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Die Friesenrose

Die Friesenrose

Titel: Die Friesenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Oltmanns
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Teehändler hier in Ostfriesland und Umgebung, und dieses Monopol will ich um alles in der Welt behalten. Darum muss die Burg von Emden morgen in See stechen, und sie muss das Rennen um den Tee gewinnen. Und dazu ist ein guter Kapitän unerlässlich.“ Seine Gedanken schienen sich jetzt wieder Thomas zuzuwenden. „Wo befindet sich mein Stiefsohn nun wirklich?“
    „Noch liegt er in einem Lazarett in der Nähe von Delfzijl, doch ich habe Anweisung gegeben, ihn nach einer dringend erforderlichen Operation in einem Gasthaus unterzubringen,bis er wieder reisefähig ist. Ein Freund von mir wird sich um alles kümmern.“ Für einen Augenblick dachte Cirk voller Dankbarkeit an Ole Kramer.
    Reemt Neehus durchmaß mit unruhigen Schritten den Raum. „Selbst wenn ich alle Hebel in Bewegung setze, wird es mir bis morgen nicht mehr gelingen, einen Ersatz für Thomas zu finden.“ Er donnerte seine Faust auf den Tisch. „Das wird mir dieser Kerl büßen! Ich werde ihn ans Messer liefern. Er wird sich im Gefängnis wiederfinden. Und dann werde ich meiner angeheirateten Verwandtschaft zeigen, was es bedeutet, arm und abhängig zu sein.“ Unbändige Wut sprach aus den Worten des Mannes.
    „All dies werden Sie nicht tun“, unterbrach Cirk ihn bestimmt. Reemt Neehus wollte widersprechen, doch eine Handbewegung ließ ihn schweigen.
    „Ihr Schiff wird morgen in See stechen, und Sie werden Ihre Monopolstellung behalten, das verspreche ich Ihnen. Aber dafür werden Sie meinem Freund weder körperlich noch seelisch ein Haar krümmen. Und Sie werden seine Familie in Ruhe lassen. Ihnen wird kein Verlust entstehen, denn ich selbst werde für Thomas als Kapitän auf der Burg von Emden fahren.“
    Einen Augenblick war es still, dann ließ sich Reemt Neehus verblüfft auf einen Stuhl sinken.
    „Sie wollen für mich nach China segeln?“ Ganz langsam kamen die Worte aus seinem Mund. „Der verwegene Cirk Hogestraat, der Mann mit den sieben Leben, fährt für mich nach China.“ Sein Mund stand weit offen, als könne er es nicht glauben. Dann beugte er sich ganz langsam zu Cirk vor. „Warum wollen Sie das tun? Geld ist nicht der Grund, habe ich Recht?“
    Cirk wollte ihm zunächst keine Antwort geben, zucktedann aber mit den Achseln. „Es ist ein Freundschaftsdienst, nicht mehr und nicht weniger.“
    Für einen Augenblick glaubte Cirk, einen Ausdruck von Neid im Gesicht des Kaufmanns zu sehen, wenn seine nachfolgenden Worte auch von Spott getränkt waren: „Ein Freundschaftsdienst, dass ich nicht lache. Niemand gibt zwei Jahre seines Lebens für einen anderen her.“
    „Vielleicht nicht für Sie!“
    Nur knapp entkam Cirk der vorschießenden Faust des Mannes, der sich aber rasch wieder fing. „Sie müssen ein Dummkopf sein, doch sei es drum. Cirk Hoogestraat fährt für mich nach China.“ Er erwärmte sich für das Thema. „Das wird ein gefundenes Fressen für die Emder sein. Das wird ihnen gefallen! Sie werden die Waren schon Wochen und Monate im Voraus bei mir bestellen, denn so gut wie der Emder Blockadebrecher kann kein anderer Kapitän sein. Sie werden darauf vertrauen, dass die Burg von Emden unter Ihrem Kommando auf jeden Fall ihr Ziel erreichen und heil wieder zurückkommen wird.“ Er legte nachdenklich einen Finger an die Lippen und schloss für einen Moment die Augen. „Das ist ein Angebot, mein Freund, ein Angebot, welches ich in dieser Situation und trotz Ihrer unverschämten Art nicht ausschlagen kann. Wenn es Ihnen wirklich ernst ist damit, dann hole ich jetzt sofort Tinte und Papier.“
    Cirk fühlte für einen Augenblick ein leichtes inneres Zittern. Ja, es war ihm ernst damit, aber niemand wusste, was ihn dieser Schritt kostete. Er tat etwas, das er nie für möglich gehalten hatte. Unabhängig, niemandes Knecht zu sein, war immer sein Bestreben gewesen! Und nun wurde schriftlich festgehalten, dass er sich für die Dauer der Fahrt an diesen Mann band. Für einen Augenblick wurde der Wunsch zu fliehenübermächtig. Er wollte frei sein, frei sein, um heimzukehren.
    Aber er schob die aufrührerischen Gedanken beiseite und setzte mit Entschlossenheit seinen Namenszug unter den Vertrag. Danach hatte er nur noch den Wunsch, dieses kalte Gemäuer so schnell wie möglich zu verlassen.
    Cirk konnte nicht abschätzen, wie viele Stunden er schon vor Tjaldas Haus gewartet hatte, war sich aber sicher, dass mittlerweile mehrere vergangen sein mussten. Dennoch waren weder Inken noch Tjalda und auch nicht Bonné Behrends, der

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