Die Frequenz: Thriller (German Edition)
Programmierung.«
Wilson wollte nicht allzu eingehend über die Konsequenzen nachdenken, falls er verlor. Doch so irrational es auch war, aus irgendeinem Grund vertraute er der Münze und seinem Großvater und war zutiefst überzeugt, dass beide auf ihn aufpassten.
»Die Königin ist Kopf«, sagte Wilson. »Die Pyramiden sind Zahl. Sie sind dran.«
Er warf die Münze hoch, und die Stimme des Professors durchdrang die Stille …
»Zahl.«
Die Münze schien unnatürlich lange in der Luft zu schweben; das Licht blitzte auf ihrer glänzenden Oberfläche. Im Fallen drehte sie sich um sich selbst. Wilson fragte sich flüchtig, ob dies der Scheideweg seines Lebens war, doch ehe er zu einer Antwort fand, fing er die Münze auf und schlug sie auf seinen Handrücken. Nachdenken nützte jetzt nichts mehr – sein Schicksal war besiegelt.
»Zahl, Zahl, Zahl«, beschwor der Professor sein Glück.
Wilson hob die Hand – die Pyramiden von Gizeh lagen oben.
Houston, Texas
Bezirksrettungsdienst 33, Stirling Drive, Harris County
25. November 2012
Ortszeit: 20.16 Uhr
Unternehmen Jesaja – erster Tag
Der Rettungswagen bremste ab, als Wilson aus seinem Traumzustand erwachte. Starke Schmerzen durchrasten ihn, und er konnte nichts sehen. In einem Moment geistiger Klarheit flüsterte er seinen Omega-Befehl: »Aktiviere Nachtigall.«
Augenblicklich bekam er das Gefühl, in einem sehr heißen Bad unterzutauchen. Wilsons Blutdruck verdreifachte sich, als eine Mischung aus Animoseren, Dopamin und Protein durch seinen Körper strömte. Endorphine dämpften seine Sinne, als seine Produktion von roten und weißen Blutkörperchen in den Schnellgang schaltete. Die qualvollen Schmerzen verschwanden wie von Zauberhand.
»Das ist Ihre letzte Gelegenheit«, sagte die Stimme. »Ich brauche Ihren Namen.«
Der Rettungswagen wendete; Wilson spürte die Richtungsänderung. Dann schwangen die Hecktüren auf, und kalte Nachtluft strömte ins Innere. Die Räder seiner Liege rasteten klickend aus. Irgendwo hörte er ein Kind weinen.
Der Rettungswagen war am Harris-Bezirkskrankenhaus angekommen. Der Sanitäter blickte nach draußen, wo eine Schlange von Menschen am Eingang der Notaufnahme stand. Viele waren blutüberströmt von Schusswunden; es waren Männer, Frauen und Kinder. Ein vierjähriger Junge rief nach seiner Mutter und jammerte verzweifelt.
Ein müde aussehender Arzt in einer blutbespritzten Plastikschürze näherte sich dem Rettungswagen.
»Was ist los?«, fragte der Sanitäter.
»Wir hatten eine Schießerei im Einkaufszentrum«, berichtete der Arzt. »Das dritte Mal diesen Monat.« Er zog sich die Handschuhe aus und warf sie beiseite. »Ein heilloses Chaos. Aber egal, was haben wir hier?«
Der Sanitäter unterschrieb ein Formular; dann bemerkte er plötzlich, dass etwas nicht stimmte. Darauf stand: Ms Winter, Geschlecht: w, Alter: 42, ohne festen Wohnsitz.
Er blickte hastig auf das Schild um Wilsons Handgelenk. Darauf stand: John Doe.
Das verkehrte Formular!
»Was ist?«, fragte der Arzt ungeduldig. »Auf mich warten Patienten.«
Der Sanitäter blickte auf die Uhr; es war fast Feierabend. Das falsche Formular bedeutete auf jeden Fall eine Fahrt zum Mercy-Krankenhaus, um den Fehler zu beheben. Und wenn sie dort das richtige Formular und den falschen Patienten hatten – das wäre dann noch schlimmer.
»Alles in Ordnung«, antwortete der Sanitäter, während er die Angaben mit blauem Kugelschreiber überschrieb: John Doe, Geschlecht: m, Alter: unbekannt, ohne festen Wohnsitz.
Es spielte sowieso keine Rolle; keiner von beiden war krankenversichert. »Ein John Doe, überstellt von der Mercy-Privatklinik«, sagte er. »Soviel ich weiß, wurde ihm in den letzten zwölf Stunden bei drei Krankenhäusern die Behandlung verweigert.«
»Da hat er aber Glück, dass er in dieses Höllenloch geschickt wird«, meinte der Arzt sarkastisch.
»Er hat keinen Ausweis bei sich und ist nicht versichert.« Der Sanitäter übergab das Formular. »Nach allem, was ich von den Pflegern im Mercy aufschnappen konnte, wurde er heute Morgen überfahren. Scheint einen Schädelbruch zu haben. Und seine Beine sind gebrochen. Ich vermute, das Pflegepersonal hat ihn gut geschient. Ein paar Rippen sind auch gebrochen, dazu hat er Hautabschürfungen, aber er wird es überleben. Er hat Kochsalzlösung, Nährstoffe und alle dreißig Minuten 25 ml Morphium bekommen.«
»Innere Verletzungen?«
»Nicht sicher. Ich weiß nur, dass weder eine Röntgenaufnahme
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