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Die Freundin meines Sohnes

Die Freundin meines Sohnes

Titel: Die Freundin meines Sohnes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Grodstein
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ein Kind zu haben, war für uns wie ein Wunder. Iris stand auf, holte zwei Bier aus dem Kühlschrank, machte beide auf und gab eines mir. Unsere Finger strichen aneinander vorbei.
    »Naja, ihr habt doch auch ein paar Schlafzimmer, oder?«, sagte sie. »Sechs hört sich vielleicht nach viel an, aber … die Häuser hier in Round Hill sind wirklich groß.«
    Elaine und ich sahen uns an. Wie unmäßig, wie narzisstisch, was hatten wir für dumme Hoffnungen gehabt! »Unsere Schlafzimmer sind klein«, sagte ich. Joe und Iris wussten zwar, dass wir Kinder wollten, allerdings nicht, wie stark unser Wunsch war. Über so etwas wurde damals nicht gesprochen, nicht mal mit den engsten Freunden. Und ich wollte meine Frau nicht in Verlegenheit bringen.
    Danach schwiegen wir alle und sahen Laura zu, die ihre Pizza zerteilte und die Peperoni Elaine gab, die sie still in einer Serviette verschwinden ließ. Ich weiß noch, dass ich dachte, wieviel Freude Elaine an einer Tochter haben würde. An einer Tochter mit langen Haaren, die gerne las.
    »Willst du deine Pizza nicht mehr, Liebes?«
    »Ich hab gar keinen Hunger«, sagte Laura. »Tut mir leid.«
    »Nicht mal ein Stück?«, fragte Joe.
    Betrübt stocherte Laura in ihrem Stück herum. »Tut mir leid«, sagte sie noch einmal.
    »Das braucht dir nicht leid zu tun«, sagte Elaine und schob dem Mädchen sanft die roten Haarsträhnen aus den Augen.
    »Danke«, sagte Laura, rutschte von ihrem Stuhl und lächelte Elaine dankbar an. Meine unerklärlicherweise unfruchtbare Frau sah Laura nach, die die Küche verließ. In der Nacht hielt ich sie ganz fest im Arm und sagte, es tue mir so leid.
     
    Es ist jetzt fast Mitternacht, und ich sehe zu, wie die Lichter im Haus eins nach dem anderen ausgehen: Küche, Fernseher, Wohnzimmer, Diele. Im Zimmer meines Sohnes, dem ehemaligen Elternschlafzimmer, in dem Elaine nicht mehr schlafen konnte, geht das Licht zuletzt aus. Ich sitze am Fenster und schaue mir das Haus eine Weile an. Es ist Zeit, die Fassade zu streichen oder sogar ganz zu erneuern, und auch wenn Vinyl hässlich ist, sollten wir uns aus Gründen der Haltbarkeit wohl dafür entscheiden. Falls Elaine tatsächlich vorhat,mich hinauszuwerfen, werde ich mich darum kümmern, dass das gemacht wird, bevor ich gehe. Mit solchen Dingen – Angebote verschiedener Firmen vergleichen und Aufträge erteilen – befasst Elaine sich nicht gern. Gegenüber meiner Praxis in Bergentown ist eine Firma für Fassadenrenovierung und -erneuerung, der Mann macht vermutlich anständige Arbeit für nicht zuviel Geld. Ich werde ihn am Mittwochvormittag anrufen, wenn ich weiß, wie es weitergeht. Ob sie die Fassade wohl in diesem Grünton hinkriegen?
    Ein Klopfen an der Tür unterbricht mich in meinen Gedanken, mein Herz rast. Der junge Craig? Ist er mir bis hierher gefolgt? Nein, aber damit hatte ich noch weniger gerechnet: meine Frau, zwei Campingbecher in den Händen. »Tee«, sagt sie. Sie hat Sweatpants an, eine Jeansjacke. In den Monaten, die ich nun in diesem Atelier lebe, den Monaten des seltsamen Krankens unserer Ehe, hat Elaine mich noch nie so spät am Abend besucht.
    »Das ist nett. Danke.«
    »Keine Ursache.«
    Wie jeder in Round Hill tut Elaine sich schwer damit, von den Anschuldigungen, die gegen mich vorgebracht werden, abzusehen. Ich glaube, sie kränken sie sogar noch mehr, als sie mich kränken.
    »Ich hab Honig reingemacht«, sagt sie.
    »Sehr gut. Danke.«
    Mein Campingbecher ist ein Mitbringsel von der Bar-Mizwa-Feier für Janene Rothmans Tochter. Elaine sieht mich an, während ich trinke, sie steht immer noch auf dem wackeligen Treppenabsatz vor meiner Tür. »Möchtest du nicht reinkommen?«
    »Iris sagt, Joe versucht dich zu erreichen.«
    »Ich weiß.«
    »Sie sagt, du gehst nicht ans Telefon.«
    »Nein.«
    »Sie möchte wissen, warum.« Das Band zwischen Iris und Elaine, die in derselben Studentinnenverbindung und beste Freundinnen waren, hat sich nach allem, was passiert ist, gelockert, und das finde ich traurig. Dass Iris kurz bei uns reinschaut, wenn sie im Viertel joggen ist, kommt meines Wissens nicht mehr vor. Die beiden machen auch keine gemeinsamen Shoppingtouren mehr und treffen sich nicht mehr auf ein Glas nach der Arbeit im Garland Chophouse, wie sie es früher ab und zu getan haben. Ein Plausch, das zumindest ist aber manchmal noch drin.
    »Mir ist nicht danach, mit ihm zu sprechen.«
    »Weißt du denn, warum er anruft?« Elaine hält sich den Campingbecher vor die Brust,

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