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Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frequenz: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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fiel auf die Steckdosen an der Wand und auf die tropfende Infusionsnadel.
    Ihm kam eine Idee.
    Wilson humpelte zum Nachttisch und schob ihn zur Seite. Die Hälfte der Steckdosen war mit blauen Verkleidungen gekennzeichnet, die anderen mit roten – zwei unabhängige Stromnetze. Er griff nach dem Injektionsschlauch, führte die Kanüle in eine blaue Steckdose und drückte auf den Beutel mit der Salzlösung, sodass die Lösung in die Steckdose lief; dann verfuhr er mit einer roten Steckdose genauso. Er schloss die Augen, einen Finger an jedem Schalter, und schaltete beide ein.
    Ein greller Blitz schlug aus der Wand und versengte ihm die Arme. Japsend sprang er zurück. Auf dem Gang erlosch das Licht. Alles war stockdunkel.
    »Aktiviere Opossum«, befahl er.
    Das Blut floss zu den lichtempfindlichen Zellen im Augenhintergrund, zur Macula lutea, und verstärkte sich zum maximalen Druck. Seine Iris dehnte sich voll aus, als die natürlichen Reserven von Vitamin A den Sehnerv anregten. Sein nächtliches Sehvermögen wurde verstärkt, und das Zimmer wurde in Grauabstufungen sichtbar.
    Zeit war entscheidend. Als Wilson durch das Sichtfenster auf den Gang spähte, sah er die beiden Schwestern, wie sie sich ängstlich aneinander festhielten. Leise zog er die Tür auf und humpelte hinaus.
    »Hast du das gehört?«, fragte eine, die offenbar ein gutes Gehör hatte.
    »Er kann nicht laufen. Er ist zu schwer verletzt«, flüsterte die andere.
    Wilson schlich mit ein paar Metern Abstand auf die Treppe zu. Alles kam ihm wie ein bizarrer Traum vor. Durch die Zeit hierher gereist zu sein war schon absurd, die blutigen Verbände um seine Brust waren geradezu lächerlich. Seine zerrissene Kleidung – und dass er jetzt im Dunkeln sehen konnte – war so verrückt wie ein albernes Kinderspiel. Trotzdem gab er sich verzweifelt Mühe, die Situation nüchtern zu betrachten. Konzentrieren, ermahnte er sich immer wieder. Konzentrieren.
    Humpelnd gelangte er zur Treppe und griff ans Geländer. In dem Moment schnauzte eine Männerstimme von unten: »Bewegung! Bewegung!« Es folgten der Klang schneller Schritte und Geschrei.
    Wilson spähte über das Geländer. Unter ihm tanzten die Strahlen von Taschenlampen durch den Hausflur.
    »In den ersten Stock!«, brüllte jemand. »Im Laufschritt!«
    Es war eine Gruppe Soldaten, die sich näherte. Jeder trug ein Gewehr und eine helle Stablampe, deren Strahlen wie Laser durch die Dunkelheit schnitten. Wilson wich vom Geländer zurück und auf einen angrenzenden Flur, wo er sich erschöpft in eine kleine Nische neben einen Wasserspender drückte. Er konnte nicht rennen, selbst wenn er gewollt hätte. Die Lichtkegel kamen näher. Er musste sich die Augen zuhalten, um sie vor der Helligkeit zu schützen.
    Eine schrille Stimme schrie: »Hierher!«, und die Lampen schwenkten in die andere Richtung. »Beeilen Sie sich«, rief die Schwester und zeigte über den Flur. »Er ist da drin.«
    Der Polizeisergeant sammelte seine Leute im Halbkreis um die Tür von Nummer 22a. »Denken Sie daran: Er darf nicht verletzt werden. Nicht schießen!« Alle Lampen richteten sich auf die Tür mit Ausnahme von einer, die ständig in das Gesicht der Krankenschwester leuchtete, die ihnen den Weg zeigte. Der Sergeant wollte sich vergewissern. »Ist er allein da drin?«
    »Ja.«
    Der Sergeant hielt drei Finger in die Höhe. »Auf mein Zeichen. Drei … zwei … eins!«
    Krachend flog die Tür nach innen.
    Wilson tat alles weh, als er die letzte Treppe zum Erdgeschoss hinunterschlich. Je länger er auf den Beinen war, desto schlechter ging es ihm. Die Glastür, die vor ihm lag, trug eine Aufschrift in roten Buchstaben: Achtung! Diese Tür ist alarmgesichert. Nur im Notfall benutzen.
    »Das ist eindeutig ein Notfall«, flüsterte er.
    In dem Moment, als er die Tür aufstieß, schrillte der Alarm. Ein nervtötender Lärm, der jedoch verstummte, als die Tür hinter ihm zuschlug. Draußen in der nächtlichen Kälte verwandelte sein Atem sich in weißen Dunst, während er sich einen faustgroßen Stein in den Blumenbeeten suchte. Plötzlich sah er flackernde Lichtflecke in den Krankenhausfenstern; dann war das Haus wieder voll erleuchtet. Die Helligkeit schmerzte in seinen lichtempfindlichen Augen, und ihm blieb nichts anderes übrig, als seinen Omega-Befehl zu widerrufen.
    Schwer atmend humpelte Wilson auf den Parkplatz, wo mindestens achtzig Wagen standen. Er sammelte seine letzten Kräfte und schlug bei dem Wagen, der ihm als Erster ins

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