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Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frequenz: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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bringen.
    Während der Raum sich leerte, sah Visblat auf das Blatt Papier. »Bald wird der ganze Alptraum vorbei sein«, murmelte er vor sich hin. »Ich bin es leid, Mr. Dowling. Sie haben mich zu lange warten lassen.«

10.
Houston, Texas
Harris-Bezirkskrankenhaus, 2. Etage
16. November 2012
Ortszeit: 1.01 Uhr
Unternehmen Jesaja – zweiter Tag
    Siebzehn Stunden nach seinem Unfall wickelte Wilson sich den Verband von den Augen. Nach und nach kam die dunkle Umgebung in sein Blickfeld. Er lag auf dem Rücken in einem Krankenhausbett mit einer Infusion im Arm. Es roch stark nach Desinfektionsmittel. Er hatte einen Verband um den Oberkörper; seine Beine steckten in schweren Plastikschienen. Was er von seiner Kleidung sehen konnte, war blutverkrustet und zerrissen.
    Das Krankenhauszimmer war dunkel; nur durch ein kleines Fenster in der geschlossenen Tür fiel ein wenig Licht. Durch dieses Fenster konnte er ab und zu die Schatten von Leuten sehen, die draußen auf dem Gang vorbeiliefen. Zum Glück hatte er keine Schmerzen, doch er wusste, dass er von der Wirkung des Nachtigall-Programms ein wenig betäubt war. Er spürte nur das konstante Brennen, das dieser Befehl immer nach sich zog. Als er sich an der Taille in die Haut kniff, sah er zumindest, dass sein Speck aufgezehrt war. Das Heilungsprogramm hatte seine Reserven aufgebraucht. Und wenn es sich noch länger fortsetzte, würde er nicht mehr die Kraft zum Gehen haben, geschweige denn zur Flucht.
    Er durchsuchte seine Taschen und stellte fest, dass die Sonnenbrille fehlte.
    »Beende Nachtigall«, flüsterte er.
    Das Brennen ließ langsam nach, und Wilson wappnete sich für das Kommende. Er rechnete mit etwas Unerträglichem, doch die Wirkung schien nur gering zu sein – ein ziehender Schmerz im unteren Rücken und in den Beinen, ein bisschen Muskelkater, wahrscheinlich durch die Bildung von Milchsäure. Die Frage war: Hatte er dem Heilungsprozess genug Zeit gelassen?
    Er rückte bis an die Bettkante. Auf seiner Haut spannten die verschorften Stellen, als er die Beine zögerlich zum Boden balancierte. Nachdem er sich die Kanüle aus dem Arm gezogen hatte, setzte er sich versuchsweise auf und machte sich daran, die Oberschenkelschienen abzuschnallen. Er setzte die nackten Füße auf den Boden, prüfte, ob sie ihn trugen, und stellte sich hin.
    Wilson war zutiefst erschöpft. Und obwohl er keine starken Schmerzen verspürte, erkannte er an den blutigen Verbänden, dass er ernsthafte Verletzungen hatte. Der Moment des Aufpralls, als der Wagen ihn erwischt hatte, schoss ihm durch den Kopf, und er zuckte zusammen.
    Er hatte verdammtes Glück gehabt.
    Am rechten Handgelenk befand sich einer roter Draht mit einer Haftelektrode; er führte zum Herzmonitor auf dem Nachttisch. Ein kleines Licht zeigte einen Puls von hundert Schlägen pro Minute an. Während Wilson darauf achtete, dass die Elektrode sich nicht löste – möglicherweise wurde dadurch ein Alarm ausgelöst –, humpelte er zur Tür und spähte durch das Sichtfenster. Gegenüber vom Gang saßen zwei Frauen hinter einem hohen Pult. Wilson konnte nur die Haare sehen und ihre Stimmen hören. Er sank auf ein Knie, mehr aus Schwäche denn aus Vorsicht, und zog die Tür einen Spalt weit auf, als am Stationsempfang das Telefon klingelte.
    »Schwesternzimmer«, meldete sich eine der Frauen. Es folgte eine lange Pause. »Ich werde nachsehen«, sagte sie. Wilson hörte sie tippen. »Ja, Patient 456 liegt gegenüber auf dem Gang. Warum fragen Sie?« Wilson blickte auf das Formular am Bettende. Da stand: Patient 456.
    »Ja!«, sagte die Frau überrascht. »Zimmer 22a. Er liegt auf dem Gang gegenüber, im ersten Stock des B-Flügels.«
    Jemand fragte nach ihm, begriff Wilson. Er sah sich in seinem Zimmer um und versuchte hastig, sich einen Fluchtplan auszudenken – einen Weg, wie er lebend nach draußen gelangen könnte.
    Die Frauenstimme redete weiter. »Ich rufe seine Werte auf.« Wieder folgte eine Pause. »Ich verstehe. Ja, er ist am Leben. Kommen Sie nur so schnell Sie können.«
    Wieder schaute Wilson sich hastig um. Da standen ein einzelnes Bett, ein Nachttisch, ein Herzmonitor und ein Stuhl. Die Deckenfliesen waren zu hoch, als dass er sie erreichen könnte, selbst wenn er den Stuhl aufs Bett stellte und hinaufstiege. Er hätte sowieso nicht die Kraft. Wilson überlegte, sich einen Kissenbezug überzuziehen und sich aus dem Staub zu machen. Doch je mehr er darüber nachdachte, desto dümmer kam es ihm vor. Sein Blick

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