Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Friesenrose

Die Friesenrose

Titel: Die Friesenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Oltmanns
Vom Netzwerk:
wir gegen einen Bergelohn von einem Drittel der Fracht“, kam es zurück.
    Garrelt sog hörbar die Luft ein. „Mein Gott, ihr wolltet dem Eigner wohl Hemd und Hosen gleichzeitig ausziehen. Woher kommt ihr eigentlich?“ Sein Blick schweifte von einem Fischerboot zum nächsten.
    „Juist“, kam die knappe Antwort von einem der Schiffe, und für einen Augenblick trat ein beschämter Ausdruck in die Augen des Mannes.
    Einige der fremden Fischer deuteten die Lage daraufhin richtig. Sie wendeten ihre Boote und fuhren ohne ein Wort der Erklärung wieder davon.
    Währenddessen war Inkens Vater mithilfe von Besatzungsmitgliedern an Bord der Burg geklettert. Und Inken folgte ihm. Sie musste einfach auf das Schiff, unter dessen Deck Cirk lag.
    „Sie sind von der Insel aus beobachtet worden“, wandte sich Hinderk Inkens schwer atmend an Dirk Harms, der ihn trotzig anstarrte. „Von einem kompetenten Mann noch dazu, dessen Aussage über die Willkür dieses Auflaufens vom Gericht zweifelsfrei anerkannt werden wird.“
    Inken bezweifelte, ob das Wort des alten Abel vor Gericht von großem Gewicht sein würde, doch ihr Vater sprach sehr überzeugend. „Ich werde Sie vor Gericht bringen“, fuhr er mit fester Stimme fort, „und dort werden Sie und ihre Lotsen sich zu verantworten haben!“
    Inken wusste nicht warum, aber eine winzige Bewegung ließ sie auf die Waffe am Gürtel von Dirk Harms’ Uniformaufmerksam werden. Vielleicht, weil er sie berührte, wie um sich ein Gefühl von Sicherheit zu geben. Es war ein Messer, das in einem silbern glänzenden Schaft steckte.
    Einer der Lotsen, es war Hanno Heyenga, der mittlerweile an die Seite des Kapitäns getreten war, schien verunsichert. „An dem, was Sie sagen, ist was dran“, sagte er schließlich gepresst. „Ich meine, die beiden da“ – er wies auf die Brüder „haben das ausgeheckt – und nicht erst seit gestern. War alles eine abgesprochene Sache – auch das mit den Juister Fischern. Eigentlich wussten wir, was zu tun war, um dem tückischen Riff zu entgehen. Wir hatten Borkum schon fast passiert, als der Kapitän plötzlich den Kurs ändern ließ. Ganz bewusst hat er die Burg von Emden auf das gefürchtete Riff gelenkt. Sie kam dann sogar noch einmal frei, doch wieder befahl der Kapitän ein falsches Manöver, und bei der nächsten Welle war das Unglück geschehen. Als ich gestern an Bord kam und erkannte, dass Dirk Harms hier Kapitän spielte, habe ich sofort Lunte gerochen. Er ist schon des Öfteren verdächtigt worden, in die eigene Tasche und die seiner Verwandtschaft auf Juist zu wirtschaften. Nachdem ich von dem Plan hörte, wollte ich aussteigen, doch sie haben mich gezwungen mitzumachen. Ansonsten hätte auch ich den vergifteten Tee zu trinken bekommen, in dem alles andere als nur Rum war. Die Mannschaft sollte benommen genug sein, um alle Anweisungen ohne Aufbegehren zu befolgen. ,Leichtes Auflaufen‘, hat Dirk Harms es genannt. ,Und dann ordentlich kassieren – Neehus ist reich genug.‘“ Er blickte unsicher zu Inkens Vater.
    Dieser nickte ihm zu. „Wir werden das alles an Land klären. Jetzt ist zuallererst mal wichtig, dass Cirk Hoogestraat Hilfe bekommt und wir die Fracht retten. Gibt es noch weitere Männer, denen es schlecht geht?“
    Der Lotse schüttelte den Kopf. „Sie wollten nur Hoogestraat völlig außer Gefecht setzen, und es war ihnen egal, ob er dabei stirbt oder nicht.“ Tonlos klang seine Stimme. „Hoogestraat sollte kein Risiko mehr darstellen.“
    Eine Welle von Wut und Empörung rauschte durch die Mannschaft, und für einen Augenblick sah es so aus, als ob sich die Männer auf die Brüder stürzen wollten. Diese waren enger zusammengerückt, und Inken glaubte Angst in Freerk Harms Augen zu erkennen. Sein Bruder aber warf die blonden Locken zurück und starrte der Mannschaft furchtlos entgegen. „Er weiß, dass er nichts mehr zu verlieren hat“, dachte Inken, „dieser Mann ist gefährlich!“
    Hinderk Inkens versuchte die Mannschaft zu beruhigen. „Männer.“ Seine Stimme übertönte alle anderen. „Männer, wir wollen es diesen Schurken nicht gleichtun. Ein neutraler Richter soll entscheiden, welche Strafe sie verdient haben. Jetzt ist zunächst etwas anderes wichtiger. Garrelt“ – er wandte sich an seinen Freund –, „ich habe mich entschieden. Wir werden Cirk Hoogestraat auf dein Boot bringen. Ich will, dass er schnellstmöglich zu mir nach Hause und in fachkundige Hände kommt.“
    Garrelt nickte. „Alles klar,

Weitere Kostenlose Bücher