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Die Freundin meines Sohnes

Die Freundin meines Sohnes

Titel: Die Freundin meines Sohnes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Grodstein
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Handgelenk meines Sohnes.
    »Habt ihr noch nicht genug Kunst für heute gesehen?«
    »Ach, Pete.« Iris fasste mich am Arm. »Lass sie doch.«
    Bitte, Iris, halte diese Irre von meinem Sohn fern. Er ist erst zwanzig, er hat noch Zeit.
    »Keine Sorge«, sagte Laura und lachte auch noch – beziehungsweise ich sah, wie sie es unterdrückte. »Bis er ins Bett muss, hab ich ihn heimgebracht.« Alec lächelte bloß.
    »Ich dachte, also, ich dachte«, sagte ich, als schon alle in den SUV einstiegen, »ich dachte, dass ich vielleicht Karten für die Nets besorgen könnte. LeBron James ist dabei. Laura, du könntest auch mit.«
    »Wirklich, das klingt toll, Dad, aber ich will noch mit ihr in eine Galerie in Harlem.« Wenigstens schaute er so, als täte es ihm leid. »Das ist die mit den Naturbildern, von denen ich dir erzählt habe. Die Besitzer kommen doch aus Piermont.«
    Naturbilder? Piermont? Ich erinnerte mich dunkel an die Debatte, wir hatten darüber gestritten, ob Alec an die New School wechseln konnte oder wollte, ich hatte einen Patienten, der dort im Vorstand saß und behilflich sein konnte. Alec hatte gesagt, es gebe eine Galerie in Harlem, die vielleicht an seinen Arbeiten interessiert wäre, und deshalb würde er nicht mal ans College denken, ehe er nicht auf der beruflichen Seite die Lage sondiert hatte, ob wir das nicht verstünden? Zu dem Zeitpunkt stand bereits fest, dass wir keine empfindsame Reise durch Europa finanzieren würden, und ich sagte aufgebracht, ich wolle von Galerien nichts hören, ehe wir nicht vereinbart hatten, wie es mit ihm und dem College weiterging. Innerlich kochte ich, aber äußerlich war ich so ruhig, wie es ein Mann nur sein konnte, der soeben von einer Stunde Paartherapie mit seiner Frau heimgekommen war.
    »Zurück nehmen wir einfach den Bus«, sagte Laura. »Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen.«
    »Klingt gut«, sagte Iris. »Na los, Pete. Die kommen klar.«
    »Aber …«, sagte ich. »Aber … okay.« Ich wusste, wann ich nichts mehr ausrichten konnte. Ich machte die Autotür zu, ließ aber das Fenster herunter, damit ich weiter mit meinem Sohn sprechen konnte. »Hör mal, brauchst du Geld?«, fragte ich, ein Kode für: Du bist doch noch ein Kind, immer hübsch eins nach dem anderen. Und das war ein Kode für: Vergiss nicht, dass du noch unter meinem Dach lebst.
    »Nein, Dad«, sagte Alec. »Alles klar.«
    »Wirklich? Alles klar?«
    Aber bevor er noch ein weiteres Wort sagen konnte, war Iris schon aus dem Parkhaus und auf die 55. Straße gezuckelt, nach Osten in Richtung F. D. Roosevelt Drive, und weil kein Verkehr war, weil es ein milder Januarsonntag war, weil uns nichts mehr in New York hielt, nur dass mein Sohn mit einer weißbäuchigen Kindsmörderin herumspazierte, waren wir eine Viertelstunde später auf dem Palisades Interstate Parkway.
    »Pete, möchtest du heute Abend ins Meadowlands gehen?«, fragte Joe mich und drehte sich zum Rücksitz um. Ganz hinten im Auto kuschelte Neal mit der Roten Gefahr.
    »Eigentlich nicht«, sagte ich.
    »Sicher?«
    »Ja.«
    »Aber wolltest du nicht LeBron James sehen? Vielleicht kriegen wir noch Karten weit vorn, dürfte nicht so schwierig sein.«
    »Heute nicht, Joe.«
    »Aber …«
    »Ich sagte, ich will das verdammte Spiel nicht sehen«, sagte ich und schmollte den ganzen Palisades lang bis zur Maycrest Avenue – die ganze Strecke bis zu unserer Tür.
     
    Das große gelbe Haus in der Pearl Street war, wenn man es genau nahm, schon immer zu groß gewesen. Viktorianische Häuser waren für Viktorianer gebaut worden, für Menschen in einer Zeit, die eine zuverlässige Geburtenkontrolle und die epidemische Unfruchtbarkeit, wie sie nach Kriegen vorkommt, nicht kannte. Wir hatten vier Schlafzimmer, alle klein, ausgenommen das Elternschlafzimmer, für das die Vorbesitzer zwei der größeren anderen Zimmer zusammengelegt hatten, sie hatten auch – vermutlich mit hohen Kosten verbunden– nachträglich ein Bad mit Wanne und Dusche eingebaut. Die anderen Schlafzimmer waren nicht größer als begehbare Kleiderschränke, die ich schon gesehen hatte, und wenn ich nach Hause kam und niemand da war, sah ich kurz in alle hinein, freilich ohne zu wissen, was oder wen ich da suchte. Das Zimmer meines Sohnes hatten wir leergeräumt, bevor er ans College ging, hatten alles entfernt bis auf das Klebeband, mit dem er sein großes Escher-Poster und seine Kandinsky-Drucke befestigt hatte. Jetzt, da er wieder zu Hause wohnte, verteilten sich über

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