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Die Friesenrose

Die Friesenrose

Titel: Die Friesenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Oltmanns
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richtig zurückhalten, deshalb hängen wir jetzt ja auch auf diesem Riff. Wie soll man Seeleute befehligen, die nicht mal mehr ein Tau halten können? Es ist nicht meine Schuld und auch nicht die der Lotsen, die gestern an Bord kamen. Unsere Anweisungen waren richtig und mehr als deutlich.“
    „Ach!“ Ungläubigkeit schwang in der Stimme Hinderk Inkens.
    Doch bevor er noch eine Frage stellen konnte, trat ein Besatzungsmitglied vor.
    „Das ist alles nicht wahr!“ Wütend fuchtelte er mit den Händen in der Luft herum. „Richtige Befehle von diesem Möchtegernkapitän und den Lotsen – dass ich nicht lache.“Verbitterung klang aus seiner Stimme. „Wie waren wir erleichtert, als gestern zwei Lotsen der Oostindischen Campagne an Bord kamen, um die Burg sicher nach Emden zu bringen. Es waren diese beiden hier.“ Er wies mit dem Finger auf zwei Männer, deren Gesichtszüge nun wie erstarrt waren. „Der eine heißt wohl Hanno Heyenga und der andere Freerk Harms.
    Und jetzt wird Ihnen gleich ein Licht aufgehen! Denn wie es der Zufall wollte – so dachten wir zumindest – ist einer der Lotsen der Bruder dieses Kerls, dieses Möchtegernkapitäns.“ Er wies mit dem Finger auf Dirk Harms. „Jedenfalls brachten die zwei Lotsen hier“ – er spie das Wort fast aus – „ein vermeintliches Geschenk der Campagne mit an Bord: ein Fässchen Rum, auf dass uns der klägliche Rest der Fahrt nicht zu lang werden würde. Kapitän Hoogestraat war das gar nicht recht. Alkohol zu trinken, hat er an Bord nicht erlaubt. Doch die Lotsen überredeten ihn, und so bekam jeder von uns gestern Abend ein Tässchen Tee mit Rum. Und danach war uns, als ob wir Blei in den Knochen hätten. Viele hingen mehr über Bord, als dass sie noch standen, geschweige denn irgendwelche Verrichtungen ausführen konnten, und der Kapitän sah aus wie ein Gespenst. Er ist dann auch einfach umgekippt! Und er“ – der Seemann wies mit dem Finger wieder auf Dirk Harms“ – hat noch gelacht, als wir ihn wankend in seine Koje brachten. Wir alle schwankten, doch Hoogestraat war weiß wie ein Leichentuch, und seine Stirn glühte. Ich sage Ihnen, wir sind vergiftet worden. Und den Kapitän hat es am schlimmsten erwischt. Wir sind vergiftet worden, damit die Burg von Emden vorsätzlich auf dieses Riff gesteuert werden konnte. So wurde sichergestellt, dass niemand von uns gegen den Kurs protestierte. Und jetzt muss ich hören, dass man uns sogar noch die Schuld an der ganzen Sache in dieSchuhe schieben will. Dabei haben die Lotsen ganz bewusst einen völlig falschen Fahrweg gewählt. Wie sonst gerät ein Schiff bei klarem Wetter auf das Borkumer Riff? Fragen Sie meinen Freund hier.“ Er wies auf einen Matrosen mit zerzaustem Haar und rotem Gesicht.
    Dieser nickte und berichtete unaufgefordert: „Ich stand mit wackeligen Beinen an Bord und maß die Tiefe mit einem Lot, wie wir es immer tun, wenn Untiefen lauern könnten.“ Der Matrose wandte sich an Hinderk Inkens. „Der Faden wechselte ganz unvermittelt von siebzehn auf zehn Knoten und schon saß das Schiff auf dem Riff fest. Wenn das gegebene Kommando nicht falsch war, dann will ich nicht länger Matrose sein!“
    „Glauben Sie den Männern kein Wort!“ Dirk Harms Gesicht war wutverzerrt. „Gezecht haben sie die ganze Nacht.“
    „Wie es wirklich gewesen ist, wird noch zu klären sein.“ Mit kaltem Blick maß Hinderk Inkens den Ersten Offizier. „Das Vertrauen zwischen Ihnen und der Mannschaft scheint mir jedenfalls zerstört. Deshalb werde ich jetzt an Bord kommen und das Kommando übernehmen.“
    „Wir brauchen Ihre Hilfe nicht“, mischte sich jetzt einer der fremden Fischer, die bislang unbeteiligt geblieben waren, ein. Seine Stimme klang erregt. „Auf die glorreiche Idee, den Kahn zu leichtern, sind wir auch ohne Ihre Hilfe gekommen. Und mehr braucht es nicht! Glauben Sie etwa, wir würden uns diesen fetten Fisch von der Angel nehmen lassen? Nein! Unsere Hilfe wird den Eigner eine schöne Stange Geld kosten, nicht wahr?“, wandte er sich an seine Leute und grinste dümmlich.
    „Mich wundert nur, wie schnell Sie und die anderen Fischer von dem Auflaufen der Burg von Emden erfahren haben.“ Mit stechendem Blick maß Inkens Vater den Fischer,der nach kurzer Zeit die Augen abwandte. „Um wie viel Bergelohn ging es denn gerade im Gespräch mit dem …“ – er zögerte einen Augenblick, als ob ihm die Worte nur schwer über die Lippen kamen – „… mit dem Kapitän?“
    „Helfen wollen

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