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Die Friesenrose

Die Friesenrose

Titel: Die Friesenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Oltmanns
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mehr Geschäftsaufgaben übernehmen. Nur mit äußerster Mühe konnten wir den Schein nach außen hin wahren. In seinen letzten Monaten allerdings verzichtete er darauf, seinen Kunden etwas vorzumachen. Ich begriff damals nicht, dass Arthur sein Ende kommen fühlte und seine Klienten darauf vorbereitete, dass ich fortan das Geschäftliche regeln würde. Er wollte mir eine Zukunft bieten, auch auf die Gefahr hin, geschäftliche Verluste zu erleiden. Allerdings hatte Arthur bei so vielen Sachen die Hände mit im Spiel, dass er seine Schäfchen selbst dann noch im Trockenen hatte, wenn etwa die Hälfte seiner Kunden aufgrund meiner Anwesenheit bei Geschäftsabschlüssen zur Konkurrenz wechselte.
    Damals begriff ich auch zum ersten Mal, dass Arthur sich sehr wohl etwas aus mir machte. Nur war er in all den Jahren klug genug gewesen, sich dies nicht anmerken zu lassen. Jetzt sprach er es jedoch offen an und erzählte mir von seiner Angst, ich könnte ihm den Rücken kehren, sobald er mir seine Gefühle offenbart hätte. Und ich musste ihm Recht geben. Ich wäre gegangen. Wir redeten viel, damals in den letzten Wochen seines Lebens, und niemals wieder bin ich einem Menschen in so kurzer Zeit so nahegekommen. Er warder Fels in der Brandung gewesen, der mich nach der größten Katastrophe meines Lebens gerettet hatte. Wer weiß, was ohne ihn aus mir geworden wäre.
    Arthur hat mich so vieles gelehrt! Bis heute kann ich nicht in Worte fassen, was ich für ihn empfunden habe. Es waren nicht die Gefühle einer Tochter für ihren Vater. Sie ähneln schon eher denen einer Frau für ihren Mann, aber auch das trifft es nicht ganz. Manchmal denke ich, es war am ehesten ein Gefühl der Dankbarkeit, wie es eine Schülerin wohl für ihren guten und weisen Lehrer haben mag. Auf jeden Fall habe ich Arthur nach seinem Tod unendlich vermisst. Es wurde mir alles so schwer ohne ihn.
    Mein Freund hinterließ mir zu meinem Erstaunen nicht nur sein Geschäft und die verbliebenen Kunden, sondern auch sein Haus, in dem ich noch immer wohne, und einen guten Teil seines Bargelds und Anlagepapiere. Um der Trauer und der Leere zu entfliehen, stürzte ich mich Hals über Kopf in die Arbeit. Und die Emder Kaufleute mussten wohl oder übel zur Kenntnis nehmen, dass ich künftig in der Geschäftswelt mitzumischen gedachte. Das schmeckte vielen natürlich überhaupt nicht, und so mancher Mann versuchte, mir Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Doch ich war es Arthur schuldig, dass ich mich nicht so einfach vergraulen und seine Kunden hängen ließ. Außerdem wollte ich selbst um alles in der Welt das Geschäft weiterführen. Der Widerstand, der mir von allen Seiten entgegengebracht wurde, spornte mich geradezu an. Aber so ist es schon immer gewesen.“
    Tjalda lehnte sich mit einem zufriedenen Brummen im Stuhl zurück und Inken betrachtete die Freundin stumm. Diese Frau mit ihrem wettergegerbten Gesicht und dem unter weiter Kleidung verborgenen Körper, der für immer auch das Mädchen von einst in sich tragen würde. Diesem Körper, demnie Gelegenheit gegeben worden war, einen Mann zu lieben und geliebt zu werden.
    „Es gab genug schwarze Schafe unter den Geldverleihern“, fuhr Tjalda unvermittelt fort. „Dennoch gingen viele Kunden lieber zu ihnen, anstatt Geschäfte mit einer Frau zu machen. Dafür gewann ich auf der anderen Seite aber viele weibliche Klienten. Manche nahmen lange Wege auf sich, um mich aufzusuchen, denn ich war bereit, ihnen Geld zu leihen, mit ihnen Geschäfte zu machen. Es gab und gibt ja schließlich noch mehr Frauen, wenn auch in anderen Geschäftszweigen, die in der Männerwelt zu Hause sind. Die Männer haben verständlicherweise Angst vor ihnen, und auch mir schlugen am Anfang Furcht, Neid und Groll entgegen. Einzig Bonné Behrends, der Weinhändler, ist ein alter Freund. Er war mir von Anfang an wohlgesinnt. Ich kannte ihn schon zu der Zeit, als er noch mit Weinen übers Land zog. Ab und zu kaufte Arthur bei ihm ein. Weißt du, Bonné hat das Talent, so lange zu reden, bis ihm selbst noch ein Abstinenzler eine Flasche abnimmt. Er hat mir damals sogar eine Arbeit bei sich in der Weinhandlung angeboten. Aber ich hatte ganz andere Pläne. Anfangs führte ich Arthurs Geschäfte wie gewohnt weiter, doch dann zogen die verrücktesten Ideen durch meinen Kopf, und ich sann auf ganz neue Geschäftsmöglichkeiten.
    Um die Seeleute an mich zu binden, bot ich ihnen gegen geringen Zins Vorschüsse auf ihren Lohn an. Das war und ist

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