Die Frequenz: Thriller (German Edition)
drehte Helena den Kopf. »Was ist nicht gut?«
Er wählte das längere der beiden Stücke und warf das andere weg. »Mein Bleistift ist durchgebrochen.«
Wieder lief ein Soldat an der Öffnung vorbei.
»Was immer Sie da tun, tun Sie es schnell!«, flehte Helena.
Wilson steckte das angespitzte Ende in die Vertiefung, die den Mittelpunkt zwischen den beiden Zeichen bildete. Er drückte ihn so fest er konnte in den Granit, bis es leise klickte.
Jemand rief mit starkem Akzent: »Keine Bewegung! Ihnen wird nichts passieren!«
Wilson schlug mit der Faust auf die Stele. Nichts geschah! Dann rieselte feiner weißer Sand über die Front der Stele.
Visblat schritt auf eine Gruppe Soldaten zu, die sich am Fuß der Sphinx versammelt hatten. Obwohl Zeit eine entscheidende Rolle spielte, wollte er nicht rennen. Er würde dadurch nur unsicher wirken. Ein Offizier mit geröteten, tränenden Augen ging ihm entgegen.
»Sie sind in einer Sackgasse«, sagte er und zeigte auf die Vorderpranken der Statue. »Sie sind bewaffnet.«
Visblat streckte den Kopf um die Ecke, sah aber nur Dunkelheit. »Idioten. Ich hatte befohlen, sie nicht dort reinzulassen«, sagte er. »Geben Sie mir ein Nachtsichtgerät. Schnell!«
Helena erkannte das Gesicht sofort, das kurz um die Ecke starrte. Ihr Puls beschleunigte sich. »Visblat ist gekommen«, flüsterte sie nervös. »Er hält sich schon mindestens zwei Wochen hier auf.«
»Sie müssen mir noch ein wenig Zeit verschaffen«, erwiderte Wilson.
»Was meinen Sie, was ich tun soll? Ihn bitten zu warten?«
»Tun Sie irgendwas! «
Helena zielte auf den Tank des Motorrads und drückte ab. Mit einem mächtigen Schlag flog er auseinander, und Flammen schlugen in die Höhe.
Geblendet von dem Feuerball musste Wilson seinen Omega-Befehl widerrufen.
»Sie haben zwanzig Sekunden mehr!«, sagte Helena aggressiv.
Die Hitze des Feuers strömte in die Gasse zwischen den steinernen Löwenpranken. Wilson wandte sich wieder der Stele zu. Der Sand, der anfangs nur träge aus den Fugen gerieselt war, rann jetzt schneller und kräftiger. Dennoch schlug Wilson erneut gegen den Stein, um seinen Fluss zu beschleunigen.
Helena schob ihr Nachtsichtgerät in die Stirn. Hinter dem brennenden Motorradtank sammelten sich Soldaten und bereiteten einen Angriff vor. »Noch zehn Sekunden«, sagte sie und hob die Pistolen. »Dann haben wir ein dickes Problem.«
Der Sand strömte aus allen vier Rändern gleichzeitig. Wilson spürte hinter sich, wie das Feuer rasch kleiner wurde. Plötzlich gab es einen Ruck, und die Stele stürzte nach hinten um.
Ein pechschwarzer Gang hatte sich aufgetan.
Ohne zu überlegen, was er dort antreffen könnte, packte Wilson Helena am Arm und zog sie mit sich durch die Öffnung.
Sie prallten gegen glatte Steinwände und stürzten durch einen senkrechten Schacht. Der Fall erschien endlos. Den Magen halb auf der Zunge, sausten sie durch kalte Finsternis. Schwindelgefühl hielt sie gefangen, der Luftzug pfiff an ihren Ohren vorbei. Allmählich bekam der Schacht einen flacheren Winkel, der Fall wurde gebremst, und sie landeten taumelnd auf ebenem Grund.
Mit einem leisen Knall entzündete sich an der Wand eine Kupferlaterne, in der eine einzelne Flamme züngelte. Ein Stück weiter weg entzündete sich eine zweite. Und nach und nach flammten Lampen auf, so weit das Auge reichte, bis der schnurgerade Gang, der zur Pyramide führte, hell erleuchtet war.
Ein staubiger Dunst hing in der Luft.
»Beim nächsten Mal«, fauchte Helena, »sagen Sie gefälligst vorher, dass Sie mich in ein bodenloses Loch reißen, damit ich mich nicht zu Tode erschrecke!«
»Ich dachte, Sie würden sich freuen«, erwiderte Wilson, während er sich aufrappelte.
»Wenn Sie das komisch finden, dann …« Helena verschluckte die Beleidigung und begutachtete sich. Sie hatten Glück gehabt, dass sie so knapp entkommen waren, das war ihr klar. Sie steckte eine ihrer Pistolen weg und zog das Nachtsichtgerät vom Kopf. Doch es war zersplittert, und sie warf es beiseite. Plötzlich drang irgendein Geruch an ihre Nase. »Hier riecht es seltsam.«
Wilson war bereits losgelaufen. »Das kommt daher, dass wir seit mehr als viereinhalbtausend Jahren die Ersten sind, die den Gang betreten. Überlegen Sie mal – die Lampen funktionieren noch! Nicht zu fassen! Mein Vermieter schafft es nicht mal, den Aufzug reparieren zu lassen.«
Der geheime Eingang stand offen, und Dowling war verschwunden, stellte Visblat fest. Nachdem er
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