Die Frequenz: Thriller (German Edition)
sie.
»Man wollte herausfinden, wie sich die Takenoide verstärken lassen«, antwortete Davin. »Sie sehen, die Sache funktioniert auch umgekehrt. Mit den richtigen Modifikationen konnte man Personen erzeugen, deren Anblick Angst einjagt. Der Plan sah vor, Soldaten zu erschaffen, die bei jedem Furcht auslösen, der ihnen in die Augen sieht.«
»Supersoldaten«, flüsterte Karin. Sie verstand das genau.
Barton analysierte die Informationen. »Sie meinen also, Wilson wird gefährdet sein?«
»Nein, ich will das nicht kategorisch behaupten.« Davin zeigte auf das schwebende Hologramm. »Meine Simulationen ergeben eine dreiundzwanzigprozentige Chance für ein geringes Problem. Seien wir froh, dass wir Wilson nicht in die Vergangenheit schicken. Sonst würde die Wahrscheinlichkeit gefährlicher Reaktionen auf hundert Prozent hochschnellen – je nachdem natürlich, wie weit man ihn zurückschicken würde.«
»Dreiundzwanzig Prozent ist nicht schlecht«, meinte Barton. Aber er wusste, dass Wilson bei seiner Zeitreise mit hundert Prozent konfrontiert sein würde.
»Warum erhöht sich die Wahrscheinlichkeit dermaßen, wenn man in die Vergangenheit reist?«, fragte Karin.
»Nach unseren Ergebnissen – Andre hat mit mir zusammen daran gearbeitet – wird es umso schlimmer, je weiter man zurückgeht. Das hat mit der Magnetfrequenz der Erde zu tun, mit der sogenannten Schumann-Resonanz.«
Barton schluckte und versuchte angestrengt, seine Verblüffung zu überspielen.
»Durch den Transportprozess«, fuhr Davin fort, »der das Magnetfeld der Erde als Abschussrampe benutzt, geht ein winziges Element bei der Wiederherstellung verloren.«
Barton war erstaunt. Was hier als Ursache genannt wurde, war genau das, was Wilson bei seiner Zeitreise korrigieren sollte.
Karin sagte: »Wie gut, dass wir ihn nicht in die Vergangenheit schicken wollen.«
Während der nächsten zehn Minuten erörterten die drei, wie die optischen Trakenoide funktionierten, und sahen sich die Daten an, die sie von den Streitkräften erhalten hatten.
»Nur interessehalber«, sagte Barton. »Wie können wir eine trakenoide Reaktion verhindern?«
Davin ließ sich in seinen Sessel sinken. »Es gibt zwei Methoden, die ich empfehlen würde. Eins: Wir können eine molekulare Rekonstruktion von Wilsons DNA vornehmen, um seine Trakenoiden zu verstärken. Aber dafür haben wir nicht die Zeit. Zwei: Wir geben ihm speziell gefertigte Kontaktlinsen. Das ist wohl das Einfachere. Sie wären relativ problemlos herzustellen. Nach dem Transport können wir uns seine Trakenoiden ansehen und sie wenn nötig unter Laborbedingungen verstärken. Ohne Risiko. Es sollte kein Problem sein, sie hinterher zu rekalibrieren, wenn Schwierigkeiten auftauchen.«
»Wenn er die Augen bedeckt, ist er also sicher?«, fragte Barton.
»Eine dunkle Sonnenbrille würde genügen. Alles, was die Iris abdeckt. Permanente Kontaktlinsen sind ein bisschen komplizierter, aber sie sind die Mühe wert. Eine Brille ist zu hinderlich. Sie kann herunterfallen, und dann hätten wir ein Problem.« Davin zeigte auf seine Augen. »Die Reaktion wird nur durch direkten Blickkontakt ausgelöst. Darum würde ich getönte Kontaktlinsen vorschlagen. Wir sollten kein Risiko eingehen.«
Ein Telefon klingelte, und Karin sprang von ihrem Platz auf.
Barton nickte. »Davin, Sie haben recht – auf ein Risiko dürfen wir uns nicht einlassen. Machen Sie sich an die Herstellung der Linsen.«
Karin drückte die Hand auf die Sprechmuschel. »Barton, GM möchte Sie sprechen.«
Barton wunderte sich, blieb aber gelassen. »Sagen Sie ihm, ich bin unterwegs.«
»Er möchte, dass Sie Mr. Dowling mitbringen.«
Barton brachte ein Lächeln zustande – die Sache gefiel ihm gar nicht. »Sagen Sie ihm, wir werden in einer halben Stunde bei ihm sein.« Wie es schien, stellte sich immer gleich ein neues Problem ein, sobald man eines gelöst hatte.
36.
Kairo, Ägypten
Gizeh-Plateau
20. Dezember 2012
Ortszeit: 23.57 Uhr
Unternehmen Jesaja – sechsundzwanzigster Tag
Das Knattern des Motorrads hallte zwischen den Mastabas. Man konnte sich leicht vorstellen, es sei die Stimme der Sphinx. Der Scheinwerfer leuchtete Wilson in die Augen, er streckte kläglich kapitulierend die Arme in die Luft. Der Fluchtweg war versperrt. Er schaute flüchtig an den Grabmauern hoch. Wenn er hinaufkletterte, würden sie ihn dann erschießen?
»Hierher!«, rief eine weibliche Stimme.
Der Scheinwerfer drehte sich ein wenig zur Seite, und der
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