Die Frequenz: Thriller (German Edition)
den Tritt nicht einmal kommen sah. Sie überschlug sich und landete mit einer Gesichtshälfte am Boden.
Lieutenant Diaz kicherte. »Dummes Weib. Sie hätte sich nicht zwischen uns und die Million stellen sollen.«
Die Söldner lachten.
Wilson quoll das Blut durch die Finger. »Lassen Sie die Frau in Ruhe«, stöhnte er. Helena schien bewusstlos zu sein. Einer der Männer drehte sie auf den Rücken, ein anderer nahm ihr die Waffe weg. »Lassen Sie sie in Ruhe«, flehte Wilson. »Sie hat mit der Sache nichts zu tun.«
»Ausziehen und Hände hinter dem Rücken fesseln«, befahl Diaz.
Wilson setzte sich auf. »Sie sollen sie in Ruhe lassen!«
»Wir können unseren Spaß mit ihr haben, wenn sie zu sich kommt«, sagte Diaz.
Einer der Männer riss Helenas Bluse auf.
»Sie machen einen großen Fehler!«, drohte Wilson und gab sich Mühe, beherrscht zu klingen. »Lassen Sie die Frau in Ruhe!« Als Antwort bekam er einen Tritt vor die Brust, dass ihm die Luft wegblieb.
»Schnauze!«, herrschte der Soldat ihn an. »Sie gehört jetzt uns.«
Nach Atem ringend, kroch Wilson auf die Knie. »Ich habe etwas, das ich Ihnen zeigen kann«, bot er an. Doch niemand achtete auf ihn. Aller Aufmerksamkeit war auf Helena gerichtet, die allmählich zu sich kam. Zwei Soldaten rissen ihr das Hemd vom Körper.
»Rangers sind Tunten!«, schrie Wilson. »Das weiß doch jeder!«
Wie ein Mann warfen die vier ihm einen rachsüchtigen Blick zu – und das war alles, was Wilson brauchte.
Er zog die Sonnenbrille ab und warf sie zur Seite.
Blickkontakt!
Wie erwartet griffen die Männer wild an. Wilson wartete bis zum letzten Moment; dann gab er den Omega-Befehl. »Aktiviere Überlast.« Den ersten Angreifer stieß er weg, den zweiten streckte er mit einem Fausthieb nieder. Doch ehe er erneut zuschlagen konnte, fielen die anderen beiden über ihn her, schlugen und traten ihm ins Gesicht. Mit einem Urschrei stieß er die beiden gegeneinander, kam jedoch aus dem Gleichgewicht. Zu dritt taumelten und fielen sie aufeinander.
Wilson lag unter seinen Gegnern. Sie waren jünger und stärker als er, und aus irgendeinem Grund wirkte sein Omega-Befehl schwächer als sonst.
Plötzlich hallte wütendes Hundegebell über den Platz. Esther kam vom Turm herangehetzt und schlug die Zähne in Diaz’ Nacken. Schrille Schreie gellten, als sie ihn wegzerrte.
Es gelang Wilson, seinen zweiten Gegner wegzutreten, doch jeder Schlag, den er einsteckte, kostete ihn ein bisschen mehr von seiner Kraft. Er versuchte freizukommen, aber vergeblich. Beim nächsten heftigen Schlag ins Gesicht verschwamm ihm die Sicht.
Dann knallten zwei Schüsse über den Platz.
Peng, peng.
Wilson hob den Kopf und sah Helena, die halb nackt, einen Arm vor den Brüsten, Diaz den Revolvergriff über den Schädel zog. Die vier Soldaten lagen blutend am Boden. Nur einer bewegte sich noch und wand sich vor Schmerzen. Helena kam auf die Beine, hielt sich mit der anderen Hand die zerschrammte Wange, und gab dem Soldaten einen Tritt an den Kopf. Der Mann erschlaffte.
»Esther, komm her!«, rief sie. Der Hund ließ von Diaz’ zerfleischter Schulter ab. In diesem Moment blickte Wilson Helena in die Augen.
Blickkontakt!
Eine optische trakenoide Reaktion.
In Panik versuchte Wilson auf allen vieren zu entkommen. Er hätte die Brille wieder aufsetzen müssen, das wusste er, und nun war es zu spät. Helena stürzte sich auf ihn. Ihre Pupillen schrumpften, ihr Gesicht wurde ausdruckslos.
Wie in Zeitlupe flog sie auf ihn zu.
Wilson wollte Helena auf keinen Fall verletzen. Sie hatte ihm eben das Leben gerettet. Ihre ausgestreckten Finger griffen nach seinem Gesicht.
Aber sie tat nicht, womit er gerechnet hatte.
»Bewegen Sie sich so wenig wie möglich«, sagte sie mit beruhigender Stimme. »Alles wird gut.« Und sie richtete ihn auf.
22.
Mexikanische Küste bei Merida
Bell 430 JetRanger
27. November 2012
Ortszeit: 11.56 Uhr
Unternehmen Jesaja – dritter Tag
Ein schwarzer Hubschrauber donnerte auf die mexikanische Küste zu. In der Ferne zogen dunkle Sturmwolken über den Himmel. Der Hubschrauber flog über den weißen Sandstrand und dann landeinwärts dicht über den Bäumen.
Visblat fläzte sich auf dem Rücksitz, das Headset auf dem Kopf, das Gesicht voller Blutergüsse. Der Hubschrauber war nicht dafür gebaut, Männer von seiner Körpergröße zu transportieren, und so hatte Visblat die Beine schräg unter den gegenüberliegenden Sitz gestreckt. Er riss sich den Heftpflasterverband
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