Die Frequenz: Thriller (German Edition)
sprang hinein. »Los!«, befahl er und deutete mit dem Daumen nach oben. »Ich will die Frau festnehmen!«
Der Pilot reagierte nervös. »Was ist mit ihm?« Er zeigte auf den Bewusstlosen im Gras.
Die blonde Frau erreichte soeben ihren Wagen. Visblat schlug dem Piloten gegen den Helm. »Egal! Diese Schlange hat auf uns geschossen! Fliegen Sie los!«
Der Pilot drückte einen Knopf und sprach ruhig in sein Helmmikrofon. »P-27 erbittet dringend Starterlaubnis. P-27 erbittet …«
Visblat packte den Piloten beim Helm und drehte dessen Kopf zu sich herum. »Abheben!«
»Sir, wir befinden uns im Bereich der Flugkontrolle! Der Wind ist …«
Visblat zog das Funkkabel heraus. »Bringen Sie die Maschine vom Boden weg, sofort! Das ist ein Befehl!«
Helena hörte das Rattern des Hubschraubers, als sie in den Wagen sprang. Bei einem Blick über die Schulter sah sie die drei Polizisten durch die Sträucher auf sich zurennen. Sie gab einen Schuss in die Richtung ab.
Esther sprang überraschend auf den Beifahrersitz. Es schien, als wollte der Dobermann beim nächsten Ausflug dabei sein. Da jetzt nicht der Moment für Diskussionen war, legte Helena den Rückwärtsgang ein und trat das Gaspedal durch. Der Motor heulte auf, als der schwarze Mercedes in einer Staubwolke zurücksetzte. Mit durchdrehenden Rädern lenkte Helena den Wagen in die andere Richtung, legte den Gang ein und schoss in Schlangenlinien mit voller Beschleunigung davon.
Es kam ihr vor, als würde sie seit zwei Minuten zum ersten Mal Luft holen. Sie beschloss, schnellstmöglich zu ihrem Vater zu fahren; er würde wissen, was zu tun war. Sie schaltete ihr Mobiltelefon ein und wartete auf die Funkverbindung.
»Ich brauche einen besseren Winkel!«, brüllte Visblat. Er lehnte sich gefährlich weit aus der Tür des Hubschraubers, als sie den Sportwagen in Richtung Autobahn verfolgten. »Näher!«, brüllte er in die Kabine. »Sie darf nicht entkommen!«
Der Pilot ging auf Baumhöhe hinunter.
Der schwarze Mercedes kam Visblat vors Visier.
Er schoss.
Plötzlich strich ein massiger Schatten über den Himmel. Das Dröhnen war ohrenbetäubend. Für einen Moment wurde die Sonne verdeckt, als eine Boeing 767 mit ausgeklapptem Fahrwerk und offenen Landeklappen direkt über den Hubschrauber hinwegdonnerte.
Der Pilot neben Visblat arbeitete fieberhaft. Er riss das Höhenruder zurück, um so viel Höhe wie möglich zu gewinnen. Der Hubschrauber schoss aufwärts, sodass Visblat auf den Rücksitz stürzte. Die Kabine schwenkte ruckartig zur Seite und gierte sogleich zur anderen. Die Luftwirbel von den Tragflächen des Flugzeugs hatten eine katastrophale Wirkung.
Die Nase des Helikopters kippte nach vorn.
Es kam zu einem Flammabriss.
Helena machte eine Vollbremsung. Der Wagen schlingerte, doch der Sicherheitsgurt hielt Helena fest im Sitz. Durch die Windschutzscheibe sah sie entsetzt, wie der Hubschrauber abstürzte. Die Glaskanzel prallte mit unglaublicher Wucht auf die Straße. Die Rotorblätter zersprangen in tausend Stücke, die in alle Richtungen schossen, während die Kabine mitten auf der Straße schlitternd zum Liegen kam.
Ein paar Sekunden lang hielt das Bombardement der Stahlteile an.
»Großer Gott.« Helena starrte entsetzt auf die Reste der mehrere Millionen Dollar teuren Maschine. Ihr Blick schweifte zu einem Einschussloch in der rechten oberen Ecke der Windschutzscheibe. Dann blickte sie auf den Dobermann neben ihr. »Die haben versucht, uns umzubringen.«
Der Hund blickte sie verständnisvoll an.
Plötzlich rührte sich etwas in den Trümmern des Hubschraubers.
Die hintere Tür sprang auf, und Visblat stieg aus dem zerbeulten Rumpf. Aus einer Schnittwunde an der Stirn strömte ihm Blut übers Gesicht und aufs Hemd. Er hob die Waffe und taumelte vorwärts, hinkend und deutlich desorientiert.
Helena schnappte erschrocken nach Luft. Beim Anblick der stechenden blauen Augen Visblats stellten sich ihr die Haare auf. Sie trat das Gaspedal durch und raste mit halsbrecherischer Geschwindigkeit auf ihn zu.
In letzter Sekunde schwenkte sie ab.
Visblat zielte und feuerte, doch die Kugel schlug weit links in den Asphalt ein.
18.
Houston, Texas
George Bush Intercontinental Airport
27. November 2012
Ortszeit: 6.11 Uhr
Unternehmen Jesaja – dritter Tag
Der Himmel war schwarz, es schien kein Mond. Dünne Nebelschleier hingen in der schweren Luft.
Jenseits der weiten Asphaltfläche strahlten die Lichter des Flughafens wie Brillanten auf schwarzem Samt. Vor
Weitere Kostenlose Bücher