Die Frequenz: Thriller (German Edition)
Eheleben hören. Er war schon oft genug auf dieses Thema ausgewichen. »Hören Sie, Mr. Washington, ich sage die Wahrheit. Sie müssen mir glauben.«
George bohrte ungeniert mit dem kleinen Finger in der Nase. »Wie kann ich Ihnen trauen, wenn die Mündung auf mich zeigt?«
Helena holte tief Luft. »Wollen Sie Geld? Ist es das? Sie griff in die Tasche und zog ein Bündel Zwanziger heraus. »Das löst Ihre Zunge, möchte ich wetten.« Sie warf ihm das Bündel in den Schoß.
George betrachtete die Scheine. »Sehe ich wie ’n Spitzel aus?« Er warf das Geld zurück. »Ich brauche kein Bares von ’ner abgedrehten Bullenbraut!«
»Soll das ein Witz sein?«
»Ganz bestimmt nicht!«
Helena kam zu dem Schluss, dass der Mann verrückt war und höchstwahrscheinlich auf Drogen.
»Ich mache keine Witze, wenn ein Packen Knete im Spiel ist«, sagte George. »Ich berufe mich auf den fünften Zusatzartikel.«
»Ich möchte nur den Mann finden, der in Ihrem Kofferraum gelegen hat.«
»Klar doch.«
»Ich will ihm nichts tun.«
George schüttelte den Kopf. »Und wenn Sie ein Engel aus dem Himmel wären, würde ich Ihnen nichts sagen.« Ein Linienjet brauste über sie hinweg und verschwand in der Ferne – der sechste in zehn Minuten. George sah ihm hinterher; dann fragte er beiläufig: »Was dagegen, wenn ich rauche? Ich möchte mich entspannen … im Gegensatz zu Ihnen.«
Resignierend zuckte Helena die Achseln. »Warum nicht.« Sie trat ein paar Schritte zurück, ließ die Waffe sinken und ging in die Hocke. »Ich geb’s auf, Mr. Washington. Aber ich kann beim besten Willen nicht begreifen, warum Sie sich so verhalten. Sie wissen doch nicht einmal, wer ich bin.«
»Ich würde niemals einen Freund verraten«, erklärte George. Das war es; das wurde ihm gerade klar. Wilson war sein Freund, und er würde für ihn tun, was er konnte, selbst wenn es ihn einen Packen Zwanziger kostete.
»Aber Sie haben diesen Wilson erst heute kennen gelernt. Warum machen Sie solch ein Geheimnis aus ihm?«
George nahm einen langen Zug von der Zigarette. »Das geht nur ihn und mich was an.«
Einer der Dobermänner trottete zu Helena und setzte sich neben ihre Füße. Sie streichelte das Tier am Kopf.
George war verwirrt, als er sah, wie sein Wachhund diese Aufmerksamkeit genoss. Er inhalierte und blies den Rauch durch die Zahnlücke. »Sie heißt Esther«, sagte er.
Eine nasse Zunge fuhr Helena über den Handrücken.
»Der Große heißt Tyson.«
»Hübsche Tiere«, meinte sie.
»Ich kapiere das einfach nicht. Die beiden waren die gemeinsten Viecher der Welt. Besonders bei Weißen.« Er stockte. »Und jetzt sehen Sie sich die beiden an. Das ist unbegreiflich.«
»Hunde haben eine gute Menschenkenntnis, Mr. Washington. Vielleicht eine bessere als Sie.«
George nahm einen weiteren Zug. »Das bezweifle ich.«
»Dieser Wilson hat Informationen, die ich brauche«, begann Helena von Neuem. »Darum bin ich hier.« Sie deutete auf das Mobilhaus. »Ich habe Ihr Haus gesehen, und Sie auch – durch seine Augen. Ich habe gesehen, wie er geduscht hat, dahinten. Ich habe ihn den Hund streicheln sehen.«
George musterte Helena fasziniert. Er wollte ihr gerne glauben, doch seine Logik untersagte es ihm. Sie war die schöne weiße Frau, von der Wilson ihm erzählt hatte. Es musste so sein.
»Dieser Wilson ist kein gewöhnlicher Mann«, fuhr sie fort. »Er hat Dinge getan, die sich nicht erklären lassen …« Sie ließ den Satz unvollendet, da sie sah, dass es keinen Zweck hatte. »Ich werde ihn finden«, sagte sie eher zu sich selbst.
»Ich habe Ihnen alles gesagt«, behauptete George. »Ich weiß gar nichts.«
Helena stand auf. »Würde es etwas nützen, wenn ich Ihnen noch einmal drohe?«
George blies den Rauch durch die Nasenlöcher und kicherte.
»Wahrscheinlich nicht«, sagte Helena und steckte die Pistole weg. »Ich weiß, Sie wollen ihn nur schützen, aber Sie irren sich.« Wie es schien, war ihr Ausflug nach Bordersville eine Sackgasse. »Auf Wiedersehen, Mr. Washington. Leben Sie wohl.«
George schlug die Beine übereinander. »War nett, Sie kennen zu lernen. Kommen Sie mich mal wieder besuchen.« Seiner Meinung nach brachten weiße Frauen immer nur Ärger.
Helena entfernte sich rückwärtsgehend, wobei sie ein wachsames Auge auf George hielt. Schließlich drehte sie sich um und ging zu ihrem Wagen. Das Dobermannweibchen trottete friedlich neben ihr her.
Helena war in gewisser Hinsicht zufrieden. Sie kannte jetzt Wilsons Namen,
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