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Die Friesenrose

Die Friesenrose

Titel: Die Friesenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Oltmanns
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tief unter Wasser durch Schlingpflanzen und Seetang einen Weg bahnen, um wieder an die Oberfläche, ans Licht zu gelangen. Er wollte seine Augen öffnen, aber seine Lider waren so schwer, dass er lange Zeit dazu brauchte, bis es ihm schließlich gelang. Als Erstes nahm er Tjalda wahr, die an seinem Bett saß und von ihm abgewandt mit einer anderen Person redete. Einer Person, die ihn fast glauben ließ, er sei noch immer in China. Cirk kniff die Augen zusammen, doch das vermeintliche Trugbild blieb.
    „Mein Gott, im hellen Morgenlicht und zwischen der schneeweißen Bettwäsche sieht der Junge aus, als ob er keinen Tropfen Blut mehr im Leib hätte.“ Tjaldas Stimme klang sorgenvoll. „Anfangs waren da ja noch die Albträume, doch dann hat er geschlafen wie ein Toter. Dabei hat der Sturm heute Nacht das Haus wie ein Riese, der an Türen und Fenstern reißt, hin und her gebeutelt. Was für ein Glück, dass ich mich gleich gestern auf den Weg hierher gemacht habe. Heute wäre kein Fischer mehr dazu bereit gewesen, mich zu fahren.“
    „Diese Chinesin weiß, dass keine zehn Pferde und erstrecht kein Sturm ihre Freundin von dem Kranken hätten fernhalten können.“ Ein sanftes Lächeln lag auf dem Gesicht der zweiten Frau, und Cirk lauschte verwundert dem leichten Singsang ihrer Stimme. „Aber es bedarf keiner Sorge mehr. Das Schlimmste ist überstanden. Das Gift hat den Körper dieses mutigen Mannes verlassen, er braucht jetzt nur noch Ruhe, um wieder zu Kräften zu kommen.“
    „Du hast sicherlich Recht, Sumi.“ Tjalda seufzte leise. „Inken hat die ganze Nacht an seinem Bett gesessen. Jetzt habe ich sie erst einmal schlafen geschickt. Nachdem ich schon einmal hier bin, kann ich auch für sie einspringen. Hinderk hat übrigens gestern, bevor er zu mir gekommen ist, noch mit Neehus gesprochen. Ich weiß nicht, wie er ihn dazu gebracht hat, aber die Borkumer Fischer können mit dem Bergegeld, das er für sie ausgehandelt hat, zufrieden sein. Und die beiden Halunken, die der Mannschaft das Gift verabreicht haben, sind den Behörden überstellt worden. Neehus soll vor Wut über die Schandtat der beiden Männer geschäumt haben. Also, ich möchte nicht in ihrer Haut stecken! Sie werden sich vor Gericht zu verantworten haben.“
    Cirk lag mit geschlossenen Augen und lauschte. Er hätte eigentlich wachgerüttelt sein müssen von dem, was er hörte, aber sein Körper war noch nicht so weit, wieder ganz in die Welt zurückzukehren. Einzelne Bilderfetzen zogen an ihm vorbei, und langsam, ganz langsam erinnerte er sich. Da war dieser furchtbare Schmerz gewesen, der ihn hatte glauben lassen, er würde innerlich verbrennen. Die besorgten Blicke seiner Männer, und dann nichts mehr als Schwärze, bis der Ruck kam und das ganze Schiff erbebte. Schreie, Streit, fremde Stimmen, und dann die Stimme, die er unter Tausenden heraus erkannt hätte: Inken. Er war ihrer Stimme gefolgt, mühsam und unter Aufbietung all seiner Kräfte. Plötzlich warda die unmenschliche Wut gewesen, als er das Messer an ihrem Hals gesehen hatte. Nur mittels dieser Wut war es ihm gelungen, ihren Peiniger beiseitezufegen wie die Krumen von einem Stück Papier. Danach gab es wieder nur Schwärze, tiefe, samtene Schwärze und später, sehr viel später, sanfte Hände auf seiner Stirn und kühlende Tücher. Wann war das alles gewesen? Gestern? Heute? Cirk fehlte jedes Gefühl für Raum und Zeit.
    Er hörte das leise Knarren eines Stuhles neben seinem Bett und sich entfernende Schritte. Langsam öffnete er wieder die Lider. Sein Blick fiel auf die weiße Zimmerdecke, streifte die hell gestrichenen Wände und blieb schließlich auf dem Boden mit seinen breiten Dielenbrettern hängen. Eine leichte Bewegung brachte ihn dazu, den Kopf zu wenden, und er blickte direkt in Tjaldas Augen. Diese warf ihm ein aufmunterndes Lächeln zu.
    „Ah, der Schmugglerkönig hat sich entschieden, wieder ins Leben zurückzukehren.“ Sie strich mit der Hand über seinen Arm. Ihr Gesichte strahlte vor Erleichterung. Cirk sah sie nur dankbar an, sprach aber kein Wort. Eine lange Zeit hielten nur ihre Augen miteinander Zwiesprache.
    Schließlich seufzte Tjalda tief. „Wie wäre es mit einem guten Tee?“ Warm klang ihre Stimme und mütterlich.
    Es schien keine Frage gewesen zu sein, denn sie stand auf und ging mit einem letzten liebevollen Blick auf ihn aus dem Zimmer. Cirk reckte sich vorsichtig und bewegte langsam seine einzelnen Gliedmaßen. Er fühlte sich völlig zerschlagen,

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