Die Frequenz: Thriller (German Edition)
wirklich nicht ertragen!« Helena ließ sich aufs Sofa fallen, und Julia stürmte aus dem Zimmer.
Endlich allein mit seiner Tochter, sagte Lawrence: »Ich mache mir Sorgen um dich.«
»Das brauchst du nicht, Dad.«
»Du solltest einige Zeit in Dr. Bennetswoods Klinik verbringen. Das wird dir gut …« Er konnte den Satz nicht zu Ende bringen, denn Helena sprang auf.
»Du meinst, ich soll in eine psychiatrische Klinik?« Ihr Gesicht war rot vor Zorn. »Hast du mal in Erwägung gezogen, dass du das Problem sein könntest? Du willst mein Leben beherrschen, das ist mein Problem!«
Lawrence trat zurück und beobachtete, wie Helena wütend auf und ab ging. Sie hatte auf seine Forderungen stets heftig reagiert, besonders wenn es um ihre Behandlung ging – und der Ausbruch war im Grunde beruhigend. So war sie seit Camillas Tod. Eine ruhige Antwort gäbe wahrscheinlich mehr Anlass zur Sorge.
»Es ist nur zu deinem Besten«, sagte Lawrence resigniert.
Helena wusste, dass eine Auseinandersetzung mit ihrem Vater keine Lösung war. »Bitte, zwing mich nicht, zu Conroe zu gehen, Dad. Das bringt überhaupt nichts.« Ihr Blick wurde trübselig – und ausnahmsweise spielte sie ihm nichts vor. Es waren Empfindungen, die sie eigentlich nicht zeigen wollte. »Ich will nicht dorthin. Da gibt es nur Verrückte. Mir geht es schon viel besser. Ich habe heute Nachmittag lange geschlafen.«
»Dann sag mir, was los ist«, bat er. »Vielleicht kann ich dir helfen.«
»Das will ich gerne tun, Dad, aber ich sag dir klipp und klar: Ich werde nicht zu Conroe gehen. Auf keinen Fall.«
Lawrence sah ihr in die Augen. »Erzähle es mir …«
»Es hört sich verrückt an, das weiß ich, aber …« Sie atmete tief durch. »Ich sehe Szenen … durch die Augen eines anderen. Ich habe einen Autounfall gesehen. Ich bin zur I-610 an der Westheimer-Überführung gefahren. Überall waren Bremsspuren und Glassplitter, genau an der Stelle, die ich in meiner Vision gesehen habe.« Helena spürte die Zweifel ihres Vaters und verschärfte ihren Tonfall. »Der Unfall ist heute Morgen passiert, Dad. Ein Mann ist ums Leben gekommen. Ich weiß es genau.«
Lawrence küsste seine Tochter auf die Stirn und bedeutete ihr, sich zu setzen. Sie schien einigermaßen klar zu sein. Er schritt vor dem Kamin auf und ab. Orange Flammen leckten über das Holz, und es duftete nach Kiefern. Das erinnerte ihn an seine Hütte am See. Er war seit Camillas Tod nicht mehr dort gewesen. Camilla fehlte ihm, das merkte er jetzt. Doch er verscheuchte diese Gedanken. Sie waren schwach und dumm – Gedanken, die er nicht oft durch seinen Panzer hindurchließ.
»Willst du nichts dazu sagen?«, fragte Helena.
»Wann hast du diese Visionen?«
»Zuerst nur im Schlaf. Aber heute kam sie, als ich wach war. Es ist, als ob ich einen Film ohne Ton sehe. Und die Bilder sind von einem roten Dunst überlagert.« Sie wischte sich die Tränen ab.
Lawrence betrachtete sie. Er liebte Helena sehr, und das machte ihn verwundbar.
»Der Autounfall ist tatsächlich passiert«, versicherte sie noch einmal. »Und das beweist, dass es Wirklichkeit ist, was ich sehe. Mir ist klar, dass das verrückt klingt. Aber ich bin nicht verrückt. Ich bin nicht dabei, den Verstand zu verlieren. Was ich gesehen habe, hat sich wirklich ereignet.«
»Wo hast du den Unfall gesehen?«
»Auf der I-610 an der Südseite der Westheimer-Überführung.« Wenigstens hörte er ihr zu. »Ein Mann kam dabei um«, fügte sie hinzu. »Ein Polizist war da.«
Lawrence griff nach dem Telefon. »Um welche Uhrzeit?«
»Kurz nach halb acht.«
Julia kam mit einem silbernen Tablett herein. » Si, Mr. Capriarty, es war kurz nach halb acht.«
Lawrence wählte eine Nummer und hielt sich den Apparat ans Ohr.
»Captain Olsen bitte«, sagte er und wartete einen Moment. »Hallo John, hier Lawrence Capriarty. Ich muss Sie um einen kleinen Gefallen bitten. Es geht um einen Autounfall von heute Morgen. Ja, auf der 610 unter der Westheimer-Überführung, gegen halb acht.« Er wartete; dann sagte er: »Das wäre großartig.«
Helena trank von ihrem Scotch, um ihre Nerven zu beruhigen. Ihr Vater würde gleich den Beweis haben, dass sie nicht den Verstand verlor.
Lawrence hielt die Hand über die Sprechmuschel. »John ist bei der Kripo. Er schuldet mir ein paar Gefälligkeiten.« Schließlich blieb Lawrence stehen und sagte: »Ich bin dran, John. Was haben Sie für mich?«
Helena zog Julia am Arm zu sich aufs Sofa.
»Nichts …« , sagte
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