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Die Freude am Leben

Die Freude am Leben

Titel: Die Freude am Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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dann wird alles in Mitleidenschaft gezogen, weiß Gott! Die Lungen, der Magen und selbst das Herz ... Anstatt des Nachts Bouillaud zu lesen, was durchaus zu nichts anderem dient, als auch Sie noch krank zu machen, sollten Sie lieber schlafen.«
    Das war ein Losungswort im Haus, man versicherte Lazare, seine Mutter werde an der Leber sterben. Er glaubte nichts davon, blätterte in den schlaflosen Stunden in seinen alten Büchern; dann geriet er in Verwirrung über die Krankheitserscheinungen, und die Erklärung des Doktors, daß die Organe eines nach dem anderen in Mitleidenschaft gezogen würden, erschreckte ihn schließlich noch mehr.
    »Ja aber«, begann er mühsam wieder, »wie lange, meinen Sie, wird sie noch zu leben haben?«
    Cazenove machte eine unbestimmte Bewegung.
    »Vierzehn Tage, einen Monat vielleicht ... Fragen Sie mich nicht, ich könnte mich irren, und dann hätten Sie recht, zu sagen, daß wir nichts wissen und nichts können ... Es ist erschreckend, welchen Fortschritt die Krankheit seit gestern gemacht hat.«
    Véronique, die dabei war, die Gläser abzutrocknen, sah ihn mit offenem Munde an. Was! Es stimmte also, Frau Chanteau war so krank, Frau Chanteau würde sterben? Bisher hatte sie nicht an die Gefahr glauben können, sie brummte in den Winkeln herum und redete immer weiter von Bosheit, die in sie gefahren, damit sie die Leute verrückt machen konnte. Sie war wie vor den Kopf geschlagen, und als Pauline ihr sagte, sie solle zu Frau Chanteau hinaufgehen, damit diese nicht allein bleibe, ging sie hinaus, wobei sie sich die Hände an der Schürze abtrocknete und keine anderen Worte fand als diese:
    »Ja, also dann ... Ja, also dann ...«
    »Doktor«, hatte Pauline wieder begonnen, die allein einen klaren Kopf behielt, »man sollte auch an meinen Onkel denken ... Meinen Sie, daß man ihn vorbereiten muß? Wollen Sie nicht bei ihm hereinschauen, bevor Sie aufbrechen?«
    Doch in diesem Augenblick erschien Abbé Horteur. Er hatte erst am Morgen von Frau Chanteaus Unpäßlichkeit, wie er es nannte, gehört. Als er erfuhr, wie ernst die Krankheit sei, nahm sein wettergebräuntes Gesicht, das in der frischen Luft strahlte, den Ausdruck wirklichen Kummers an. Die gnädige Frau! War es möglich? Sie, die noch vor drei Tagen so rüstig schien! Nach einem Schweigen fragte er dann:
    »Darf ich sie sehen?«
    Er hatte einen unruhigen Blick auf Lazare geworfen, da er wußte, daß der junge Mann ungläubig war, und da er eine Weigerung voraussah. Aber Lazare, der niedergeschlagen dasaß, schien nicht einmal begriffen zu haben. Es war Pauline, die freiheraus antwortete:
    »Nein, nicht heute, Herr Pfarrer. Sie weiß nichts über ihren Zustand, Ihre Gegenwart würde sie in Aufregung versetzen ... Wir werden morgen sehen.«
    »Sehr gut«, beeilte sich der Priester zu sagen. »Ich hoffe, es drängt nicht. Aber jeder muß seine Pflicht tun, nicht wahr? Auch der Doktor, der nicht an Gott glaubt ...«
    Seit einer Weile starrte der Doktor, in Gedanken versunken, auf ein Tischbein, in den Zweifel verloren, in den er geriet, wenn er fühlte, daß die Natur sich ihm entzog. Er hatte jedoch gehört und schnitt Abbé Horteur das Wort ab.
    »Wer hat Ihnen gesagt, daß ich nicht an Gott glaube? Gott ist nicht unmöglich, man erlebt so seltsame Dinge! Nach alledem, wer weiß?«
    Er schüttelte den Kopf, er schien zu erwachen.
    »Hören Sie!« fuhr er fort. »Könnten Sie nicht mit mir hineingehen und dem guten Herrn Chanteau die Hand drücken ... Er wird bald viel Mut brauchen.«
    »Wenn es ihn zerstreuen könnte«, bot der Pfarrer bereitwillig an, »würde ich bei ihm bleiben und einige Partien Dame mit ihm spielen.«
    Dann gingen beide ins Eßzimmer hinüber, während Pauline sich beeilte, wieder zu ihrer Tante hinaufzugehen. Lazare, der allein geblieben war, erhob sich, zögerte einen Augenblick, ob auch er hinaufgehen solle, ging dann zur Tür und horchte auf die Stimme seines Vaters, hatte aber nicht den Mut einzutreten; dann kam er zurück und ließ sich auf denselben Stuhl sinken, untätig in seiner Verzweiflung.
    Der Arzt und der Priester hatten Chanteau damit beschäftigt gefunden, eine Papierkugel über den Tisch zu stoßen, die er aus einem seiner Zeitung beigelegten Prospekt gemacht hatte. Minouche, die neben ihm lag, schaute mit ihren grünen Augen zu. Sie verachtete dieses zu einfache Spielzeug, sie hatte die Pfoten unter den Bauch gezogen und scheute selbst die Anstrengung, die Krallen herauszustrecken. Die Kugel

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