Die Frequenz: Thriller (German Edition)
das knöcheltiefe Wasser und stapfte über den Platz zum Hubschrauber.
Visblat verschwand in der Kabine und zog die Tür hinter sich zu.
Der Navigator drehte sich zu seinem Passagier um. »Was jetzt?«
»Bringen Sie mich nach Mexiko City«, war die Antwort.
»Da müssen wir erst einen Flugplan einholen.«
»Dann tun Sie das!«, schnauzte Visblat. »Es kümmert mich nicht, was Sie tun müssen!«
»Was wird aus denen?« Der Navigator deutete auf die Männer auf dem Plateau vor der Turmruine. »Sie sind in keiner guten Verfassung.«
»Ich bezahle Sie nicht als Rettungsdienst«, sagte Visblat. »Ich habe Ihnen von Anfang an gesagt: Tun Sie Ihren Job und stellen Sie keine Fragen.«
Der Navigator sah kurz in Visblats Augen und drehte abrupt den Kopf weg. Was er gesehen hatte, verursachte ihm eine Gänsehaut. Er deutete mit der Hand aufwärts. »Du hast es gehört«, sagte er zum Piloten. »Mexiko City, Vollgas.« Seine Stimme schwankte von unerwarteter Angst. »Wir müssen zurück«, er räusperte sich, »in den amerikanischen Luftraum. Ich werde einen Flugplan einholen.«
Der Hubschrauber stieg auf.
Visblat ballte immer wieder die Fäuste, um sich zur Ruhe zu zwingen, als sein Blick auf das Satellitentelefon fiel, das neben ihm auf dem Sitz lag. Er nahm es, drückte die Wahlwiederholung und hielt es sich ans Ohr. Einen Versuch war es wert.
23.
Kalifornien, Amerikanischer Kontinent
Enterprise Corporation, Mercury Building, 2. Etage
14. Mai 2081
Ortszeit: 10.00 Uhr
9 Tage vor dem Transporttest
Barton setzte die Handflächen auf die Schreibtischplatte und sah Wilson fragend an. Er versuchte, den Grund für die Forderung zu verstehen, die an ihn herangetragen wurde. Sein Gegenüber saß mit verschränkten Armen im Besuchersessel. »Warum wollen Sie die Schriftrollen noch einmal sehen?«, fragte Barton. »Sie können doch gar nichts damit anfangen.«
»Das möchte ich gerne selbst entscheiden«, erwiderte Wilson.
»Ich werde mitkommen, wenn Sie möchten.«
Wilson schüttelte den Kopf. »Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gerne allein gehen.«
»Können Sie Hebräisch lesen?«, fragte Barton.
»Nein, kann ich nicht, das sagte ich doch schon.«
»Warum wollen Sie die Rollen dann noch einmal sehen?«
»Ich weiß es nicht genau.«
Barton zeigte auf den Boden. »Ich habe über ein Jahr lang an den Übersetzungen gearbeitet. Ich versichere Ihnen, ich habe getan, was ich konnte.«
Wilson überlegte kurz. »Diese Texte sind der Grund, weshalb ich hier bin, Barton. Vielleicht habe ich nie wieder die Gelegenheit, sie mir anzuschauen. Und was kann es denn schaden?«
»Es könnte zu diesem Zeitpunkt unklug sein, zu viel Aufmerksamkeit darauf zu lenken«, gab Barton zu bedenken.
Wilson schloss für einen Moment die Augen; dann sah er Barton wieder an. »Sie haben gesagt, jeder weiß von der Bauanleitung und woher sie stammt.«
»Jeder im Mercury-Team.«
»Wo liegt dann das Problem? Sie werden meine Neugier doch verstehen.«
So gesehen schien die Bitte durchaus verständlich.
»Also gut, Wilson, wenn Sie unbedingt wollen«, sagte Barton. »Aber ich habe ein ungutes Gefühl bei der Sache. Absolvieren Sie die letzten Tests, die wir vorbereitet haben, und ich gewähre Ihnen den Zutritt. Aber seien Sie bitte diskret. Wir können in dieser Hinsicht keine weitere Aufmerksamkeit gebrauchen.«
»Ich verstehe.« Wilson stand auf.
Barton fragte sich kurz, ob er Wilson zu früh vom Auftrag Jesajas erzählt hatte. Das engte die Optionen mehr ein, als ihm lieb war. Doch es war geschehen, und nun hatte es keinen Zweck, darüber zu grübeln.
»Haben Sie viel geschlafen?«, fragte Barton.
»Was denken Sie?« Wilson verdrehte die Augen.
»Wahrscheinlich nicht.« Barton drückte auf das Sprechgerät an seinem Revers. »Davin … Wilson ist bereit für den physischen Test. Nehmen Sie auch eine psychologische Einschätzung vor. Gehen wir die letzten Hürden an.«
Die Antwort hallte durch den Lautsprecher. »Kein Problem, Chef.«
»Psychologische Einschätzung?«, fragte Wilson. »Wollen Sie mir damit etwas sagen?«
»Nein. Das gehört zur Vorbereitung.«
Wilson zog eine Augenbraue hoch. »Welche Vorbereitung? Die, von der jeder weiß? Oder die andere, von der nur Sie und ich wissen?«
Bartons Blick schwenkte besorgt zu seinem Handheld – zum Glück leuchtete das grüne Lämpchen, und sie wurden im Moment nicht abgehört. »Ich habe Ihnen gesagt, Sie sollen aufpassen, was Sie sagen, Wilson.« Barton blickte ihn
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