Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frequenz: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
Vom Netzwerk:
verstanden?«
    Corporal Jeremy Bishop, der in der dritten Reihe stand, kratzte sich an der Nase. Visblat entging diese winzige Bewegung nicht. Sie war genau das, was er brauchte: ein Grund zu zeigen, wie ernst es ihm war. Er drängte sich zwischen den Kollegen durch und baute sich drohend vor dem Mann auf. »So, es gibt also Wichtigeres, als mir zuzuhören, wie?«
    Bishop stand stramm, den Blick auf einen Punkt an der Wand gerichtet. »Nein, Commander«, antwortete er.
    »Werden Sie alles tun, was ich verlange?«
    »Ja, Commander«, sagte er hastig.
    Visblat trat noch näher und setzte seinen starren Blick ein. Bishop sah ihm in die Augen und fing unwillkürlich zu zittern an.
    »Reden Sie«, verlangte Visblat. »Was meinen Sie, warum der Flüchtige entkommen ist? Sagen Sie, was Sie denken.«
    »Sir … ich«, stammelte Bishop, »ich möchte das lieber nicht sagen.«
    »Ich will wissen, was Sie denken.« Die begleitende Geste schloss alle Anwesenden ein. »Wir alle wollen es wissen.«
    Der Corporal hatte Mühe, die Worte herauszubringen. Schweißperlen erschienen auf Stirn und Oberlippe. Schließlich antwortete er: »Sir, wir haben da gewartet. In der Innenstadt, meine ich, seit Jahren. Ich glaube nicht, dass wir vorbereitet waren …«
    »Warum nicht?«, fragte Visblat.
    »Ich glaube, keiner von uns hat damit gerechnet, dass er auf diese Weise auftaucht. Die Situation hat uns überrascht. Keiner konnte verstehen, warum wir da oben auf den Dächern stehen sollten. Was seine Motive waren …«
    Visblat nahm dem Corporal den Revolver ab, trat einen Schritt zurück und zielte damit auf Bishops Stirn.
    »Sie vertrauen mir nicht, stimmt’s?«, fragte er.
    Alle schauten entsetzt zu.
    An der Rückwand des Raumes stellte sich Detective Olsen auf die Seite für den Fall, dass die Waffe losging. Sein Herz raste. Er hatte gehört, dass Visblats Verhalten in den vergangenen sechs Monaten immer unberechenbarer geworden war. Man redete hinter vorgehaltener Hand darüber.
    Sollte ich etwas unternehmen?, überlegte er. Kann ich etwas sagen, um die Situation zu beenden? Olsen schluckte. Seine Kehle war so trocken, als wäre sie voll Sand.
    Visblat spannte den Hahn. Das Klicken klang überlaut in der Stille. »Ich brauche Leute, auf die ich mich verlassen kann!«, brüllte er. Er blickte am Lauf des Revolvers entlang auf den Polizisten. »Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen?«
    Bishop war blass geworden. Schweiß lief ihm übers Gesicht. Er war gelähmt vor Angst. Er brachte nicht mal den Willen auf, um sein Leben zu bitten.
    Visblat hob die Waffe und schoss über Bishops Kopf hinweg in die Decke. Der Knall war ohrenbetäubend. Hinten im Raum fielen Putzstücke zu Boden.
    Der Geruch von Kordit zog durch die Luft.
    »Was haben Sie jetzt zu Ihrer Verteidigung zu sagen?«, fragte Visblat.
    »Ich vertraue Ihnen, Commander«, sagte Bishop apathisch.
    »Das ist die richtige Antwort.« Visblat schob die Waffe zurück ins Holster, klemmte sie fest und gab ihr einen väterlichen Klaps. »Wo war ich?« Er ging zurück zu dem umgekippten Schreibtisch. »Richtig – der Flüchtige darf nicht verletzt werden. Man darf ihm unter keinen Umständen seine Sonnenbrille abnehmen. Das ist ein Befehl. Sie darf nicht abgenommen werden. Ein strenger Befehl!«
    Niemand verstand diese Forderung, und niemand war so mutig, nach dem Grund zu fragen. Sie diente nur als weiterer Beweis für Visblats bedenklichen Geisteszustand.
    Die Tür ging auf. Ein uniformierter Beamter eilte zu Visblat und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Alle waren noch immer entsetzt über das, was soeben geschehen war.
    »Das ist eine gute Nachricht«, flüsterte Visblat zurück. »Sagen Sie CIP , dass alles geheim bleiben muss. Los!« Der Polizist stürmte aus dem Raum.
    Visblat wandte sich den Versammelten zu. Sein Tonfall wurde noch eindringlicher.
    »Wir haben die Krankenhäuser weiter eingegrenzt. Bleiben Sie alle in Bereitschaft. Wir sind nahe dran.« Er nahm ein Blatt mit dem Phantombild und hielt es hoch. »Um es noch einmal deutlich zu sagen.« Er zeigte auf das Bild. »Ich will den Mann lebend! Gehen Sie kein Risiko ein. Er ist schwer verletzt, trotzdem müssen Sie sich ihm mit Vorsicht nähern.« Visblat ließ den Blick ein letztes Mal über die Gesichter schweifen. »Gehen Sie auf Ihre Posten.«
    Eine kleine Pause entstand, weil niemand der Erste sein wollte, der sich bewegte, doch eine heftige Geste des Commanders genügte, um Leben in die Versammlung zu

Weitere Kostenlose Bücher