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Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frequenz: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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schoss aus dem Eingang der Pyramide, und Wilson kollerte ins Gras. Helena war erleichtert, ihn sicher draußen zu sehen.
    Wilson sah sie am Fuß des Schneckenturms kauern; er erkannte den charakteristischen Kuppelbau wieder. Sein Sturz war heftig gewesen, sodass er überall Abschürfungen hatte, und ihm dröhnte der Schädel. Über der Stadt war der Himmel dunkler geworden. Wolken zogen sich zusammen, drohende Wolken. So etwas hatte er noch nie gesehen.
    Über dem Wald stieg kreischend eine Schar weißer Ibisse auf. Heftiger Regen setzte ein. Plötzlich war so viel Wasser in der Luft, dass man kaum atmen konnte. Binnen eines Augenblicks war alles grau. Das Prasseln des Regens übertönte jeden Laut, und die Sicht betrug nur noch wenige Meter. Wilson rannte in die Richtung, wo er Helena entdeckt hatte.
    Der Schneckenturm, erbaut auf einem Steinplateau, war einst das Observatorium gewesen. Die Maya hatten es errichtet, um die Bahn der Venus bei ihrem 584-Tage-Zyklus aufzuzeichnen. Wie eine moderne Sternwarte hatte es an der Außenseite eine Beobachtungsplattform und rechteckige Fenster in der Kuppel, die an bestimmten Punkten am lunaren und am Himmelshorizont ausgerichtet waren.
    Wilson beschirmte sein Gesicht gegen den Wolkenbruch und konnte schwach die Umrisse des Schneckenturms ausmachen. Er platschte durch das Wasser, das bereits knöcheltief war und mit jeder Sekunde stieg.
    Blitze zuckten über den schwarzen Himmel.
    Donner rollte.
    Hinter Wilson fuhr ein Blitz aus den Wolken. Er spürte die sengende Elektrizität im Rücken.
    Kurz sah er seinen Schatten auf der Wasserfläche.
    Dann zuckte noch ein Blitz.
    Gewaltige Entladungen trafen die Pyramide in dichter Folge. Der Himmel loderte. Wilson sprintete über den Platz und sprang mit weiten Sätzen zur Plattform hinauf und dem Turmeingang entgegen. Verästelte Blitze zuckten über den Himmel und krachten zwischen den Gebäuden. Wilson stürzte durch die Türöffnung auf trockenen Boden, und Helena zog ihn vom Eingang weg, gerade als das stehende Wasser draußen tödlich zischend die Ladung weiterleitete.
    Es blitzte und donnerte ununterbrochen.
    Die Pfeile himmlischen Feuers trafen mit schrecklicher Wucht. Unterdessen starrte Wilson Helena an, wie sie dem Unwetter zusah und das zuckende Licht ihr Gesicht beschien. Sie war eine schöne Frau, wurde ihm klar. Ja, eine sehr schöne Frau. Es war ein seltsamer Moment für eine Offenbarung dieser Art.
    Sie wandte ihm das Gesicht zu. »Haben Sie das ausgelöst?«, fragte sie vorwurfsvoll. »Durch das, was Sie in der Pyramide getan haben?«
    Im ersten Moment war Wilson verdutzt; dann antwortete er energisch: »Aber nein. Wie könnte ich?«
    »Sie haben die Pyramide zum Beben gebracht! Die Blitze werden von ihr angezogen!« Nach dieser Bemerkung war es still. Der Sturm war so plötzlich vergangen, wie er angefangen hatte, und zog eine gespenstische Ruhe nach sich. Die beiden Besucher standen starr und lauschten, warteten, ob etwas passierte. Doch bis auf den Regen, der mit verminderter Stärke weiter fiel, war nichts zu vernehmen.
    »So etwas habe ich noch nie erlebt«, meinte Helena.
    Wilson wischte sich die Brillengläser trocken. »Haben Sie die Elektrizität in der Luft gespürt?« Die Härchen an seinen Armen hatten sich aufgerichtet.
    Helena schaute ihn an und musterte den violetten Bluterguss an seiner Stirn. »Sie haben sich den Kopf gestoßen.«
    Er betastete die Beule. »Ich bin ein paar Stufen runtergefallen.«
    »Ich weiß«, erwiderte sie. »Ich habe Sie in der Pyramide gesehen. Das Gittertor … den Jaguar. Ich habe gesehen, wie die Wand zu leuchten anfing! Und diesen kreisenden Stein! Das Dach ist eingestürzt! Also erzählen Sie mir keinen Mist, der Sturm hätte nichts damit zu tun!«
    Wilson stand vom Boden auf. Seine Kleidung war klitschnass.
    »Wollen Sie mir nicht antworten?«
    Er blickte sie unbeeindruckt an. »Die Antwort würde Ihnen nicht gefallen.«
    »Probieren Sie’s aus.«
    »Zu kompliziert, um …«
    »… es zu erklären«, beendete sie den Satz. »Großartig.«
    Wilson ging nach draußen. Die Wolken lösten sich bereits auf. Der Platz stand mindestens einen Fuß tief unter Wasser, und der böige Wind zog Wellenmuster auf die Oberfläche. Die Pyramide hatte Dutzende schwarzer Flecke von den Blitzeinschlägen. Es war ein unheimliches Bild. Plötzlich wurde Wilson klar: Er hatte das Portal aktiviert. Seine Erleichterung war unbeschreiblich. Das System schien zu funktionieren, und das machte ihn

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