte, und explodierte in der Luft. Ein greller Blitz erleuchtete die Ruinenstätte, begleitet von einem verwirrenden Lärm; dann landete die aufgeplatzte Granate im Sand und verströmte eine Wolke aus giftigem Tränengas, die rasch größer wurde.
Der Granatenblitz erhellte den Fond von Visblats Limousine, als sie sich dem Plateau näherte. »Verdammt! Ich habe gesagt, Sie sollen das Feuer einstellen!«, sagte er und ließ den Sprechknopf los.
Sein Headset knisterte. »Sie versuchen zu entkommen!«
»Das ist Helena Capriarty, diese Schlange – sie muss es sein.« Visblat klopfte seinem Fahrer auf die Schulter und zeigte nach vorn. »Bringen Sie mich zur Sphinx. Schnell!« Er zog seine .44 Magnum aus der Jacke und prüfte das Magazin. Dann drückte er den Sprechknopf. »Schicken Sie Ihre Leute zur Sphinx! Sie sollen sie umstellen! Nicht schießen! Haben Sie mich verstanden? Sie versuchen, zur Traumstele zu kommen.«
Helena richtete das Motorrad auf, schaltete das Licht aus und wartete scheinbar eine Ewigkeit, bis Wilson hinter ihr aufgesessen war. Bei einer Drehung des Handgelenks jaulte der Motor auf; dann katapultierte er die Maschine durch den giftigen Rauch auf die Statue zu. Helena brannten die Augen, und sie hielt die Luft an, um nicht würgen zu müssen.
Überall waren Soldaten – einige krümmten sich, andere waren von dem Blitz geblendet, und niemand schoss. Sie waren kurzzeitig außer Gefecht. Helena beschleunigte, fuhr in eine kleine Senke und an der anderen Seite wieder hinaus.
Als sie aus den giftigen Dämpfen heraus waren, rasten sie auf den dachlosen Bau des Taltempels zu und wichen zwei weiteren Soldaten aus. Noch immer wurde nicht geschossen. Wieder sprang das Motorrad in die Höhe. Helena ging sofort in die Kurve, und sie flogen eine sandige Böschung hinunter zwischen die Ruinen, bis sie vor der Sphinx schlitternd anhielten.
Wilson reaktivierte sein nächtliches Sehvermögen und rannte zwischen den Löwenpranken hindurch. Die Sterne leuchteten hell. Die Sphinx war eine mächtige Statue mit vier Meter hohen Pranken, die man, so stellte Wilson fest, unmöglich erklettern konnte. Der einzige Weg zur Traumstele führte zwischen ihnen hindurch.
Helena ließ das Motorrad fallen, zog zwei identische Colt-Pistolen und wich nervös in die Sackgasse zurück. Wilson warf einen Blick zum Gesicht des Pharaos hinauf. Nase und Bart fehlten seit Jahrhunderten, und die übrigen Gesichtszüge waren stark verwittert. Doch die großen steinernen Augäpfel blickten drohend nach Kairo.
»Abu al-Hol«, flüsterte Wilson. Der Vater des Schreckens.
Helena war neben ihm, die Waffen auf die Lücke zwischen den Pranken gerichtet. »Ich hoffe, Sie wissen wirklich, was Sie tun.«
Eine vier Meter hohe Stele aus rotem Granit stand vor dem Brustbein der Sphinx. Sie war 1396 vor Christus errichtet worden. Die eingemeißelte Hieroglypheninschrift erzählte die Geschichte von Thutmosis IV ., einem ägyptischen Prinzen, der im Schatten der Statue eingeschlafen war. Zu der Zeit war die Sphinx bis zum Hals im Sand versunken gewesen. Während der Prinz dort schlief, erschien ihm die Sphinx im Traum und beklagte sich, dass sie vom Sand verschlungen und zerrieben werde. Thutmosis solle Pharao werden, wenn sie zu ihrer einstigen Schönheit zurückkehren könne, indem er die Statue vom Sand befreite und den beschädigten Körper wiederherstellte.
Wie auf der Stele geschrieben stand, erfüllte Thutmosis seinen Teil der Abmachung und wurde innerhalb eines Jahres wie versprochen Pharao.
Wilson betrachtete die Vorderfront der Stele. Sie sah nicht so aus, als hätte jemand sich daran zu schaffen gemacht. Er strich mit den Fingern über die vielen, unterschiedlich großen Schriftzeichen, die die gesamte Oberfläche einnahmen. Wilson errechnete das Datum, berücksichtigte, dass es nach Mitternacht war, und legte danach fest, welche beiden Zeichen er zu suchen hatte. Das erste fand er schnell.
Ein ägyptischer Soldat rannte am Eingang der Sackgasse vorbei. Helena, die ihn gesehen hatte, ging neben Wilson in die Hocke und tippte ihm sacht auf die Schulter. »Sie sind hier«, flüsterte sie.
Nachdem er das zweite Zeichen gefunden hatte, griff er in seine Tasche und holt einen zerbrochenen Bleistift heraus. »Das ist nicht gut.«
Auf die Bemerkung
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