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Die Freundin meines Sohnes

Die Freundin meines Sohnes

Titel: Die Freundin meines Sohnes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Grodstein
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versucht, mir einen Scheck anzudrehen, der die Schäden deckt, damit er abhauen kann.«
    »Du hast den Scheck aber nicht genommen, oder?«
    »Natürlich nicht, Pete!«
    Ich ging zum Weinregal und holte einen Roten mit Schraubverschluss, den wir für solche Gelegenheiten im Haus hatten.
    »Der Bengel war ein totaler Idiot. Eins von diesen verwöhntenKindern mit BMW, aber er hatte Schiss, seine Eltern kriegen mit, dass er das Auto demoliert hat. Er hat eine nach der anderen geraucht. Ich wollte schon sagen: Hör mal, Scheißkerl, ich bin seit anderthalb Jahren krebsfrei, und bei allem, was hier schon von der Straße aufsteigt, kann ich es nicht brauchen, dass deine fiesen Karzinogene noch in meine Richtung wehen.«
    »Niemand verletzt, oder?«
    Sie sah mich schief an. »Niemand verletzt.«
    »Wo ist Alec?« Es war neun Uhr, und er hatte Hausarrest. Eine Woche zuvor war er verhaftet worden, weil er sich mit Shmuley und Dan an der Grundschule herumgetrieben hatte. Ich hatte ihn schon mehrmals gefragt, was er mit den Grundschülern wollte (das Ganze war mir viel unheimlicher als die Verhaftung wegen der Ecstasy-Tabletten, welcher Teenager auf der Welt gab sich schon mit maximal Achtklässlern ab, es sei denn, er war pervers), aber Alec sagte bloß immer wieder, er hätte da nur »gechillt«, sie hätten nicht mal gemerkt, dass sie in der Nähe der Grundschule waren, er schwöre bei Gott, und wurde zuletzt ausfällig und schlug die Tür zu.
    »Wo ist Alec?«, fragte ich noch einmal.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Elaine.
    »Was soll das heißen, du weißt es nicht?«
    »Herrgott, Pete, ich hatte wirklich einen schrecklichen Tag.«
    Ich seufzte tief und öffnete den Kühlschrank. Es war nichts zu essen da, eine halboffene Dose Thunfisch, Reste vom Chinesen, die seit Tagen vor sich hingammelten. Ich schlug die Kühlschranktür zu und machte die Speisekammer auf. Vielleicht hatten wir eine Dose Suppe.
    »Pete, würdest du dich bitte beruhigen?«
    »Der Junge hat Hausarrest , Elaine, oder hast du das vergessen?« Ich wollte nicht die Stimme erheben, wenn wirBesuch hatten, aber es war nicht so einfach, wieder runterzukommen. »Elaine, der Junge hat Hausarrest . Er muss allmählich anfangen, hier zu Hause die Regeln zu respektieren, kapiert? Damit er nicht wieder Schwierigkeiten mit der Polizei kriegt, kapiert?«
    »Warum schreist du mich an?«
    »Warum weißt du nicht, wo Alec ist?«
    Sie stand auf, und das mit einer Miene, die ich nur allzu gut von unserem Sohn kannte, stürmte zur Küche hinaus und die Treppe hinauf. Ich sah zu Iris hinüber.
    »Was glaubst du, wo er ist?«
    »Vermutlich bei seinen Freunden.« Sie schenkte sich von dem billigen Roten ein und setzte sich mit mir an den Küchentisch. Iris war jetzt schon so lange ein Teil unseres Lebens, dass sie sich nicht bemüßigt fühlte zu gehen, wenn es zwischen uns zu einer hässlichen Szene kam. Genau genommen fühlte sie sich dann sogar verpflichtet zu bleiben. »Ich bin sicher, er ist okay, falls dich das beunruhigt.«
    »Darüber bin ich eigentlich nicht beunruhigt«, sagte ich. »Ihm wird es schon gut gehen.«
    »Was ist es dann?«
    »Ich möchte, dass er uns langsam mal ernst nimmt. Wenn wir sagen, er hat Hausarrest, dann hat er Hausarrest. Aber er wird uns nie ernst nehmen, wenn Elaine das immer wieder untergräbt.«
    »Sie hatte einen schlechten Tag, Pete.«
    »Sie hatte einen Auffahrunfall.«
    »Ein Auffahrunfall kann für einen schlechten Tag reichen. Vor allem auf der Autobahn.«
    »Alec respektiert uns nicht«, sagte ich. »Er respektiert uns überhaupt nicht. Dabei sind wir seine Eltern. Er sollte uns respektieren.«
    »Und das wird er auch, wenn er älter ist.«
    »Wir lieben diesen Scheißkerl mehr, als sonst wer.«
    »Er liebt euch auch, Pete, ich bitte dich«, sagte sie. Sie nippte an ihrem Roten, er hinterließ einen blassen bläulichen Schimmer auf ihren Zähnen. »Er ist grad mal siebzehn. Das ist ein schreckliches Alter, schrecklich.«
    Ich stand auf, fand ein paar Cracker in der Speisekammer und eine Ecke Cheddar im Kühlschrank. Machte mir ein Sandwich. Es schmeckte gut zu dem Wein. »Vor zwei Jahren war er noch nicht so.«
    »Und in zwei Jahren wird er auch nicht mehr so sein. Im Moment hat er mit seinen Hormonen zu tun und dem letzten Highschooljahr und allem anderen. Im Moment ist er ein Mistkerl, aber das bleibt nicht ewig so.«
    »Mir wär lieber, er wäre kein Mistkerl.« Ich seufzte und schenkte mir Wein nach. »Manchmal hasse ich ihn

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