Die Frequenz: Thriller (German Edition)
Männer trugen Sommerkleidung – Shorts und Tennisschuhe. Sie machten einen netten Eindruck. Amerikaner. »Ich hatte ein Motorproblem bei meinem Flugzeug da drüben«, antwortete Wilson. »Ich musste notlanden.« Der junge Mann stieg aus. Es schien ihm nichts auszumachen, dass er bis zu den Knöcheln im Wasser stand. Wilson wurde misstrauisch.
»Ja. Hab ich gesehen. Sind Sie unverletzt?«, fragte Diaz.
Wilson wich bis zur Treppe zurück. »Ja, ich habe nichts abbekommen. Nur die Landung war ein bisschen holprig.«
Diaz lächelte. »Sind Sie allein?«
Bei Wilson schrillten die Alarmglocken. »Ja, ich bin allein.«
Diaz nickte. »Und Sie mussten eine Notlandung machen?«
»Motorprobleme«, wiederholte Wilson. »Sie machen hier Urlaub?« Er sah, wie der junge Mann die Umgebung absuchte. Das war mehr als touristische Neugier.
Diaz winkte die anderen aus dem Wagen. »Das kann man so sagen.« Ihm fiel der Bluterguss an Wilsons Stirn auf. »Sie sind ja doch verletzt.«
»Das ist nichts«, meinte Wilson. »Sind Sie und Ihre Freunde geschäftlich oder zum Vergnügen hier?«
»Ein bisschen von beidem«, antwortete Diaz, während seine Männer sich über die Stufen verteilten.
»Was für Geschäfte betreiben Sie?«, wollte Wilson wissen.
Diaz lächelte nicht mehr. »Nennen wir es Beschaffung.«
Helena hockte auf der Beobachtungsplattform des Turms. Sie konnte jedes Wort verstehen.
Wilson brauchte kein Genie zu sein, um zu erkennen, dass er in Schwierigkeiten steckte, die zusehends größer wurden.
Einer der Männer blickte kurz in den Eingang. Ein anderer zog eine große Pistole. »Nehmen Sie die Hände hoch. Sofort.« Er war sehr ruhig. Das waren sie alle.
Diaz legte Wilson eine Hand auf die Schulter. »Ich frage Sie noch einmal: Sind Sie allein?«
Wilson wich einen Schritt zurück. »Was soll das?«
Auch Diaz brachte eine Pistole zum Vorschein und ließ Wilson in die Mündung blicken. »Sind Sie allein?«
»Ja. Das sagte ich doch schon.«
»Wo ist die Frau?«
»Ich habe sie auf einer Landepiste in Texas abgesetzt«, sagte Wilson ohne Zögern. »Sie war eine Nervensäge. Ich hab ihr gesagt, sie soll verschwinden. Aber was soll das eigentlich alles?«
Diaz zeigte ein makelloses Lächeln. »Wir haben noch nie so leicht unser Geld verdient wie mit Ihnen, mein Freund.« Die vier Fremden brachen in Gelächter aus. »Mein Name ist Diaz. Wir sind Rangers vom Fort Bennington. Und auf Sie, Pechvogel, ist ein Kopfgeld ausgesetzt.« Er rieb Daumen und Zeigefinger aneinander. »Ein beträchtliches Sümmchen.«
Wilson betete darum, dass sie ihm nicht die Sonnenbrille abnähmen. »Leute, ich bin sicher, wir können uns einigen. Ich kann euch mehr bezahlen.«
Auf der Beobachtungsplattform verfolgte Helena gebannt den Wortwechsel.
»Das bezweifle ich«, widersprach Diaz. »Eine Million Dollar ist ein Haufen Geld.«
Plötzlich stieß Wilson einen Mann beiseite und rannte los. Er sprang vom Plateau drei Meter tief in kniehohes Wasser. Die vier Männer gingen ruhig an den Rand der Treppe, während Wilson hektisch durchs Wasser watete und versuchte, um die Ecke zu gelangen.
»Schnappen Sie ihn«, befahl Diaz. »Aber vorsichtig.«
Ein Schuss peitschte durch die Ruinenstadt. Die Kugel riss Wilson den Oberschenkel auf.
Helena packte den Griff ihrer Waffe entschlossener.
Halb unter Wasser liegend presste Wilson die Hand auf die Wunde. Sie blutete heftig. Er zitterte teils vor Schreck, teils vor Schmerzen. Es war ein glatter Durchschuss. Er sah mal scharf und mal verschwommen, während zwei Männer ihn auf die Treppe vor der alten Sternwarte schleppten, wobei er eine Blutspur hinter sich herzog.
»Ich schlage vor, Sie tun das nicht wieder«, warnte Diaz.
Helena schlich auf Zehenspitzen die Wendeltreppe hinunter. Sie stellte sich so in den Eingang, dass sie nicht zu sehen war, schloss die Augen und atmete tief durch. Dann entsicherte sie, sprang nach draußen und rief: »Waffen fallen lassen!« Die vier Soldaten drehten sich mit ernsten Gesichtern zu ihr um. Keiner sah ängstlich aus. »Ich habe gesagt, Waffen fallen lassen!«, rief Helena noch einmal.
Diaz deutete gelassen auf den Boden, und seine Leute ließen ihre Pistolen fallen. Sie waren Profis, das konnte Helena erkennen. Sie näherte sich rasch, beide Hände am Revolver. »Hände hoch!«, rief sie und trat die erste hingeworfene Waffe zur Seite. In diesem Moment schwenkte der Mann das Bein unter sie und fegte sie von den Füßen. Er war so schnell, dass Helena
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