Die Frequenz: Thriller (German Edition)
eine große Sache daraus. Sie wird ein paar Papiere unterschreiben müssen, damit es offiziell wird.«
»Kein Problem«, antwortete eine forsche Frauenstimme. »Übrigens … was wollten die Tredwells eigentlich?« Karin entging nie etwas, und Barton erwartete auch nichts weniger von ihr.
5.
Kalifornien, Amerikanischer Kontinent
Enterprise Corporation, Mercury Building, 2. Etage
9. Mai 2081
Ortszeit: 17.30 Uhr
14 Tage vor dem Transporttest
Das Rauschen der fernen Wellen pulsierte wieder leise im Hintergrund.
Barton blickte auf die digitalen Unterlagen, die auf seinem Schreibtisch ausgebreitet waren. Es war keine Zeit mehr, auf alle Fragen einzugehen. Er schob die losen Blätter in eine leere Schublade und schloss die Augen. Konzentrieren.
Eine attraktive Brünette mit weißem Laborkittel betrat selbstbewusst den Raum. Ihre Körperhaltung war perfekt. »Alle sind unterwegs«, sagte sie. »Und jetzt sag mir: Was haben die Tredwells gewollt? Ich kann Geheimnisse nicht ausstehen, das weißt du.«
Karin Turnberry gehörte zu den Taktikern des Mercury-Teams. Sie war Mitte dreißig, eins siebenundsiebzig groß, eine sinnliche Erscheinung. Ihre klugen Augen bemerkten alles, und sie hatte die Fähigkeit, drei Unterhaltungen gleichzeitig zu folgen, wenn sie interessiert daran war. Ursprünglich hatte sie in der Forschungsabteilung von General Electric gearbeitet, dem Hauptkonkurrenten von Enterprise Corporation. Nachdem sie mit achtundzwanzig ihre Scheidung hinter sich hatte, bewarb sie sich als Sekretärin bei Barton Ingerson. Seitdem war sie mit dessen Hilfe die Firmenleiter hinaufgeklettert und gehörte nun dem Mercury-Team an. Für eine junge Frau, die nur einen Highschoolabschluss hatte, war das erstaunlich.
»Sie kommen nie ohne besonderen Grund ins Mercury Building«, sagte sie. Da sie nicht sofort Antwort erhielt, fragte sie: »Soll ich Data-Tran aktivieren?« Barton nickte, und sie ging ans Ende des Raumes, wo sie den Empfänger auf den Schoß nahm und den Aktivierungsbefehl eintippte.
Data-Tran war ein weltweites Netz von Großrechnern, die zusammengeschaltet waren, um eine umfassende Datenbank zu bilden. Die meisten enthaltenen Informationen waren streng geheim, doch das Mercury-Team hatte unbeschränkten Zugang zu allen Plattformen. Data-Tran war das hauptsächliche Instrument für ihre Simulationen.
Ein holographischer, dreidimensionaler Bildschirm leuchtete über dem Besprechungstisch auf. Er reichte bis zur Decke und verstellte den Blick auf die Zimmerpflanzen an der hinteren Wand. Egal aus welchem Winkel man sich näherte, es entstand immer der Eindruck, als stünde man gerade davor.
»Ich brauche deine Zugangsberechtigung«, sagte Karin, während sie geschmeidig wie eine Katze zu Barton ging und den Empfänger auf den Schreibtisch stellte. Barton rieb sich die Augen; dann gab er das Passwort ein. Das Bild am anderen Ende des Raumes wurde aktiv, und eine angenehme Männerstimme verkündete: »Autorisierung abgeschlossen.«
Karin blickte zur Tür; dann sah sie Barton an. »Geht es dir gut?« Sie klang ehrlich mitfühlend. Seit über sechs Jahren arbeitete sie für ihn und war von Anfang an seine Geliebte gewesen. Ihre Beziehung basierte gleichermaßen auf Intellekt und Sex, und was noch wichtiger war: Sie füllte eine Leere in Bartons Leben, die er auf andere Weise nicht ausgleichen konnte. Für ihn war Karin die tägliche Gefährtin, Vertraute und Freundin. Sie war das Risiko für seinen Ruf und seine Ehe immer wert gewesen. Auch für Karin war es das perfekte Arrangement: Sie war jeden Tag und viele Nächte mit dem Mann zusammen, den sie liebte.
Barton blickte sie an. »Wir haben ein Riesenproblem.«
»Was wollten die Tredwells?«
»81-07 abbrechen.«
»Das ist nicht dein Ernst.«
»Wir haben nur noch zwei Wochen, um alles abzuschließen.«
»Das schaffen wir nie«, meinte sie ernst. Es war immer Karins Traum gewesen, beim Zeitreiseprogramm mitzuarbeiten. Und sie hatte gehofft, dass man sie als Kandidatin für den Transport auswählen würde, wenn alles reibungslos lief. »Sie können doch jetzt nicht die Arbeit einstellen lassen?«
Barton starrte ins Leere. » GM kann tun, was er will. Er macht sich Sorgen wegen des Risikos.«
»Dich zur Eile anzutreiben ist viel riskanter.«
»Das habe ich auch gesagt. Aber sie betrachten es als Bedrohungsrahmen. Also setzen sie den Rahmen auf null, und das Problem ist gelöst.« Er zuckte die Achseln. »Offenbar können sie mit einem Zweiwochenrisiko
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