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Die Friesenrose

Die Friesenrose

Titel: Die Friesenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Oltmanns
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Ungläubig musterte Inken den Austernfischer.
    „So ist es, mein Mädchen“, lobte Garrelt.
    Inken konnte sich nicht vorstellen, dass Cirk solch eine Gaunerei ausgeheckt hatte. Aber hatte sie sich nicht schon einmal in ihm getäuscht? Für einen Augenblick schloss Inken die Lider und versuchte, hinter das Geheimnis zu kommen, was wirklich passiert war. Aber wenn sie in Erwägung zog, dass Cirk an dem Unglück keinen Anteil hatte, was könnte sonst geschehen sein? Keuchend lotete Inken verschiedene Varianten aus. Vielleicht war er gezwungen worden, das Schiff auf das Riff zu fahren, oder aber … Ein Abgrund tat sich vor ihr auf. Sie musste Gewissheit haben!
    „Garrelt.“ Ihre Zunge schien am Gaumen zu kleben. „Wir können doch jetzt nicht einfach tatenlos zusehen, wie die Burg von Emden ausgeräumt und die Mannschaft vielleicht sogar ermordet wird!“ Inken dachte an die früheren Strandräuber, die manchmal zu Strandmördern geworden waren.
    „Das werden wir auch nicht!“ Grimmig wies Garrelt auf die wartenden Fischer. „Wir schnappen uns diese Meute. Allerdings wird jeder von uns eine Schusswaffe mit an Bord nehmen müssen.“
    „Ich will mitkommen!“ Inkens Stimme klang fest. Ihr Vater setzte zu einem Einwurf an, zuckte dann aber resigniert mit den Schultern.
    „Nun gut“, fügte sich auch Garrelt. „Dann kommt ihr beide mit mir.“ Er maß seinen Freund mit einem Seitenblick. „Ich bin vielleicht erleichtert, dass du wieder Inselboden unter den Füßen hast, Hinderk. Auf dich hat ja bislang noch jeder gehört, nicht wahr. Vielleicht können wir mit deiner Hilfe diese ganze leidige Sache auch ohne Blutvergießen aus der Welt schaffen.“
    „Schauen wir mal.“ Inkens Vater nickte ihm zu.
    Kurze Zeit später glitten zehn Fischerboote dicht hintereinanderauf das gestrandete Frachtschiff zu. Schwarzblau glitzerte das Wasser im Morgenlicht, und Inken starrte auf die Burg von Emden , deren Konturen sich fahl und grau gegen den Himmel abzeichneten. Wie Gegner erschienen ihr die fremden Fischerboote, und für einen Augenblick kroch Furcht in Inkens Herz.
    Bald waren sie nahe genug, um einzelne Gestalten an Deck ausmachen zu können. Dann drangen auch die ersten Gesprächsfetzen zu ihnen herüber. Eine Gruppe von Seeleuten hatte sich um einen Mann in Uniform versammelt, der von Deck aus mit einem der Fischer sprach. Es ging um das Leichtern des Frachtschiffes und um Bergelohn. Die Mienen der Besatzungsmitglieder der Burg von Emden waren finster.
    Ohne zu zögern fuhr Garrelt mit seinem Boot bis dicht an das Frachtschiff heran. Das Gespräch der beiden Männer erstarb, und sie beobachteten argwöhnisch, wie die Borkumer Boote immer näher kamen. Inkens Vater erhob sich, und nun verstand Inken auch, warum er seine Kapitänsuniform trug. Groß und sehnig von Gestalt, hatte er schon früher fast alle überragt, und mit seinen gestrafften Schultern und dem hoch erhobenen Kopf wirkte sein Auftreten auch heute Respekt einflößend.
    „Ich möchte sofort mit dem Kapitän dieses Frachtschiffes sprechen.“ Kraftvoll klang seine Stimme.
    „Das tun Sie gerade.“ Ein listiger Ausdruck lag auf dem gut geschnittenen Gesicht des Mannes mit dem hellen lockigen Haar, der auf den ersten Blick durchaus vertrauensvoll wirkte. Doch seine Augen verrieten ihn. In ihnen lag eine Kälte und Härte, die Inken innerlich zurückweichen ließ. In dem abschätzigen Blick, mit dem er erst ihren Vater und dann sie musterte, lag etwas Raubtierhaftes, und Inken fuhr ein Schauer über den Rücken.
    „Sind sie Cirk Hoogestraat?“
    „Nein. Hoogestraat liegt halb tot auf seinem Lager.“ Der Mann deutete mit dem Kopf nach unten. „Deshalb habe ich, vormals Erster Offizier, vorübergehend das Kommando übernommen.“
    Inkens Hände flogen zu ihrem Mund, um nicht laut aufzuschreien, doch ein kleiner Laut musste sich ihrer Kehle dennoch entrungen haben, denn der Blick des Blonden flog in ihre Richtung. Ein wissendes kaltes Lächeln legte sich um seine Mundwinkel, und er schien Inken erst jetzt bewusst wahrzunehmen. Bewundernd glitt sein Blick über ihren Körper und maß mit blitzenden Augen ihr rotes Haar.
    „Mein Name ist Dirk Harms“, warf er ganz allgemein in die Runde, doch die kleine Verbeugung galt ihr, das wusste Inken genau.
    „Was fehlt Cirk Hoogestraat?“ Gepresst kamen die Worte aus ihrem Mund.
    Dirk Harms zuckte die Achseln. „Zu viel getrunken, denke ich. Leider konnte sich die gesamte Mannschaft gestern Abend nicht so

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