Die Freundin meines Sohnes
machen.«
»Gedünstete Auberginen«, sagte ich.
»Genau.«
»Oder, wie wär’s mit der Ausstellung im MoMA ?«, sagte Alec. Er gab sich alle Mühe, damit er nicht geknickt klang. »Dieses Wochenende?«
»Das«, sagte Laura, »machen wir in jedem Fall. Wir nehmen den Bus, oder? Und du holst mich am Samstag bei meinen Eltern zu Hause ab?«
»Ihr geht ins MoMA ?«, sagte ich, so als sei das nicht eben verabredet worden.
»Genau.« Laura griente. »Ich bin seit dem Umbau noch nicht wieder da gewesen, und Alec sagt, da wäre eine Installation von David Smith, die ich mir unbedingt ansehen muss. Außerdem soll das neue Gebäude selbst ja ein Meisterwerk sein. Unten ist übrigens ein tolles Restaurant, vielleicht wollen wir ja schick essen und reservieren einen Tisch.«
Mein Sohn lehnte schicke Restaurants sonst ab, er fand sie langweilig und kapitalistisch dazu. »Klingt toll.«
»Ich war auch noch nicht da«, platzte ich heraus. »Im MoMA, meine ich. Und in dem Restaurant.«
»Dann sollten Sie auch mitkommen.«
Alec warf mir einen Blick zu, der hätte töten können. Ich tat, als würde ich das nicht bemerken. »Bist du sicher, dass ich euch nicht stören würde?«
»O nein«, sagte Laura. »Das wäre doch lustig.«
»Vielleicht würde dein Dad auch mitkommen wollen. Ein richtiger Familientag, ein kleiner Stern-Dizinoff-Ausflug, wie in alten Zeiten. Weißt du noch, wie wir im Sommer nach Delaware gefahren sind? An den Rehoboth Beach?«
»Mein Dad hat’s nicht so mit Kunstmuseen, Dr. Pete.«
»Frag ihn doch einfach. Und deine Mutter auch.«
»Möchten Sie wirklich hin?«, fragte Laura, während Alec Löcher in den Boden starrte. »So als Studienfahrt?«
»Schon lange her, dass ich mal was Kulturelles gemacht habe«, sagte ich. »Ich muss was tun, damit dieses alte Hirn nicht einrostet.«
»So alt ist das Hirn noch nicht, Dr. Pete«, sagte Laura und stand auf. Sie griff nach ihrer Tasche, verstrubbelte Alec das Haar. »Also dann bis Samstag, Kleiner?«
Kleiner. Gott sei Dank.
»Soll ich dich nach Hause bringen?«
»Deine Mutter hat das Essen auf dem Tisch«, sagte ich. Falls er mich bereits hasste, sah ich keinen Grund, es nicht auf die Spitze zu treiben.
»Das ist schon in Ordnung so«, sagte Laura. »Wir sehen uns dann am Samstag.«
»Klar«, sagte Alec, und wir zwei sahen ihr nach, als sie hüftschwenkend durch den Vorgarten davonging, an der Forsythie noch mal kurz stehenblieb und sich eine neue Zigarette anzündete.
»Sie raucht zuviel«, sagte ich, kaum dass sie um die Ecke gebogen war.
»Du bist so ein Arschloch.«
»Ein Arschloch? Ist das nicht ein bisschen übertrieben? Willst du paar Körbe werfen?« Sonst ließ ich ihm Schimpfwörter nicht so durchgehen, aber ich war unsagbar aufgekratzt. Sie hatte Kleiner zu ihm gesagt. Hatte mich zu ihrer Verabredung eingeladen. Sie war nicht darauf aus, meinen Sohn zu verführen und seine bereits brüchige Verbindung zur Welt der Erwachsenen weiter zu gefährden.
»Ich wollte allein mit Laura sein, und du hast einen scheiß Familienausflug daraus gemacht.«
»Ach, entspann dich, Alec. Du verbringst bestimmt noch viel Zeit mit Laura.«
»Was zum Teufel sollte das? Warum tust du so was?«
»Hüte deine Zunge«, sagte ich und ging hinüber zur Einfahrt, wo ein paar Basketbälle an dem Garagentor lagen. »Wenn du wütend auf mich bist, tragen wir das beim Spiel aus.«
»Warum?« Er quengelte wie ein Dreijähriger. »Du weißt genau, dass ich was mit ihr machen möchte, und drängst dich mit aller Gewalt dazwischen, was soll das?«
»Hör auf zu heulen«, sagte ich. »Entweder du spielst oder du lässt es.«
Er sah mich kurz an und schüttelte empörter, als es angebracht gewesen wäre, den Kopf. Stürmte ins Haus und schlug unmissverständlich krachend die Tür zu.
»Wie du willst«, sagte ich laut und machte dreizehn Freiwürfe nacheinander, bis Elaine mich zum Essen rief.
Den Rest der Woche war ich zu beschäftigt, um mitzubekommen, ob Alec noch wütend auf mich war. Nach den Feiertagen lief es zunächst gemächlich an, doch bis zum Freitag der ersten Woche hatte sich das Elend wieder auf Normalmaß eingependelt, und am Freitagabend hatte ich bis kurz nach zehn im Krankenhaus zu tun. Ich kam nach Hause und war erledigt, knüllte meinen Schlips in der Faust zusammen und warf ihn durchs Schlafzimmer, knöpfte danach alle meine Knöpfe auf. Im Haus war es still, die Zimmer waren dunkel, ich neigte den Kopf nach hinten und überlegte, ob ich
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