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Die Freundin meines Sohnes

Die Freundin meines Sohnes

Titel: Die Freundin meines Sohnes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Grodstein
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Liza Beckerman von gegenüber unterwegs war und wie er in der sechsten, siebten Klasse mit einem Trupp Kinder, Jungen wie Mädchen, in der Mall herumlungerte. In seinem letzten Schuljahr begann er ein mönchisches Leben zu führen und kündigte bereits sechs Monate im Voraus an, dass er nicht die Absicht hatte, zum Abschlussball zu gehen.
    »Warum das denn?«, fragte Elaine. Round Hill übertraf sich alle Jahre selbst mit dem Ball, da wurden ein Nachtklub in Manhattan gemietet und Stretch-Hummers gechartert, die die Kinder, immer zwanzig pro Fuhre, hinbrachten.
    »Das versteht ihr sowieso nicht.« Der Zufall wollte es, dass wir alle drei eines Sonntagabends zu Hause waren: Elaine gab einer Vorlesung den letzten Schliff, ich schaute ein Spiel der Nets, und Alec hatte Hausarrest.
    »Probier’s mal.«
    »Erstens sitze ich im Knast, und wer weiß, ob meine Bewährungshelfer mich überhaupt zum Tanzen rauslassen.«
    »Sehr komisch.«
    »Zweitens habe ich keine Lust auf diesen bürgerlichen Mist. Mit einem Hummer ins scheiß Limelight fahren, um mir mit einem Haufen privilegierter Arschlöcher aus Round Hill die Kante zu geben? Muss ich nicht haben.«
    »Also bitte«, sagte Elaine. »Übertreibst du nicht ein bisschen?«
    »Ach ja?« Alec hatte seine langen Beine vor dem Fernseher ausgestreckt und kritzelte auf einem Notizblock herum. Wir hatten ihn noch acht Monate bei uns zu Hause, und obwohl wir uns bereits gegenseitig versichert hatten, wie froh wir waren, ihn endlich loszuwerden, fehlte er mir jetzt schon ein bisschen. Das war lächerlich. Der Junge war ein Alptraum.
    »Gibt es denn kein nettes Mädchen, das du vielleicht fragen möchtest?«, sage Elaine.
    »Mom.«
    »Es ist dein Abschlussball , Alec. Ich möchte Fotos von euch im Smoking machen. Das ist mein Recht als Mutter.«
    »Elaine, ich glaub, das ist nicht sein Ding.«
    »Das ist nicht mein Ding, Mom.«
    »Das finde ich wirklich jammerschade«, sagte sie. »Ihr Männer könnt euch darüber lustig machen, wie ihr wollt, ich finde es trotzdem jammerschade. Du hast nur einen Abschlussball.«
    »Das ist einer zuviel.«
    »Ich bin zu meinem gegangen«, sagte sie, so als spielte das eine Rolle. »Und dein Vater zu seinem auch.«
    »Ich hab ein rosa Rüschenhemd angehabt«, sagte ich.
    Alec schenkte mir eins seiner seltenen Lächeln. »Rosa Rüschen?«
    »Ich hab verdammt gut ausgesehen.«
    »Und ich ein blaues Taftkleid«, sagte Elaine versonnen. »Das hab ich mir mit der Nähmaschine meiner Mutter selbst genäht. Wir sind in ein Stoffgeschäft in der Stadt gefahren, daswar eine große Sache. Mein Begleiter hat mich mit dem Buick seines Vaters abgeholt, und ich hab mich gefühlt wie eine Prinzessin, wirklich.«
    »Also, wenn du dich dann besser fühlst, Mom, verspreche ich, dass ich jedesmal hingehe, wenn am Hampshire Tanz ist.«
    »Am Hampshire wird es vermutlich gar keinen Tanz geben«, sagte sie. »Deswegen gefällt dir die Schule ja so. Es ist eine schultanzfreie Schule.«
    »Aber falls doch, geh ich hin. Und nehme ein nettes junges Mädchen mit und schicke dir viele Fotos.«
    Sie warf ein Kissen nach ihm. »Mach dich nicht über mich lustig.«
    Er lachte. Das tat ich auch.
    »Aber Al, was ist es dann?« Ich pokerte hoch, aber ich wollte es wissen. »Was hast du gegen die Mädchen in Round Hill? Früher mochtest du sie doch, oder?«
    »Ich weiß halt nicht«, sagte er, »was ich mit denen anfangen soll. Auf das, was die gut finden, gebe ich einen Scheiß. Klamotten und Partys und das Image. Richtiger Teeniequatsch.«
    Elaine und ich unterdrückten ein Schmunzeln.
    »Auf dem College wird es vielleicht besser«, sagte sie sanft.
    »Muss es.«
    »Ich drück dir die Daumen«, sagte ich.
    »Haha«, sagte Alec.
    Allen Voraussagen unseres Sohnes zum Trotz hatte Hampshire, zumindest unseres Wissens, nur wenige Frauen mit annehmbarem Tiefgang zu bieten. Die meisten Studentinnen, die wir bei unseren Besuchen sahen, wirkten aufgesetzt verrückt, und ihre ungewaschenen Haare und unrasierten Beine ließen weniger auf Substanz als vielmehr auf einen snobistischen Verwahrlosungsfimmel schließen. Einmal sinnierteElaine auf der Heimfahrt etwas maulheldisch darüber, ob Alec womöglich schwul sei, was ich als unwahrscheinlich abtat, wo er doch mit dreizehn, vierzehn, fünfzehn so oft Riesenbrüste aus Palmholz geschnitzt hatte.
    »Würde dich das stören?«, fragte Elaine.
    »Mich stören?«
    »Wenn.« Ich sah sie lange an. Sie saß hinter dem Steuer, und ich hatte gerade nach

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